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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Dies ist keine Zeit für Pessimismus" Rede in Davos: Für Trump ist Greta eine Schwarzmalerin
Greta Thunberg und Donald Trump sind so etwas wie die Gegenpole in der Klimadiskussion. Beim Weltwirtschaftsforum schaute man deshalb ganz genau hin, wie sich beide zur Klimadebatte äußern.
Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist auch das Aufeinandertreffen der zwei polarisierendsten Köpfe in der Klimadiskussion. Auf der einen Seite die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die mit ihrem Schulstreik fürs Klima eine weltweite Bewegung losgetreten hat. Auf der anderen Seite US-Präsident Donald Trump, der den menschengemachten Klimawandel leugnet und sein Land aus dem Pariser Klimaabkommen geführt hat.
Trump war es am Dienstagmittag vorbehalten, die Eröffnungsrede auf der großen Bühne der Tagung zu halten. Der US-Präsident rühmte darin seine Wirtschafts- und Handelspolitik als eine einzige Erfolgsgeschichte. Unter ihm seien die Steuern gesenkt und Millionen neue Jobs in den USA geschaffen worden. Die Arbeitslosigkeit sei auf einem historischen Tiefstand, der Wohlstand auf einem Allzeithoch. Er habe Handelsabkommen geschlossen, die noch vor Jahren undenkbar gewesen wären, und die auch anderen Ländern zugute kämen. Und die beste Zeit stehe seinem Land noch bevor, sagte Trump.
Seinen Ausführungen folgend, strebten die USA einem goldenen Zeitalter entgegen. Herausforderungen wie die Erderhitzung oder die Zerstörung der Umwelt erwähnte er mit keinem Wort. Stattdessen tat er entsprechende Warnungen als das Gerede von den "ewigen Propheten des Untergangs" ab, die sehen wollten, "dass es uns schlecht geht".
Seine Rede ließ sich als Aufruf verstehen, über die Klimarisiken hinwegzusehen. "Dies ist keine Zeit für Pessimismus, dies ist eine Zeit für Optimismus." Man dürfe sich nicht von den Schwarzsehern beeinflussen lassen. Diese hätten früher eine Katastrophe durch Überbevölkerung vorhergesagt, dann massive Hungerkrisen oder schlicht das Ende der Welt, sagte Trump. Um allerdings zu zeigen, dass auch ihm die Umwelt am Herzen liegt, kündigte Trump an, künftig die Initiative "Eine Billion Bäume" des Weltwirtschaftsforums zu unterstützen – in welchem Umfang ließ er offen.
Thunberg: "Unser Haus brennt noch immer"
Mit den "Propheten des Untergangs" dürfte der US-Präsident allen voran Greta Thunberg gemeint haben. Anders als Trump sprach die 17-jährige Schwedin nicht vor dem großen Forum, sondern hielt ein kurzes Eingangsstatement zu einer Klimadiskussion in einem kleineren Saal. Thunberg kritisierte dabei die bisherigen Anstrengungen, der Klimakrise Herr zu werden, in gewohnter Schärfe.
"Leere Worte und Versprechen" sollten den Eindruck erwecken, dass etwas für das Klima getan werde, sie brächten aber nichts gegen die Klimakrise, sagte Thunberg. "Unser Haus brennt noch immer. Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an." Daran werde auch das Pflanzen von ein paar Millionen Bäumen nichts ändern, sagte Thunberg, die damit Donald Trumps Stichelei parierte. "Wir sagen euch immer noch, dass ihr in Panik geraten und so handeln sollt, als ob ihr eure Kinder über alles liebt."
Thunberg attackierte auch den Glauben, dass der technologische Fortschritt die Klimaprobleme lösen könne. Es bringe aber nichts, auf Technologien zu vertrauen, die heutzutage noch gar nicht existierten, sagte die Klimaaktivistin. Die junge Generation wolle auch nicht, dass weiter über CO2-Neutralität geredet und dabei in Wirklichkeit bei den tatsächlichen Werten getrickst werde. "Lasst uns das deutlich machen: Wir müssen die Emissionen nicht verringern. Unsere Emissionen müssen gestoppt werden", sagte Thunberg.
Die Diskussionen, wie die Menschheit den Herausforderungen der Erderhitzung begegnen kann, werden das Jubiläumsforum in Davos sicher noch bis Freitag begleiten. Der Mann, der den Klimawandel mal als "Scherz" bezeichnet hatte, wird daran aber nicht bis zum Ende teilnehmen. Donald Trump wird den Ski-Ort in den Schweizer Alpen am Donnerstag wieder verlassen.
- Eigene Recherchen
- Mit Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters