Online-Gipfel Xi und Johnson machen große Klima-Versprechungen
Die Lage ist ernst. Auf dem Klimagipfel von US-Präsident Joe Biden wird darüber diskutiert, wie die Klimakrise bekämpft werden kann. Verfolgen Sie die Reden der Staats- und Regierungschefs Livestream.
China hat eine Verringerung seines Kohleverbrauchs von 2025 an in Aussicht gestellt. Auf dem virtuellen Klimagipfel auf Einladung von US-Präsident Joe Biden sagte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Donnerstag, sein Land wolle Kohlekraftwerke "streng kontrollieren". Während des laufenden Fünf-Jahres-Planes bis 2025 solle der Anstieg des klimaschädlichen Kohleverbrauchs "streng begrenzt" und während des folgenden Planes bis 2030 "stufenweise verringert" werden.
Verfolgen Sie die Klimakonferenz in englischer Sprache hier im Livestream:
Er wiederholte seine Zusage, dass China den Höhepunkt seiner Emissionen vor 2030 anstrebe und Kohlendioxid-Neutralität vor 2060 erreichen wolle. Das bedeutet, dass kein Kohlendioxid ausgestoßen wird oder die CO2-Emissionen vollständig kompensiert werden. China habe sich verpflichtet, schneller vom Höhepunkt zur Neutralität zu gelangen, als es vielen entwickelten Länder gelingen könnte, sagte Xi Jinping. "Das erfordert außergewöhnlich harte Anstrengungen."
China wolle mit der internationalen Gemeinschaft, einschließlich den USA, zusammenarbeiten, um die Verpflichtungen nach dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Es müsse der Grundsatz der "gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung" gelten. Demnach müssten Industrieländer den Entwicklungsländern helfen.
China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde sowie der größte Kohleverbraucher und Kohlendioxidproduzent. Während die Regierung wiederholt die Ziele im Kampf gegen den Klimawandel bekräftigt, bemängeln Kritiker aber einen weiteren Ausbau der Kohleenergie auf lokaler Ebene und einen Zuwachs der Kohleförderung. Das Land stützt seine Energieversorgung zu rund 60 Prozent auf Kohle.
Johnson: Klimaschutz und Wirtschaftswachstum kein Widerspruch
Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Teilnehmer des US-Klimagipfels dazu aufgefordert, ihre Bemühungen im Kampf gegen die Erderwärmung zu verstärken. Großbritannien habe gezeigt, dass es möglich sei, Emissionen zu verringern und trotzdem ein erhebliches Wirtschaftswachstum zu erreichen, sagte Johnson bei der Online-Konferenz der US-Regierung am Donnerstag. Die Erholung von der Coronavirus-Pandemie könne genutzt werden, um in eine grünere Zukunft zu investieren, so der konservative Politiker.
Bereits am Dienstag hatte Johnson angekündigt, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in Großbritannien bis 2035 um 78 Prozent im Vergleich zum Niveau der 1990er Jahre reduzieren zu wollen. Das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, könne damit bereits bis 2037 zu zwei Dritteln erreicht werden. Laut Johnson handelt es sich um "das weltweit ambitioniertestes Ziel für die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen". Er forderte die Teilnehmer der für November im schottischen Glasgow geplanten UN-Klimakonferenz (COP26) auf, bis dahin ähnliche Verpflichtungen einzugehen.
Biden: "Wir müssen uns bewegen"
US-Präsident Joe Biden hat zum Auftakt des Gipfels mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs entschiedenes und schnelles Handeln zur Eindämmung der Erderwärmung angemahnt. "Die Zeichen sind unübersehbar. Die Wissenschaft ist nicht zu leugnen. Die Kosten des Nichtstuns werden immer höher", sagte Biden. "Wir müssen uns bewegen. Wir müssen schnell handeln, um diese Herausforderungen zu meistern."
Biden warb dafür, in Klimaschutzmaßnahmen auch die wirtschaftlichen Chancen zu sehen: Die Energiewende, der Ausbau der Elektromobilität und Infrastrukturmaßnahmen böten die Gelegenheit, Millionen gut bezahlte Jobs zu schaffen.
"Kein Land kann diese Krise allein lösen", sagte Biden und mahnte zu ehrgeizigeren Zielen bei der Drosselung klimaschädlicher Treibhausgas-Emissionen. "Jeder von uns und besonders diejenigen von uns, die die größten Volkswirtschaften der Welt repräsentieren: Wir müssen uns anstrengen."
Die USA wollen bis zum Ende des Jahrzehnts ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2005 halbieren. Biden bekräftigte sein Ziel, die USA auf den Pfad bringen zu wollen, dass sie spätestens 2050 ihre CO2-Emissionen auf netto null drücken.
Online-Gipfel mit 40 Staats- und Regierungschefs
Biden hatte 40 Staats- und Regierungschefs zu dem Online-Klimagipfel eingeladen. Das Treffen soll die Dringlichkeit und den wirtschaftlichen Nutzen von stärkeren Klimaschutzmaßnahmen auf dem Weg zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen im November in Glasgow unterstreichen. Für den zweitägigen Gipfel haben neben Bundeskanzlerin Angela Merkel der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping ihre Teilnahme zugesagt. Die USA und China sind die weltweit größten Kohlendioxidproduzenten.
Bis 2030 muss sich allen Experten zufolge weltweit viel mehr tun, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Denn schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad erwärmt, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die zehn Jahre von 2011 bis 2020 waren das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die fatalen Folgen, je nach Region: mehr Hitzewellen und Dürren sowie Starkregen, Stürme, Unwetter und Überschwemmungen. Auch hat die Erde wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge in den vergangenen Jahren Billionen Tonnen an Eis verloren.
- Nachrichtenagenturen afp und dpa