Nach Einmarsch der Taliban UN bestätigen Massenhinrichtungen von Zivilisten in Afghanistan
Massenhinrichtungen, enorme Einschränkungen für Frauen, Kinder müssen an die Waffen: Die Lage in Afghanistan wird von den Taliban bestimmt. Die Vereinten Nationen sind alarmiert.
Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan werden schwere Verletzungen von Menschenrechten aus dem Krisenstaat gemeldet. Darüber berichtete die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf zur brisanten Lage in Afghanistan. Demnach gab es Massenhinrichtungen von Zivilisten und ehemaligen Angehörigen der afghanischen Sicherheitskräfte.
Bachelet sagte, der Bewegungsspielraum von Frauen sei in manchen Regionen eingeschränkt worden, Mädchen dürften teils nicht mehr zur Schule gehen. Friedliche Proteste würden unterdrückt und Minderjährige zum Waffendienst geholt. Die Berichte seien glaubhaft, betonte sie. Die Einhaltung von Frauenrechten durch die radikalislamischen Taliban sei eine "rote Linie", sagte Bachelet und forderte "eine verantwortungsvolle Staatsführung" und die Einhaltung der Menschenrechte.
"Gefahr von Gewalt und Unterdrückung"
"Es bestehen gravierende Risiken für Frauen, Journalisten und die neue Generation von Leitfiguren der Zivilgesellschaft, die in den vergangenen Jahren in Erscheinung traten", sagte Bachelet. "Afghanistans unterschiedliche ethnische und religiöse Minderheiten sind ebenfalls der Gefahr von Gewalt und Unterdrückung ausgesetzt, bedenkt man die Muster schwerer Menschenrechtsverletzungen unter Taliban-Herrschaft in der Vergangenheit und Berichte über Tötungen und gezielte Anschläge in den vergangenen Monaten."
Die Taliban haben bereits wiederholt behauptet, ihre Herrschaft werde sich von ihrer Zeit an der Macht in den 1990er Jahren unterschieden. Damals mussten Frauen zu Hause bleiben, die meisten Unterhaltungsangebote waren verboten und es wurden Strafen wie Steinigungen und öffentliche Hinrichtungen verhängt. Berichte, wonach Taliban-Kämpfer in den vergangenen Tagen von Tür zu Tür gingen, um Gegner ihrer Herrschaft ausfindig zu machen, nähren jedoch Zweifel an diesen Zusagen.
USA und Deutschland organisieren Rettungsflüge
Die USA, Deutschland und weitere Länder arbeiten derzeit daran, tausende Menschen vom Flughafen Kabul aus in Sicherheit zu bringen, nachdem die radikalislamischen Taliban dort vor über einer Woche die Macht übernommen hatten. Noch immer versuchen Zehntausende, einen Platz für einen der Rettungsflüge zu bekommen.
Bundesaußenminister Heiko Maas sagte, dass selbst bei einer Verlängerung der Evakuierungsmission über den 31. August hinaus die Zeit nicht reichen werde, um alle Menschen auszufliegen, die Deutschland und andere Staaten außer Landes bringen wollten. Mehr dazu hier.
Der UN-Menschenrechtsrat beschäftigt sich regelmäßig mit der Menschenrechtslage in aller Welt und beruft bei Bedarf Sondersitzungen ein. Er kann eine Resolution verabschieden oder Untersuchungskommissionen einrichten. Er besteht aus 47 Ländern, die von der UN-Generalversammlung für jeweils drei Jahre bestimmt werden. Darunter ist zurzeit auch Deutschland.
- Nachrichtenagentur dpa