Kritik an Grönland-Kaufplan "Donald Trump ist verrückt geworden"
"Aprilscherz", "lächerlich", "verrückt": Donald Trump bekommt heftigen Gegenwind aus der dänischen Politik. Zuvor hatte der US-Präsident einen Kauf Grönlands durch die Vereinigten Staaten ins Gespräch gebracht.
Politiker in Dänemark haben mit Verwunderung und Kritik auf das angebliche Interesse von US-Präsident Donald Trump an einem Kauf Grönlands reagiert. "Es muss sich um einen Aprilscherz handeln", sagte der frühere Ministerpräsident Lars Lokke Rasmussen am Freitag. "Wenn er das wirklich in Betracht zieht, dann ist das der letzte Beweis, dass er verrückt geworden ist", betonte der außenpolitische Sprecher der Dänischen Volkspartei, Sören Espersen, im Gespräch mit dem Sender DR. "Der Gedanke, dass Dänemark 50.000 Bürger an die Vereinigten Staaten verkauft, ist völlig lächerlich."
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Die grönländische Abgeordnete Aaja Chemnitz Larsen twitterte am Freitag: "Nein danke zu Trumps Kaufplänen für Grönland!" Vielmehr müsse eine bessere und gleichberechtigte Partnerschaft mit Dänemark zu einem stärkeren und unabhängigeren Grönland führen.
"Risiko einer Militarisierung"
Das "Wall Street Journal" sowie die "Washington Post" und der Sender CNN hatten zuvor berichtet, Trump habe Berater angewiesen, die Möglichkeit zu prüfen, die zum dänischen Königreich gehörende autonome Arktisinsel zu erwerben. Wie seriös die Absichten seien, sei selbst für seine Mitarbeiter unklar. Es sei etwa diskutiert worden, ob eine solche Offerte überhaupt legal sei, wie eine solche Operation vonstatten gehen könne und wo das Geld dafür herkommen solle. Fest stehe, dass Trump, der als Immobilienunternehmer reich wurde, Anfang September seinen ersten Dänemark-Besuch plane.
Der außenpolitische Sprecher der dänischen Sozialliberalen, Martin Lidegaard, schrieb auf Twitter, bei der Kaufidee handele es sich hoffentlich um einen Witz. Andernfalls sei dies "ein schrecklicher Gedanke mit dem Risiko einer Militarisierung Grönlands".
Erster Vorstoß bereits 1867
Für Washington ist Grönland nach US-Berichten durch seine Nähe zu Russland, die chinesischen Interessen und die vermuteten Bodenschätze strategisch wichtig. Die USA betreiben in Thule einen Luftwaffenstützpunkt, der Teil ihres Raketenwarnsystems ist. 1951 hatten die Vereinigten Staaten und Dänemark ein Verteidigungsabkommen geschlossen. Im Zweiten Weltkrieg nutzten die USA die Insel für die Luftbrücke über den Atlantik.
Neu sei die US-Idee eines Grönland-Kaufs indes nicht, hieß es weiter: Nach dem Zweiten Weltkrieg habe der damalige Präsident Harry Truman 1946 Dänemark 100 Millionen Dollar für Grönland geboten. Einen anderen Vorstoß soll es bereits 1867 gegeben haben.
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Grönland mit seinen rund 56.000 Einwohnern ist etwa sechsmal so groß wie Deutschland, ein Großteil der Fläche ist ständig von Eis bedeckt. Geografisch gesehen gehört die größte Insel der Welt zu Nordamerika, politisch aber zu Dänemark. Seit 1979 genießt sie weitgehende Autonomie innerhalb Dänemarks.
- Nachrichtenagentur dpa und Reuters