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Trump soll Angriff gegen Iran befohlen haben – machte aber Rückzieher


Konflikt mit dem Iran
Bericht: Trump befahl Luftschlag – machte aber Rückzieher

Von dpa, reuters, afp, jmt, aj

Aktualisiert am 21.06.2019Lesedauer: 5 Min.
Donald Trump vor dem Weißen Haus: Der US-Präsident soll einen begrenzten Angriff auf Iran befohlen, dann aber wieder abgesagt haben.Vergrößern des Bildes
Donald Trump vor dem Weißen Haus: Der US-Präsident soll einen begrenzten Angriff auf Iran befohlen, dann aber wieder abgesagt haben. (Quelle: Alex Brandon/ap)

Der Iran will mit dem Abschuss einer US-Drohne eine "Botschaft" an Washington senden, Donald Trump soll daraufhin einen begrenzten Angriff auf das Land beschlossen haben, sagte ihn aber wieder ab.

Mit dem Abschuss einer amerikanischen Aufklärungsdrohne und dem Streit über ihren Abschussort spitzt sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran dramatisch zu. Laut einem Bericht der "New York Times" hat US-Präsident Donald Trump begrenzte Angriffe gegen den Iran genehmigt, dann seine Entscheidung am Donnerstag aber wieder zurückgezogen.

Dem Abbruch seien intensive Debatten im Weißen Haus vorausgegangen zwischen Militärs, Diplomaten und den Kongressführern wie hochrangigen Beamten und Sicherheitsberatern, hieß es in dem Artikel unter Berufung auf offizielle Quellen. Amerikanische Flugzeuge und Kriegsschiffe hätten sich bereit für einen begrenzten Angriff gemacht, aber keine Raketen abgeschossen.

Streit um wenige Kilometer

Die USA behaupten, das ihre abgeschossene unbemannte Drohne sei über internationalen Gewässern getroffen worden. Der Iran legte am Donnerstag nach eigener Darstellung sichere Beweise dafür vor, dass die Drohne über iranischem Hoheitsgebiet flog. Es geht offenbar um wenige Kilometer.

Die zivile Luftfahrtbehörde der Vereinigten Staaten untersagte am Donnerstag Überflüge von US-Passagierflugzeugen über dem Gebiet. US-Maschinen dürften bis auf Weiteres nicht den vom Iran kontrollierten Luftraum über dem Persischen Golf und dem Golf von Oman durchqueren, teilte die Federal Aviation Administration mit.

Grund seien "erhöhte militärische Aktivitäten und verschärfte politische Spannungen in der Region". Diese würden ein "Risiko" für US-Zivilflugzeuge darstellen, es gebe zudem die Gefahr von "Fehleinschätzungen" und einer irrtümlichen Identifizierung. "Der Abschuss eines unbemannten Fluggeräts der USA durch eine iranische Flugabwehrrakete macht das Risiko für die zivile US-Luftfahrt deutlich", erklärte die Behörde.

"Nur Gott weiß, was morgen bringt"

US-Präsident Donald Trump lud am Donnerstag Spitzenvertreter des Parlaments beider Parteien ins Weiße Haus ein, um sie über die Situation zu unterrichten. Der republikanische Senator Lindsey Graham hatte zuvor erklärt, die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Iran sei deutlich gestiegen.

Auf die Frage nach einer militärischen Konfrontation sagte Graham: "Wir sind heute viel näher dran als gestern, und nur Gott weiß, was morgen bringt." Der Fraktionschef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sagte nach dem Treffen: "Der Präsident mag einen Krieg mit dem Iran nicht beabsichtigen, aber wir sind besorgt, dass er und seine Administration in einen Krieg hineinrutschen könnten."

Mehrere führende Republikaner forderten im Repräsentantenhaus eine "angemessene Antwort" auf den Vorfall. In einer gemeinsamen Erklärung warfen sie der Islamischen Republik am Donnerstag eine Provokation vor. "Der Iran hat die Vereinigten Staaten über internationalen Gewässern direkt angegriffen", betonten die Unterzeichner. Dazu gehört der Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy.

Trump: "Schwerer Fehler"

US-Präsident Trump sagte am Donnerstag mit Blick auf den Iran: "Sie haben einen sehr schweren Fehler gemacht." Es sei "wissenschaftlich dokumentiert", dass die Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei. Der iranische Außenminister Jawad Sarif schrieb dagegen auf Twitter, man werde den Fall vor die Vereinten Nationen bringen "und zeigen, dass die Vereinigten Staaten lügen".

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Nach Angaben des US-Zentralkommandos Centcom, das die Truppen im Nahen Osten führt, wurde die Drohne vom Typ "RQ-4A Global Hawk" in der Nacht zu Donnerstag über der Straße von Hormus von einer iranischen Boden-Luft-Rakete abgeschossen.

