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Türkei in Syrien: Zwischen Manbidsch und Erdogan stehen nur die USA


Türkischer Feldzug in Syrien
Zwischen Manbidsch und Erdogan stehen nur die USA

Von ap
31.03.2018Lesedauer: 3 Min.
US-Militärfahrzeuge in Manbidsch: Solange US-Truppen in der Stadt sind, dürfte die türkische Armee einen Angriff kaum wagen, doch US-Präsident Trump hat einen Truppenabzug aus Syrien angekündigt.Vergrößern des Bildes
US-Militärfahrzeuge in Manbidsch: Solange US-Truppen in der Stadt sind, dürfte die türkische Armee einen Angriff kaum wagen, doch US-Präsident Trump hat einen Truppenabzug aus Syrien angekündigt. (Quelle: Hussein Malla/ap-bilder)

Nach dem Fall von Afrin will die Türkei im Norden Syriens auf Manbidsch vorrücken. Noch stehen in der 400.000-Einwohner-Stadt US-Truppen, doch die könnten bald abziehen. Was dann?

Die Geschäfte sind mit Waren und Kunden gefüllt, in den Straßen flanieren Familien, tollen Kinder herum und genießen Eis und Süßigkeiten. Man könnte glatt vergessen, dass Manbidsch im Bürgerkriegsland Syrien nahe der Grenze zur Türkei liegt. Ankara hat gerade die Kurdenenklave Afrin 100 Kilometer westlich erobert. In seinem Kampf gegen die Kurdenmiliz YPG nimmt Erdogan nun Manbidsch ins Visier, diese von Arabern und Kurden bewohnte 400.000-Einwohnerstadt.

Bilder von fliehenden Zivilisten aus Afrin haben bei vielen Einwohnern von Manbidsch Ängste ausgelöst, demnächst selbst ein ähnliches Schicksal zu erleiden. Gegen die modernen, hochgerüsteten Streitkräfte des Nato-Mitglieds Türkei hätten wohl auch hier die Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) keine wirkliche Chance. 2016 waren sie es, die mit US-Luftunterstützung Manbidsch von der Schreckensherrschaft der Terrormiliz "Islamischer" Staat befreiten.

Was, wenn die Amerikaner abziehen?

Hoffnung macht ein wichtiger Unterschied zu Afrin: In Manbidsch sind Einheiten der internationalen Anti-IS-Koalition stationiert, auch Amerikaner. Man mag nicht glauben, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Angriffsbefehl auf Manbidsch gibt, solange dort Truppen der USA und anderer Verbündeter sind. Allerdings hat US-Präsident Donald Trump mit seiner Äußerung vom Donnerstag für Aufregung gesorgt, die USA könnten "sehr bald" aus Syrien abziehen. Aus seinem Umfeld verlautete danach, dass Trump schon seit Wochen auf einen raschen Abzug dränge. Sobald die USA dort einen Sieg für sich reklamieren könne, wolle er raus, sagte Trump nach Angaben von Vertrauten.

Ein Anschlag mit einer Sprengfalle am Donnerstagabend, bei dem zwei Mitglieder der Anti-IS-Koalition getötet und fünf verletzt wurden, hat die Lage weiter kompliziert. Eines der Todesopfer war Amerikaner, das andere Brite, teilten die Regierungen beider Länder mit.

2014 kam der "Islamische Staat"

Mit all diesen Entwicklungen ist Manbidsch mehr denn je zum Dreh- und Angelpunkt der amerikanischen Syrien-Politik und -Präsenz geworden. Einwohner wie Said al-Sajegh zählen darauf, dass die USA hier weiter Flagge zeigen. Erdogan werde keinen Kampf mit den USA riskieren und Washington werde nicht nachgeben, glaubt der 33-jährige Lehrer. "Sie werden bleiben. Sie haben hier investiert und sie haben einen Verbündeten hier", sagt er. "Für die Amerikaner ist Manbidsch strategisch wichtig für die Kontrolle des gesamten östlichen Syriens."

Das geschäftige Treiben in den Einkaufsstraßen kann nicht über die Wunden hinwegtäuschen, die der Krieg in Manbidsch geschlagen hat. Der IS hatte die Stadt 2014 erobert, 2016 wurde die Terrormiliz vertrieben. Ein Geschäftshaus zum Beispiel ist eine halbe Ruine: Im Erdgeschoss befindet sich ein Textilgeschäft, die Etagen darüber sind zerschossen. Sicherheitspatrouillen sind allgegenwärtig; Kontrollposten werden von einem Moment auf den anderen errichtet. Das ist auch eine Reaktion auf einen kürzlich versuchten Mordanschlag auf einen kurdischen Politiker.

Angst vor Erdogan

Mona al-Ahmed sagt, sie werde Erdogan nicht ihr Leben bestimmen lassen. Seit der Vertreibung des IS habe insbesondere für Frauen ein neues, besseres Leben begonnen. Die Anwesenheit der USA, aber auch der Verteidigungskräfte der Stadt, stimmten sie zuversichtlich. "Es ist unmöglich für Erdogan, hierher zu kommen", sagt sie. "Wir sind sicher und es ist für jeden unmöglich, hierher zu kommen."

Dschamal Sattuf ist ängstlicher. Er habe Herzrasen bekommen, als er die aus Afrin fliehenden Menschen gesehen habe. Erinnerungen an das eigene Leid während des Kampfs mit dem IS um Manbidsch seien wieder hoch gekommen. "Ich wünsche das niemandem", sagt er. "Wir fürchten, dass er (Erdogan) morgen hier sein wird. Die Leute haben vor ihm wie keinem anderen Angst."

Verwendete Quellen
  • AP
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