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Israel: Kriege ändern nichts an der Existenz des Staates


Meinung
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Hoffnung im Nahostkonflikt
So gut wie unerfüllbar

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 22.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Der iranische Präsident Ebrahim Raisi mit hochrangigen Soldaten auf einer Militärparade: Das Regime des Iran erkennt Israel als Staat nicht an. (Quelle: Iranian Presidency/imago-images-bilder)
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Blick zurück nach vorn: Israel wird 76 und ist als Atommacht aus der Region nicht zu vertreiben. Dieser Einsicht verschließt sich eigentlich nur noch der Iran, die Schutzmacht der Palästinenser.

Manchmal hilft es ja, in die Vergangenheit zu gehen, um einen Konflikt besser zu verstehen. Ich glaube nicht, dass man aus der Geschichte lernen kann, aber zum Begreifen trägt sie zweifellos bei. Zum Beispiel fällt auf, welche Bedeutung Zahlen in dieser Region haben.

Im Jahre 1880, als jüdische Siedler aus Polen und dem Zarenreich vor Pogromen in einem ersten Schub hierher flohen, lebten rund 25.000 Juden und 400.000 Fellachen und Nomaden in Palästina. Übrigens war Palästinenser damals ein Sammelbegriff für alle Muslime, Juden und Christen, die hier ansässig waren. Die Herrschaft übte 500 Jahre lang das Osmanische Reich aus. Nach 1918 war Großbritannien die Mandatsmacht im Auftrag des Völkerbundes.

(Quelle: Privat)

Zur Person

Gerhard Spörl interessiert sich seit jeher für weltpolitische Ereignisse und Veränderungen, die natürlich auch Deutschlands Rolle im internationalen Gefüge berühren. Er arbeitete in leitenden Positionen bei der "Zeit" und dem "Spiegel", war zwischendurch Korrespondent in den USA und schreibt heute Bücher, am liebsten über historische Themen.

Das Zahlenverhältnis zwischen Juden und Arabern veränderte sich auch schon vor der Shoah, was den arabischen Teil beunruhigte und immer wieder zu Aufständen anstachelte. Sie befürchteten, sie würden in die Minderheit geraten und an Einfluss verlieren. Als die UN im Jahr 1947 das Land aufteilten, standen 700.000 Juden 1,2 Millionen Arabern gegenüber. Das waren nun zwei gegensätzliche Nationalbewegungen in wachsender Unversöhnlichkeit.

In der Existenz bedroht

Der Zufall fügt es, dass Israel in Kürze den 76. Jahrestag seiner Staatsgründung feiern wird. Am Nachmittag des 14. Mai 1948 proklamierte David Ben-Gurion in Tel Aviv die Gründung des Landes, das nach längerem Hin und Her Israel getauft wurde. Noch in der Nacht rückten die Armeen Ägyptens, Jordaniens, des Libanons, des Iraks und Syriens auf das Gebiet des neuen Staates vor – die geballte arabische Macht des Nahen Ostens.

Vom Tag der Gründung an war Israel in seiner Existenz bedroht. Der Krieg war seither immer eine reale Möglichkeit. Zugleich veränderten die Kriege immer wieder die Grenzen. Der Sinai kam hinzu und wurde zurückgegeben, auch die Golan-Höhen gab Israel wieder her. Der Streifen Land an der Küste, der Gaza heißt, fiel Israel zu, den es später an die Palästinenser übergab. Im Westjordanland entstanden zahllose völkerrechtswidrige Siedlungen; heute leben 700.000 Menschen dort. Und natürlich Jerusalem.

Die arabischen Nachbarländer unterlagen im letzten Krieg im Jahr 1973 gegen Israel militärisch und zogen ihre Konsequenzen. Danach gingen Ägypten und Jordanien zur Anerkennung des Landes über, das sich nicht ins Meer treiben ließ. Die Emirate am Golf und Bahrain folgten später. Im Hintergrund signalisiert Saudi-Arabien bereits seit einiger Zeit eine gewisse Bereitschaft zur Anerkennung.

Palästinenser verlieren nicht die Hoffnung

Der Jahrestag der Gründung Israels ist für die Palästinenser der Jahrestag der Katastrophe. In diesem Krieg verloren sie nicht nur Land und Häuser, sondern auch ihre Heimat. Denn rund 700.000 von ihnen flohen oder wurden vertrieben. Sie gingen nach Jordanien oder in den Libanon, leben heute noch in Flüchtlingslagern. Knapp 170.000 blieben damals als Minderheit in Israel.

Von Krieg zu Krieg verloren die Palästinenser nicht nur die Hoffnung auf baldige Rückkehr in ihre Heimat, sondern auch Verbündete, die ihre Sache zur eigenen machten. Auch daran werden sie am 14. Mai denken. Wer ist ihre Schutzmacht? Welches Land übt sich nicht in Versöhnlichkeit mit Israel?

Der Iran. Kurz vor dem 14. Mai sandte der Iran Hunderte Drohnen und Raketen nach Israel. Die Propaganda zeigte ein Video, das anfliegende Marschflugkörper über der Al-Aksa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg zeigte, einem islamischen Heiligtum, von dem aus Mohammed gen Himmel geritten sein soll. Seht her, das war die Botschaft, wir befreien Jerusalem, wir sind imstande, Israel zu schlagen und zu zerstören.

Beispiellose und begrenzte Angriffe

Dieser Angriff war genauso beispiellos wie auch der Gegenangriff auf die iranische Stadt Isfahan, in der wichtige militärische Anlagen des Iran stehen (mehr dazu lesen Sie hier). Beide Angriffe waren aber auch begrenzt, kamen sie doch mit Ankündigung und zielten auf die militärischen Stützpunkte ab, wobei hier wie dort der Flugabwehr genügend Zeit zum Abschuss der Drohnen und Raketen blieb. Dennoch sandte auch Israel eine Botschaft: Wenn wir wollen, können wir eure Atomanlagen angreifen, gebt euch keinem Größenwahn hin.

Seit mehr als 75 Jahren existiert der Staat Israel. Kriege ändern an dieser Tatsache nichts, diese Erfahrung könnte ja auch irgendwann in Teheran zu Einsichten führen. Eine Atommacht, die auch konventionell überlegen ist, lässt sich nicht ins Meer treiben.

Mehr Israelis als Palästinenser

Die UN teilten damals das Land zwischen Arabern und Israelis auf. Teilungen sind immer künstlich und stellen selten zufrieden. Damals mag theoretisch sogar eine Chance auf Koexistenz bestanden haben, weil die Anzahl der Menschen auf beiden Seiten überschaubar war.

Heute aber leben knapp zehn Millionen Israelis, davon 1,5 Millionen arabische Israelis, neben fünf Millionen Palästinensern in dieser Region. Unter so vielen Menschen das ohnehin kleine Gebiet auch noch zwischen zwei Staaten aufzuteilen, scheint ziemlich illusorisch zu sein. Wie sollte das gehen – mit Bevölkerungsaustausch? Die Zweistaatenlösung, im Laufe der Jahre immer mal wieder vergeblich angestrebt, ist heute so gut wie unerfüllbar.

Gibt es noch eine andere Lösung?

Als Alternative bleibt die immerwährende Konfrontation zwischen Israelis und Palästinensern, an die beide sich beide gewöhnt haben mögen. Oder eben eine Konföderation, für die sich etliche Israelis, aber auch Araber seit Jahren einsetzen – zwei Staaten, ein Heimatland, das ist ihr Vorschlag.

Wäre doch schön, wenn dieser Teufelskreis aus Krieg, Terror und Hass verlassen werden könnte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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