Trump ließ zunächst offen, wie die USA reagieren werden. "Das werden Sie bald herausfinden", sagte Trump vor Journalisten im Weißen Haus. Trump und die iranische Führung haben in der Vergangenheit betont, dass sie keinen Krieg wollen. Trump hatte im vergangenen Monat aber mit dem "offiziellen Ende des Irans" gedroht, sollte die Führung in Teheran "kämpfen" wollen.

Der Chef der iranischen Revolutionsgarden betonte, der Iran wolle mit niemandem Krieg, sei aber auf jeden militärischen Konflikt vorbereitet. Die "rote Linie" des Irans seien dabei seine Grenzen. "Jeder, der die überschreitet, wird zerstört und auch nicht mehr (in sein Land) zurückkehren", sagte General Salami nach Angaben des IRGC-Webportals.

Streit um Abschussstelle

US-Luftwaffengeneral Joseph Guastella sagte am Donnerstag, die Drohne sei rund 34 Kilometer von der Küste Irans entfernt und damit in internationalem Luftraum gewesen. Der iranische Außenminister Jawad Sarif veröffentlichte Koordinaten zum Abschuss, die zwar vor der Küste, aber in Irans Hoheitsgewässern liegen. "Wir haben die Überreste der US-Drohne in UNSEREN Gewässern geborgen", twitterte Sarif am Donnerstagabend.

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Der Luftraum eines Landes erstreckt sich nach UN-Angaben über dessen Landmasse und gegebenenfalls über dessen Hoheitsgewässer, die bis zu zwölf nautische Meilen (22,2 Kilometer) vor die Küste reichen. Die Koordinaten, an denen die Drohne laut Sarif angegriffen wurde, liegen rund 15 Kilometer vor dem nächsten Punkt an der iranischen Küste. Auf einer Pentagon-Karte ist die Markierung für die Absturzstelle deutlich weiter von der Küste des Landes entfernt.

Die Straße von Hormus ist eine der wichtigsten Seestraßen überhaupt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über die Strecke läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff. Erst vergangene Woche hatten Angriffe auf zwei Öltanker in der Region die Spannungen den USA und dem Iran erheblich angeheizt. Ausgangspunkt der jüngsten Spannungen war der einseitige Austritt der USA aus dem gemeinsamen Atomabkommen mit dem Iran vor rund einem Jahr. Die übrigen Parteien des Abkommens, neben dem Iran die EU, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, China und Russland - sind weiterhin dabei.

Mit dem Abschuss der US-Drohne demonstrierte der Iran - der über das russische Raketenabwehrsystem S-300 verfügt - auch seine militärischen Fähigkeiten. Die Global-Hawk-Drohne ist nach Angaben des Herstellers Northrop Grumman für den Einsatz in extrem hohen Flughöhen konstruiert. Die Drohne kann bis zu 19,8 Kilometer hoch fliegen - deutlich höher als Verkehrsflugzeuge. Das unbemannte Flugzeug ist knapp 15 Meter lang und hat eine Spannweite von 40 Metern. Zum Vergleich: Eine Boeing 737-700 kommt auf gut 33 Meter Länge und eine Spannweite von knapp 36 Metern.

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Spannungen nehmen stetig zu

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nehmen seit Monaten zu. Erst am Montag hatte das Pentagon angekündigt, weitere 1.000 Soldaten in den Nahen Osten zu schicken, um US-Truppen und nationale Interessen der USA in der Region zu schützen. Bereits Ende Mai hatten die USA ihre Truppen im Nahen Osten wegen der "anhaltenden Bedrohung" durch iranische Kräfte um 1.500 Soldaten verstärkt.

Zuletzt waren Tanker im Golf von Oman angegriffen worden. Die USA beschuldigen den Iran, der jedoch dementiert. Die EU enthält sich noch einer Bewertung. Es häuften sich in den letzten Tagen allerdings auch Angriffe auf US-Einrichtungen im Irak, die pro-iranischen Milizen zugeordnet werden.

Der Iran hatte am Montag angekündigt, dass er bereits am Donnerstag kommender Woche eine im internationalen Atomabkommen mit dem Land festgelegte Obergrenze für Vorräte mit niedrig angereichertem Uran überschreiten werde. Zudem erklärte die Islamische Republik, umgehend bereit zu sein, auch das Anreicherungslimit von 3,67 Prozent zu brechen. Für Atombomben ist allerdings ein Anreicherungsgrad von 90 Prozent notwendig, wovon der Iran derzeit weit entfernt ist.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, AFP
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