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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Handel, Klima, Putin Was die Trump-Herausforderer mit Deutschland vorhaben
Donald Trump attackiert und droht Deutschland. Seine demokratischen Herausforderer wollen die Beziehungen zu Berlin und Europa reparieren – und versprechen bei t-online.de eine neue Welle der Zusammenarbeit.
Wieder einmal hat Donald Trump Deutschland ins Visier genommen. In dieser Woche stellte sich der US-Präsident hinter die Drohung seines Botschafters, Truppen aus der Bundesrepublik abzuziehen, falls Berlin nicht mehr Geld für Verteidigung ausgebe.
Dieses neueste Manöver fällt in ein bekanntes Muster: Trump greift Deutschland in der Sicherheitspolitik regelmäßig an und hat Europa als Gegner in der Handelspolitik auserkoren – er geht auf Konfrontation.
Die demokratischen Herausforderer Trumps für die Präsidentschaftswahl 2020 haben sich dem nun entgegengestellt und in Gesprächen mit t-online.de angekündigt, das Verhältnis zu Deutschland und Europa reparieren zu wollen.
Sowohl Kandidaten des linken Parteirandes als auch Zentristen stellten dabei eine Reihe transatlantischer Initiativen in Aussicht: beim Handel, aber auch bei der Klimakrise oder beim Zurückdrängen russischer Einflussoperationen – zwei Themen, deren Relevanz der Mann im Weißen Haus leugnet. Die Vorhaben würden eine radikale Kehrtwende von Trumps isolationistischem Kurs bedeuten.
Elizabeth Warren, eine der Favoritinnen im parteiinternen Wettstreit um die Kandidatur, kündigte eine neue Welle der transatlantischen Zusammenarbeit bei "Handel, internationaler Sicherheit und der Unterstützung von Krisenstaaten" an. Zentraler Teil ihrer Außenpolitik sei die "Zusammenarbeit mit Verbündeten sowie das Wissen um den Unterschied zwischen Freunden und Feinden", sagte sie t-online.de.
Zudem stellte die Senatorin aus dem Bundesstaat Massachusetts eine Reihe gemeinsamer Projekte in Aussicht. Kooperation bei einem Thema würde die Zusammenarbeit bei anderen Themen erleichtern. Warren kritisierte Trumps Idee, "einen Handelskrieg mit China zu beginnen, während er zeitgleich Europa, Kanada und Südkorea einen Handelskrieg erklärt."
Merkel als Vorbild
Warren, die wirtschaftspolitisch links steht, stieg zuletzt in den Umfragen und liegt hinter Ex-Vizepräsident Joe Biden auf Platz zwei. Der innerparteiliche Wahlkampf tobt bereits, so viele Kandidaten wie noch nie wollen Präsident werden. Die Vorwahlen beginnen im Februar 2020.
Biden hatte angekündigt, zu Beginn einer möglichen Amtszeit mit westlichen Demokratien bei Herausforderungen wie der Klimakrise und Migration zusammenzuarbeiten. In der vergangenen Woche nannte er bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa die deutsche Flüchtlingspolitik unter Angela Merkel als Vorbild für den Umgang mit Migration.
Weitere Präsidentschaftskandidaten drängten zur Zusammenarbeit mit Deutschland und Europa bei der Klimakrise und russischer Aggression.
Deutschland als "großartiger Partner"
Der Gouverneur des Bundesstaats Washington, Jay Inslee, bezeichnete Deutschland als "großartigen Partner" bei der Bekämpfung der Klimakrise. "Ich freue mich darauf, wenn wir mit Deutschland bei dem Thema wieder zusammenarbeiten können", sagte Inslee zu t-online.de.
Er verwies auf die von ihm vorangetriebene US-Klimaallianz, in der sich die Hälfte der amerikanischen Bundesstaaten zu den Pariser Klimazielen bekannt hat. Inslee zeigte sich zuversichtlich, dass nach der Präsidentschaftswahl die USA eine Führungsrolle bei dem Thema einnehmen. Dann müssten Vereinbarungen getroffen werden, die über die Pariser Ziele hinausgehen. Trump hatte den Austritt aus dem Pariser Abkommen verkündet. "Donald Trump glaubt, dass das Bündnis ein Zeichen der Schwäche ist", sagte Inslee, "ich hingegen glaube, dass sie ein Mittel zur Stärke sind, das werden wir beim Klimawandel sowie beim Umgang mit Nordkorea und dem Iran sehen."
"Putin und dessen Angriffe zurückdrängen"
Der Senator Michael Bennet aus dem Bundesstaat Colorado versprach, als möglicher Präsident in seiner ersten Amtshandlung "nach Europa zu reisen und den Verbündeten zu versichern, dass wir das transatlantische Bündnis und die Nato als maßgebliches Bollwerk für den Bestand westlicher Demokraten verstehen".
Als Hauptaufgabe sehe er den Umgang mit Russland. "Wir stehen vor der wichtigen Aufgabe, Putin und dessen Angriffe auf die Demokratien zurückzudrängen, die schwerwiegend sind und die unser Präsident nicht einmal einräumt", sagte Bennet t-online.de. Man könne die westlichen Demokratien stabilisieren, wenn die USA und Europa so partnerschaftlich wie in der Vergangenheit zusammenarbeiteten.
Auch für den früheren Gouverneur von Colorado, John Hickenlooper, hat die Stärkung der Nato Priorität. "Ich halte es immer noch für unser wichtigstes Bündnis." Er würde diese Botschaft bei einem raschen Antrittsbesuch in Europa unterstreichen, sagte Hickenlooper t-online.de.
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Bennet und Hickenlooper sind Kandidaten des moderaten Parteiflügels – in Fragen von Gesundheits- und Wirtschaftspolitik liegen sie mit progressiven Kandidaten wie Warren über Kreuz. Doch was die Zusammenarbeit mit den Verbündeten in Europa angeht, hat das breite Feld der demokratischen Präsidentschaftskandidaten ähnliche Ideen.
- US-Korrespondent Fabian Reinbold sprach mit den Kandidaten bei Wahlkampfveranstaltungen in Iowa.