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Geheimnisvolle Bilderberg-Konferenz: Olaf Scholz' "Superberater" ist dabei


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Bilderberg-Konferenz in Washington
Beim Geheimtreffen der Mächtigen ist Scholz' "Superberater" dabei


Aktualisiert am 05.06.2022Lesedauer: 4 Min.
Olaf Scholz im Gespräch mit seinem engen Berater Jörg Kukies (Archivbild): Der Staatssekretär vertritt die Bundesregierung bei der Bilderberg-Konferenz.Vergrößern des Bildes
Olaf Scholz im Gespräch mit seinem engen Berater Jörg Kukies (Archivbild): Der Staatssekretär vertritt die Bundesregierung bei der Bilderberg-Konferenz. (Quelle: photothek/imago-images-bilder)
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Nach zwei Jahren Unterbrechung kommt der Kreis der Mächtigen wieder beim verschwiegenen Bilderberg-Treffen zusammen. Neben dem CIA-Chef und Wirtschaftsbossen ist dort auch Olaf Scholz' Mann für Finanzfragen.

Der Sicherheitsmann im Anzug, mit weißem Haar und weißem Bärtchen, bittet einen Mann darum, das Gelände des Luxushotels "Mandarin Oriental" in der US-Hauptstadt Washington zu verlassen. Der Mann hat eine Kamera auf Hüfthöhe befestigt, und die hält fest, dass der Sicherheitsmann sehr verschwiegen ist.

Er habe keine Ahnung, wer da tage, sagt der Sicherheitsmann. "So geheim ist das Bilderberg-Treffen?", fragt der Journalist mit der Kamera, der die Szene auf Twitter veröffentlicht hat. Er heißt Max Blumenthal und ist in Deutschland bekannt, weil er Gregor Gysi im Bundestag auf die Toilette verfolgt hatte.

Auch auf seine Fangfrage hin erhält Blumenthal keine Bestätigung. Dass er sich abar tatsächlich am Hintereingang des Veranstaltungsorts der diesjährigen Bilderberg-Konferenz befindet, gilt als gesichert. In dem Hotel zwischen Weißem Haus, Thomas-Jefferson-Memorial und Spionage-Museum kommt erstmals seit 2019 wieder ein Zirkel der Mächtigen von beiden Seiten des Atlantiks zum Geheimtreffen zusammen. Das Treffen begann am vergangenen Donnerstag und soll bis zum heutigen Pfingstsonntag dauern. Den geheimgehaltenen Tagungsort hatte ein weiterer Journalist, Josh Friedman, am Samstag aufgespürt.

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Auf große Medienresonanz ist Friedmans Entdeckung bisher nicht gestossen. Blumenthal, der Journalist mit der Kamera an der Hüfte, ist ziemlich allein hier. Von genau einem Demonstranten berichtet er, einem Veteranen mit einem Georgs-Bändchen am Hemd, einem Zeichen der Unterstützung von Putins Russland.

Ukraine und Russland sind Thema

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg leitet die Konferenz, die ukrainische Botschafterin in den USA, Oksana Markarowa, ist ebenso eingeladen wie der Chef des staatlichen ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz. Die Ukraine und Russland sind Thema, ebenso "Globale Neuausrichtungen" und "Nato-Herausforderungen". Besprochen werden soll auch "Post Pandemic Health", Gesundheitsfragen nach der Pandemie. Pfizers Chef Albert Bourla ist unter den Gästen. Das immerhin geben die Organisatoren bei aller Geheimhaltung bekannt.

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Es gibt seit einigen Jahren zu den Treffen eine Liste mit den Themen und eine mit den Teilnehmern. Staatschefs und Geheimdienstchefs, hochrangige Militärs und Vorstände der bekanntesten Konzerne reden abgeriegelt von der Öffentlichkeit miteinander. Und niemand erfährt, wer was sagt. Das ist die Grundregel seit dem ersten Treffen im Mai 1954 im "Hotel de Bilderberg" in Oosterbeek in den Niederlanden, das dem Treffen den Namen gab.

