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Menschen dürfen an Land, aber "Alan Kurdi" darf doch nicht in Malta anlegen


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Nach Hilferuf der "Alan Kurdi"
Deutsches Rettungsschiff darf doch nicht in Malta anlegen


Aktualisiert am 08.07.2019Lesedauer: 3 Min.
"Alan Kurdi": Das deutsche Schiff hat zahlreiche Gerettete an Bord (Archivbild).Vergrößern des Bildes
"Alan Kurdi": Das deutsche Schiff hat zahlreiche Gerettete an Bord (Archivbild). (Quelle: Fabian Heinz/Sea-Eye/dpa)
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Malta lässt die "Alan Kurdi" nicht in den Hafen einfahren. Die Geretteten dürfen an Land.

Die Crew des deutschen Rettungsschiffes "Alan Kurdi" hat am Sonntagnachmittag dringende medizinische Unterstützung angefordert – und darf trotzdem entgegen erster Informationen nicht in Malta anlegen. Alle Menschen durften Angaben der maltesischen Regierung zufolge aber von Bord. Sie sollten von Soldaten abgeholt werden. Die Hilfsorganisation Sea-Eye bestätigte die Angaben um kurz nach 21 Uhr. Ein Boot der maltesischen Marine nahm die Geretteten an Bord und brachte sie an Land.

Seit dem Morgen lag das Schiff mit 65 aus Seenot geretteten Menschen vor den Hoheitsgewässern Maltas – dort waren die Häfen allerdings gesperrt. Die Regierung untersagte den Rettern anzulegen. Am Tag zuvor war das Sea-Eye-Schiff bereits vor dem italienischen Lampedusa abgewiesen worden.

Helfer setzen auf Europa

Das Schiff hatte die Menschen nach eigenen Angaben in internationalen Gewässern vor Libyen von einem Schlauchboot gerettet. Sie hatten zur Überfahrt nach Europa angesetzt. Um Notfälle auf der "Alan Kurdi" zu vermeiden, hatte die Besatzung in der Nacht zu Sonntag Kurs auf Malta genommen. Zuvor hatte es über Stunden auf Einlass in Lampedusa gehofft.

Die Hilfsorganisation hatte die Hoffnung auf eine Lösung am Morgen nicht verloren: "Wir sind sicher, dass Malta uns einen sicheren Hafen bieten wird, sobald Deutschland und andere EU-Staaten anbieten, die Menschen aufzunehmen. Wir erwarten, dass Malta damit nicht allein gelassen wird", sagte Sea-Eye-Sprecherin Carlotta Weibl.

Notfälle auf dem Rettungsschiff

Am Sonntagnachmittag meldete Sea-Eye dann drei medizinische Notfälle an Bord des Schiffs. "Alle drei sind in der Hitze kollabiert. Wir benötigen dringend [medizinische] Unterstützung und einen sicheren Hafen, um schlimmeres zu verhindern", schrieb die Hilfsorganisation im Kurzmitteilungsdienst Twitter.

Malta erklärte sich daraufhin zunächst bereit, die drei Menschen an Land zu lassen. Wenig später hieß es zunächst, das Schiff dürfe anlegen und die übrigen Menschen von Bord. Tatsächlich sollen die Geretteten aber von Soldaten abgeholt werden und nach Übereinkunft mit Deutschland und EU-Kommission auf andere Länder verteilt werden. Die "Alan Kurdi" darf die maltesischen Häfen weiter nicht anlaufen.

Die Hilfsorganisation gab an, von all diesen Entwicklungen bislang keine Kenntnis zu haben. Bundesinnenminister Horst Seehofer kündigte an, 15 bis 20 der Geflüchteten von der "Alan Kurdi" und bis zu 20 weitere in Deutschland aufzunehmen.

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Wenn die Todesfälle im Mittelmeer aufhören sollen, dann dürfen Rettungsschiffe nicht wochenlang vor den Inseln liegen bleiben, sagte Sea-Sprecherin Weibl. Am Sonntag wurde bekannt, dass erneut wahrscheinlich fast 100 Menschen bei einem Bootsunglück vor der Küste Tunesiens starben. Bereits vor Tagen waren wieder über 80 Menschen vor Tunesien gestorben. Währenddessen beschuldigten Italiens rechtsextremer Innenminister Matteo Salvini und Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz die Retter.

Salvini hatte der "Alan Kurdi" verboten, in italienische Häfen einzulaufen – und war dabei geblieben, obwohl der deutsche Innenminister Horst Seehofer an ihn appellierte, seine Meinung zu ändern. Deutschland sei bereit, an einer europäischen Lösung mitzuwirken und Flüchtlinge aufzunehmen.

Kurz bevor die "Alan Kurdi" Kurs auf Malta nahm, hatte sich ein italienisches Segelschiff mit Dutzenden aus Seenot Geretteten spektakulär den Anweisungen der italienischen Küstenwache widersetzt – und war ohne Erlaubnis in den Hafen Lampedusas eingelaufen. Die Notfall-Situation auf dem viel zu kleinen Schiff für so viele Menschen habe das erforderlich gemacht, teilte die Crew der von Mediterranea betriebenen Beobachtungsmission mit.

Am späten Samstagabend ließ Italien die Menschen nach langem Warten an Land. Das Innenministerium teilte mit, die "Alex" sei beschlagnahmt worden und gegen den Kapitän werde wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung ermittelt. Die Organisation warf Salvini vor, zu Propagandazwecken Lügen zu verbreiten. Die Crew sei gezwungen gewesen, den Hafen anzulaufen.


Diese Situation wollte die Crew des deutschen Schiffes vermeiden. "Wir können nicht abwarten, bis an Bord der Notstand ausbricht", hatte Sea-Eye-Einsatzleiter Gorden Isler am Samstag gesagt. Am Morgen dann erreichte das Schiff die Grenze der maltesischen Hoheitsgewässer. Doch auch dort waren die Häfen geschlossen.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
  • mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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