"Beispiellos in der Neuzeit" Opec-Staaten wollen ihre Ölförderung drastisch reduzieren
Die Weltwirtschaft steht unter starkem Druck, die Nachfrage nach Öl ist entsprechend gesunken. Nun reagiert das Ölkartell Opec auf die Krise – mit einer Kürzung der Produktion.
Das Ölkartell Opec und seine Kooperationspartner mit Ausnahme von Mexiko haben sich zur Stabilisierung des Ölmarkts auf eine Kürzung ihrer Ölproduktion geeinigt. Das Kartell wolle seine Produktion zunächst im Mai und Juni um rund zehn Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag kürzen, teilte die Opec am Freitagmorgen nach einer langen Videokonferenz in der Nacht mit. Das entspricht rund zehn Prozent der weltweiten Produktion. Danach solle die tägliche Fördermenge bis Ende April 2022 schrittweise angepasst werden. Die Einigung hänge aber noch von der Zustimmung Mexikos ab, hieß es.
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Die Opec+-Runde steht unter Druck, weil der Ölpreis zuletzt dramatisch abgestürzt war. Gründe dafür sind die Ausbreitung des Coronavirus sowie ein Preiskrieg der beiden Opec+-Schwergewichte Saudi-Arabien und Russland. Die beiden Staaten hatten sich bei den Opec+-Verhandlungen Anfang März nicht auf eine weitere gemeinsame Strategie einigen können.
Der Generalsekretär der Organisation, Mohammed Barkindo, erklärte am Donnerstag in seiner Eröffnungsrede, dass die Organisation für das Jahr 2020 von einem Nachfrage-Rückgang beim Rohöl um 6,8 Millionen Barrel pro Tag ausgehe. Im zweiten Quartal dürfte der Rückgang laut Barkindo sogar rund zwölf Millionen Barrel betragen. "Das sind atemberaubende Zahlen. Beispiellos in der Neuzeit", so Barkindo.
Eine weitere wichtige Entscheidung steht noch aus
Am Freitag soll eine Telefonkonferenz der G20-Energieminister stattfinden, bei der der Ölmarkt ebenfalls eine Rolle spielen dürfte. Experten gehen davon aus, dass die Opec+ dort Unterstützer suchen wird, die ihre Produktion dann ebenfalls kürzen könnten. Vor allem ein Beitrag der USA dürfte der Opec+ wichtig sein. Ob die 23 Staaten zuvor in ihrer eigenen Runde weiter diskutieren werden, war unklar.
Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent lag am 19. Februar noch bei fast 60 US-Dollar – am 1. April kostete das Fass dann bloß noch rund 25 Dollar. Am Donnerstag kletterte der Brent-Preis zeitweise wieder auf rund 33 Dollar, sank aber während des Opec+-Meetings wieder.
- Nachrichtenagentur dpa