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Krieg in Syrien: "Beendet dieses unerträgliche menschliche Leid"


Kämpfe in Syrien immer schlimmer
"Beendet dieses unerträgliche menschliche Leid"

Von reuters, jmt

Aktualisiert am 12.02.2018Lesedauer: 3 Min.
Kinder durchforsten Trümmer in Ost-Ghuta: Seit Ausbruch des Bürgerkriegs sei es nicht zu so schweren Kämpfen gekommen wie derzeit, sagt ein Sprecher der Vereinten Nationen.Vergrößern des Bildes
Kinder durchforsten Trümmer in Ost-Ghuta: Seit Ausbruch des Bürgerkriegs sei es nicht zu so schweren Kämpfen gekommen wie derzeit, sagt ein Sprecher der Vereinten Nationen. (Quelle: Bassam Khabieh/Reuters-bilder)
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In Syrien wird teilweise heftiger gekämpft als je zuvor, sagt ein hochrangiger UN-Vertreter. Eine Waffenpause ist nicht in Sicht – und die Kurden erhalten nun Unterstützung vom Assad-Regime.

Fast sieben Jahre dauert der Bürgerkrieg in Syrien schon, eine halbe Million Menschen starben, Millionen Zivilisten sind auf der Flucht. Fast sah es so aus, als ob sich die Lage beruhigte, der Islamische Staat schien besiegt. Doch nun kämpfen andere Akteure umso heftiger – zum Teil in Regionen, die von den Gefechten weitgehend verschont geblieben waren.

Tote, Verletzte, Vertreibungen

"Wir werden gerade Zeugen einiger der schwersten Kämpfe des gesamten Konflikts", schrieb UN-Hilfskoordinator Ali al-Za'tari am Montag. Seit dem Aufruf der Vereinten Nationen zu einer einmonatigen Waffenpause vor einer Woche habe sich die Lage im gesamten Kriegsgebiet noch verschlechtert. Es gebe Berichte über Hunderte Tote und Verletzte, massive Vertreibungen und die Zerstörung ziviler Infrastruktur einschließlich medizinischer Einrichtungen.

"Ich appelliere an alle Parteien und diejenigen, die Einfluss auf sie haben: Hört auf uns und die betroffene Bevölkerung und beendet dieses unerträgliche menschliche Leid", schrieb al-Za'tari. Die UN hatten am 6. Februar zu einer mindestens einmonatigen Feuerpause aufgerufen, um den Menschen dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen und Verletzte aus den Kampfgebieten herausholen zu können.

Versorgung der Zivilisten nicht mehr möglich

Allein in den Rebellengebieten Idlib und Ost-Ghuta seien in der vergangenen Woche 230 Zivilisten getötet worden. Aus Ost-Ghuta müssten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation über 700 Patienten zur ärztlichen Versorgung herausgebracht werden. Die Warteliste werde immer länger. Versorgungskonvois kommen nicht mehr hinein.

Während die Rebellengebiete in Idlib und Ost-Ghuta kaum mehr gegen Regierungstruppen und russische Luftschläge unterstützt werden, erhält die kurdische YPG-Miliz in ihrem Kampf gegen die angreifende Türkei Unterstützung von ungewohnter Seite: von Präsident Baschar al-Assad.

Assad unterstützt die Kurden gegen Ankara

Im umkämpften Gebiet Afrin agieren regierungstreue Milizen und Kurden Hand in Hand. Denn dort haben sie einen gemeinsamen Feind: die Türkei. Sowohl die Kurden als auch die syrische Führung wollen verhindern, dass Ankara seinen Einflussbereich ausdehnt. Nach Beginn der türkischen Offensive "Ölzweig" hatten die Kurden an Assad appelliert, Truppen zu schicken, obwohl sie andernorts gegeneinander kämpfen.

Zwar hat die Regierung in Damaskus das türkische Vorgehen als illegale Aggression bezeichnet und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Einem offenen Konflikt weicht sie aber aus. Allerdings gewährt sie den Kurden indirekt Unterstützung. Sie duldet, dass die Kurden Kämpfer und Nachschub nach Afrin durch Gebiete holen können, die von Regierungstruppen kontrolliert werden. Assad kann so viel gewinnen, ohne selbst etwas einzusetzen.

Auch Spannungen zwischen Kurden und Regime wachsen

Bis auf einen rund 100 Kilometer breiten Korridor kontrolliert die YPG das Grenzgebiet zur Türkei, die die Kurdenmiliz als Ableger der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK bekämpft. Die meiste Zeit des fast siebenjährigen Bürgerkrieges vermieden die syrischen Streitkräfte und die YPG direkte Konfrontationen, zeitweise bekämpften sie sogar gemeinsame Gegner – darunter Rebellengruppen, die derzeit der Türkei bei der Offensive in Afrin helfen.

In den vergangenen Monaten haben sich aber die Spannungen zwischen beiden Seiten erhöht: Die Regierung hat mit einem Einmarsch in Gebiete im Osten und Norden des Landes gedroht, die die YPG mit US-Unterstützung von der Extremistenmiliz IS eingenommen hat. "Die Positionen der YPG und des Regimes über die Zukunft Nordostsyriens liegen noch weit auseinander", sagt der Syrienexperte der International Crisis Group, Noah Bonsey.

Mit der Unterstützung der kurdischen Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak kann die YPG nicht rechnen. Grund sei die tiefe Feindschaft zwischen der Kurdenregierung im nordirakischen Erbil und der PKK. "Die Chance, dass die Kurdenregierung der PKK offiziell Waffen zukommen lässt, ist gleich null", sagt Francis O'Connor von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. "Es gibt keine Beziehung zwischen den Peschmerga und der PKK. Sie haben in den 90er-Jahren ein paarmal gegeneinander gekämpft, und obwohl es seither kaum noch zu offenen Feindseligkeiten gekommen ist, sind sie weiter erbitterte Gegner."

Verwendete Quellen
  • Reuters
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