Grund für Spekulationen

Die Geheimhaltung löst seit Jahren Unmut aus und spornt die Fantasie an. Kritiker finden es bedenklich, wenn Politiker sich fernab öffentlicher Kontrolle Tage mit Firmenchefs und Geheimdienst-Größen treffen – und dabei möglicherweise unter Druck gesetzt werden. Globalisierungsgegner sehen die Konferenz mit großem Unbehagen. Für Verschwörungsideologen ist das Bilderberg-Treffen der Inbegriff einer angeblichen, geheimen Weltregierung, die hier noch ungestörter finstere Pläne zur Versklavung der Menschheit schmieden kann als beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Teil der Weltregierung wäre dann auch der Grünen-Politiker Jürgen Trittin, der 2012 zu der Konferenz fuhr. Bei ihm hörte sich das nicht so spannend an, als er sich gegen heftige Kritik an der Teilnahme wehrte. Das Treffen, so schreibt Trittin, unterscheide "sich wenig von vielen anderen Konferenzen, bei denen Manager, Wissenschaftler und Politiker zusammentreffen. (...) Damit solche Diskussionen nicht nur in den üblichen Textbausteinen enden, finden sie häufig vertraulich statt. Dies unterscheidet Bilderberg-Konferenzen nicht von vielen anderen Formaten, wo sich Think-Tanks, Politiker und Unternehmen treffen."

Eiserne Schweigeregel

"Chatham House Rule" nennt sich die Schweigeregel, und in der Vergangenheit hielten sich die ausgesuchten Teilnehmer daran. Sie dürfen Informationen verwenden, die sie erfahren, sie dürfen aber nicht sagen, wer es gesagt hat. Teilnehmer sollen ihre Meinung offen sagen können, ohne zu fürchten, dass das Folgen für die eigene Person, das Amt oder das Unternehmen hat.

Die Regel gilt auch für Medienvertreter, die eingeladen sind in den elitären Zirkel. Zum wiederholten Mal steht Matthias Döpfner auf der Teilnehmerliste, Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Verlags. Er trifft auf berufliche Bekannte: Alex Karp ist dort, früherer Springer-Aufsichtsrat und CEO von Palantir Technologies, der gerade in der Ukraine Präsident Selenskyj die Unterstützung seiner Firma bei der Analyse großer Datenmengen zugesichert hat. Karp trifft auf den früheren Google-Chef Eric Schmidt, auf Führungskräfte von Microsoft und Facebook.

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Die neuen Springer-Eigentümer sind durch Henry R. Kravis, Mitgründer des Finanzinvestors KKR, der weit über 200 Milliarden US-Dollar verwaltet, ebenfalls vertreten. Kravis' Frau ist Co-Vorsitzende und wird auf der Liste als Co-Vorsitzende des "Museum of Modern Art" geführt. Das stimmt, interessanter für die Runde dürfte sie aber aus anderem Grund sein: Sie gehört zu den Führungszirkeln von Publicis, einem der weltgrößten Werbe- und PR-Unternehmen und von LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton, weltgrößter Luxusgüter-Konzern.

Döpfner ist nicht als einziger Deutscher eingeladen. Auf der Gästeliste steht auch Constanze Stelzenmüller vom US-Thinktank Brookings Institution, in deutschen Medien oft als USA-Erklärerin zu sehen. Dazu kommen Thomas Buberl, Vorstandschef des Versicherungskonzern AXA, der Shopify-Gründer Tobias Lüdtke.

Er vertritt die Bundesregierung

Als Vertreter der Bundesregierung ist Staatssekretär Jörg Kukies aus dem Kanzleramt eingeladen, früherer Co-Deutschlandchef der Investmentbank Goldman Sachs. Er gilt als "Superberater" von Olaf Scholz, weil er ihm in Fragen der Wirtschafts- und der Europapolitik zur Seite steht.

Deutschland ist damit weniger prominent vertreten als in vielen früheren Jahren und als manch anderes Land: Der niederländische König Willem-Alexander und Premierminister Mark Rutte wurden in Washington erwartet, die finnische Premierministerin Sanna Marin, auch Europarats-Präsident Charles Michel hatte den Termin in seinem Kalender.

Dunkle Scheiben, abgeriegelte Auffahrt

Zu sehen waren sie auf den wenigen Bildern nicht: Autos mit verdunkelten Scheiben fuhren zum Hotel, und dort wurde hinter dem rausgeworfenen Journalisten Blumenthal und seiner versteckten Kamera dann auch die Auffahrt per Bauzaun abgeriegelt.

Das Hotel liegt aber direkt an einer vielbefahrenen Straße, und damit hätte passieren können, was sich beim Bilderberg-Treffen in Dresden 2016 zutrug: Ein Brite wurde verhaftet, weil er mit einem möglichen Wurfgeschoss nicht bereit war, die Straßenseite zu wechseln. Der Mann hatte ein drei Pfund schweres Brot dabei.

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