"Lage sehr dramatisch" UN-Generalsekretär ruft zur Hilfe für Libanon auf
Die Wirtschaft liegt am Boden, die Politik ist zerstritten: Die Situation im Libanon verschlechtert sich weiter, drei Viertel der Bevölkerung leben in Armut. UN-Generalsekretär Guterres ruft zur Hilfe auf.
Angesichts einer schweren Wirtschaftskrise und steigender Flüchtlingszahlen hat UN-Generalsekretär António Guterres die Lage im Libanon als "sehr dramatisch" bezeichnet. "Die Wahrheit ist, dass das libanesischen Volk unglaublich leidet", sagte Guterres am Montag am zweiten Tag seines Besuchs in der Hauptstadt Beirut. Die Führung des Libanon rief er zum Handeln auf. "Dies ist der Moment zur Einigkeit", mahnte er. Zugleich appellierte er an die internationale Gemeinschaft, dem Land zu helfen. Der Libanon verdiene Solidarität.
Das Land leidet seit mehr als zwei Jahren unter der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Mittlerweile leben rund drei Viertel der Bevölkerung in Armut. Die Lira hat etwa 95 Prozent ihres früheren Wertes verloren. Es mangelt an Strom und anderen lebenswichtigen Gütern. Etliche Libanesen wollen das Land verlassen.
Letzte Kabinettssitzung vor zwei Monaten
Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR versuchten in diesem Jahr bis Ende November mindestens 1.570 Menschen, über das Mittelmeer in die Europäischen Union zu kommen. Die meisten wollten nach Zypern. Im gesamt Jahr zuvor waren es etwas halb so viele.
Wegen eines Streits über die Ermittlungen zur Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut vor mehr als einem Jahr ist der Libanon jedoch politisch gelähmt. Das Kabinett hat sich seit mehr als zwei Monaten nicht mehr getroffen. Die UN warnten im vergangenen Monat, der Libanon stehe kurz davor, ein gescheiterter Staat zu werden.
Guterres gedachte am Montagmorgen zunächst der Opfer der verheerenden Explosion. Im Hafen legte er einen Kranz nieder. Bei der Detonation waren im August 2020 mehr als 190 Menschen gestorben und rund 6.000 verletzt worden. Große Teile des Hafens und umliegender Wohngebiete wurden verwüstet. Wegen der Krise kommt der Wiederaufbau kaum voran.
- Nachrichtenagentur dpa