Nach Nord-Stream-2-Stopp Ex-Kremlchef Medwedew droht mit Verdopplung der Gaspreise
Nach dem vorläufigen Stopp der Ostseepipeline droht der ehemalige russische Präsident Europa: Ohne die Gasleitung müsse man sich auf deutliche höhere Preise einstellen. Auch in der Bundesregierung fürchtet man einen Anstieg.
Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat den Europäern wegen des Stopps der deutsch-russischen Ostseepipeline Nord Stream 2 mit einem drastischen Anstieg der Gaspreise gedroht. "Der deutsche Kanzler Olaf Scholz hat gefordert, die Zertifizierung von Nord Stream 2 auszusetzen", erklärte der heutige Vizechef des russischen Nationalen Sicherheitsrates am Dienstag auf Twitter. "Na dann, willkommen in einer neuen Welt, in der die Europäer bald 2.000 Euro für 1.000 Kubikmeter Gas bezahlen werden."
Medwedew machte keine genaueren Angaben dazu, ob er sich auf einen potenziellen Gaspreis beim Import oder für den Endverbraucher bezog. In jedem Fall läge ein Wert von zwei Euro pro Kubikmeter aber deutlich über aktuellen Preisen.
Auch unter dem Eindruck der Krise zwischen der Rohstoffgroßmacht Russland und dem Westen sind die Preise an den Spotmärkten in den vergangenen Monaten gestiegen. Am Dienstag lag der Preis für 1.000 Kubikmeter Gas bei 940 US-Dollar-Marke (umgerechnet 828 Euro), wie die russische Staatsagentur Tass meldete.
Angesichts des Konflikts rechnet auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit steigenden Preisen. "Krieg treibt die Preise, die fossilen Preise nach oben", sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Düsseldorf. Dafür sei alleine Russlands Präsident Wladimir Putin verantwortlich. Mindestens kurzfristig sei mit steigenden Gaspreisen zu rechnen, nachdem die Ölpreise schon angezogen seien. "Wenn die Zukunft ungewisser ist, ist zu befürchten, dass die Preise nach oben gehen." Allerdings hänge dies beim Gas auch immer stark vom Angebot ab und die Menge an Flüssiggas LNG sei zuletzt ausgeweitet worden.
Projekt auf Eis gelegt
Scholz hatte das umstrittene Gasprojekt Nord Stream 2 zuvor als Reaktion auf das russische Vorgehen gegenüber der Ukraine auf Eis gelegt. Das Genehmigungsverfahren für die deutsch-russische Gasröhre müsse nun angesichts der Eskalation in der Ostukraine neu bewertet werden, sagte der Kanzler. Russland warf er schwere Verstöße gegen das Völkerrecht vor.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Montagabend das Existenzrecht der Ukraine in Zweifel gezogen und die Anerkennung der separatistischen "Volksrepubliken" in Luhansk und Donezk im Osten des Landes verkündet. Washington verhängte bereits am Montag erste Strafmaßnahmen gegen die abtrünnigen Provinzen.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa