Reaktionen auf Tod von al-Bagdadi Russland zweifelt an Trumps Version von US-Einsatz
IS-Chef al-Bagdadi soll bei einem US-Spezialeinsatz in Syrien getötet worden sein. Zumindest behauptet das US-Präsident Donald Trump. Doch Widerspruch kommt aus Moskau.
Nach der Mitteilung von US-Präsident Donald Trump zum Tod des Chefs der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, hat das russische Verteidigungsministerium Beweise für die Operation gefordert. Es gebe von den mutmaßlich beteiligten Seiten in den Details widersprüchliche Angaben, die Zweifel aufkommen ließen, sagte Generalmajor Igor Konaschenkow am Sonntag in Moskau nach einer Mitteilung des Ministeriums. Es gebe keine überzeugenden Informationen, dass die USA in der von ihnen nicht kontrollierten Zone in Syrien solch eine Operation durchgezogen hätten.
Zuvor hatte Trump den Tod des IS-Anführers bestätigt. Dagegen meinte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, dass am Samstag oder in den vergangenen Tagen keine Luftschläge in der Idlib-Zone verzeichnet worden seien. Russland hat nicht nur eigene Truppen in Syrien. Die russische Weltraumaufklärung beobachtet das Geschehen dort auch mit Satelliten.
Am Samstag hatte das Ministerium den USA massiven Ölschmuggel aus Syrien vorgeworfen und dazu Bilder veröffentlicht. Außerdem werde der Anführer der Dschihadistenmiliz nunmehr "zum x-ten Mal" für tot erklärt, hieß es in der Erklärung weiter. Tatsächlich jedoch lägen "keine verlässlichen Informationen" vor, es gebe stattdessen widersprüchliche Angaben, was "Zweifel ... am Erfolg der amerikanischen Operation" schüre.
Eigentlich Hochburg von IS-Gegnern
General Konaschenkow sagte auch, dass die Region von der militanten islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) dominiert werde. Der frühere Ableger der Terrororganisation Al-Kaida habe dort bisher alle IS-Zellen kompromisslos ausgelöscht. Dass sich der IS-Anführer ausgerechnet dort in aller Ruhe aufgehalten haben soll, müsse zumindest bewiesen werden.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass der Tod eines IS-Anführers auch keine Bedeutung habe, da die IS-Terrormiliz in Syrien seit Anfang 2018 ohnehin zerschlagen sei. Auf die Situation in Syrien habe die Mitteilung der USA keinen Einfluss. Die Gefahr sei durch die vielen Terroristen in der Region nicht gebannt.
Auch andere Länder haben auf den angeblichen Tod des IS-Chefs reagiert:
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei: "Der Tod des Daesh-Anführers markiert einen Wendepunkt in unserem gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus", schrieb Erdogan auf Twitter. "Die Türkei wird den Kampf gegen den Terror weiter unterstützen. Die Türkei hat den teuersten Preis im Kampf gegen Terrororganisationen wie den IS gezahlt."
Florence Parly, französischer Verteidigungsminister: Frankreich will auch nach dem Tod des IS-Chefs mit internationalen Partnern die Terrormiliz bekämpfen. Das teilte Verteidigungsministerin Florence Parly mit.
Benjamin Netanjahu, Israels Ministerpräsident: "Ich möchte dem Präsidenten Trump zu dem beeindruckenden Erfolg gratulieren, der zur Tötung des IS-Chefs al-Bagdadi führte. Al-Bagdadis Tod ist ein wichtiger Meilenstein, aber die Schlacht steht uns noch bevor."
- US-Präsident bestätigt Tod von al-Bagdadi – Trump: "Der IS-Chef starb winselnd, weinend und schreiend"
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Ben Wallace, britischer Verteidigungsminister: "Die Welt wird al-Bagdadi nicht vermissen. Der IS ist eine der mörderischsten Terrororganisationen der Gegenwart."
Dominic Raab, britischer Außenminister: "In der Folge des Todes des Daesh-Anführers, dürfen wir Daesh nicht erlauben, jemanden zu glorifizieren, der solch unmenschliche, abscheuliche Straftaten begangen hat. Großbritannien wird weiter am Sieg über den IS arbeiten."
Maslum Abdi, Kommandeur der kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF): "Schläferzellen werden den Tod al-Bagdadis rächen. Wir stellen uns auch auf Angriffe auf Gefängnisse unter kurdischer Verwaltung ein, in denen tausende IS-Kämpfer festhalten werden.
- Mit Material der dpa, Reuter und AFP
- Eigene Recherchen