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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorwürfe aus Norwegen Russland soll Wale als Waffe benutzen
Fischer in Norwegen schlagen Alarm. Ein Wal behindert ihre Boote bei der Arbeit. Sie setzen das Tier fest und entdecken ein
Russland und das Nato-Mitglied Norwegen streiten seit Jahrzehnten über Grenzziehungen und Ressourcen in der Barentssee. Nun wird dieser Konflikt erneut angeheizt, denn Norwegen wirft der russischen Marine vor, Wale zu Spezialeinheiten auszubilden und sie als Waffe einzusetzen. Darüber berichtet die englische Tageszeitung "The Guardian".
Letzte Woche hatten norwegische Fischer vor der Küste von Finnmark, im Norden des Landes, einen Weißwal (Beluga) gesichtet, der Boote bedrängte und ein seltsames Geschirr trug. "Der Wal kam zu uns herüber und wir sahen, dass er eine Art Gürtel trug", sagte der Fischer Joar Hesten dem norwegischen Sender NRK. Der Wal war laut Angaben der Fischer zahm und schien an Menschen gewöhnt.
Russische Marine verantwortlich?
Deshalb wurden schnell norwegische Meeresforscher und Marineexperten auf die Sichtung aufmerksam. Sie gaben an, dass das Tier aktiv Schiffe ausfindig machen würde. Der Beluga begann sogar, Gegenstände und Taue von den Schiffen zu ziehen. Dieses Verhalten beschreiben Meeresforscher als ungewöhnlich. Marineexperten sind der Überzeugung, das Geschirr könne für eine Kamera oder für Waffen gedacht sein.
Das Geschirr wurde von dem Wal entfernt und laut dem Medienbericht wurde durch eine Aufschrift deutlich, dass es aus St. Petersburg kam. An der Innenseite der Riemen befand sich der Aufdruck: "Equipment of St. Petersburg" (Ausrüstung St. Petersburgs). Außerdem war dort eine Kamera befestigt.
"Wir wissen, dass Russland vor kurzem Wale aus der Gefangenschaft freigelassen hat. Dann suchen die Tiere oft Boote", erklärt Audun Rikardsen, Professor an der Abteilung für Arktis und Meeresbiologie an der Arctic University of Norway (UiT), dem "Guardian". Er habe russische Forscher kontaktiert, die sagten, dass sie nichts mit dem Wal zu tun hätten. "Höchstwahrscheinlich ist die russische Marine in Murmansk dafür verantwortlich."
Russland wertet Vorwürfe als Provokation
Russische Experten betonten dagegen, dass der Wal wohl kaum vom russischen Militär genutzt worden sei. Es sei auch möglich, dass das Tier zu wissenschaftlichen Zwecken in der Ostsee eingesetzt worden war oder Schmugglern entkommen sei, sagte der Militärhistoriker Juri Knutow dem russischen Fernsehsender 360 Grad. "Wäre es wirklich vom Militär eingesetzt worden, wüssten die westliche Presse und die Nato sicherlich schon davon", sagte der Experte. Die Spionage-Vorwürfe seien eher eine gezielte Provokation Richtung Moskau.
Der Einsatz von Meeressäugern im russischen Militär ist jedoch nicht neu. Bereits die Sowjetunion bildete in den Achtzigern Delfine für die Aufklärung aus. In den Neunzigern wurde das Programm eingestellt, doch ein Bericht vom russischen Fernsehsender TV Zvezda aus dem Jahr 2017 dokumentiert, dass Robben, Beluga-Wale und Tümmler für militärische Zwecke im Polarmeer trainiert werden. Der russische Präsident Wladimir Putin reaktivierte in den letzten drei Jahren drei ehemalige sowjetische Militärbasen an der arktischen Küste. Dabei spielen vor allem Streitigkeiten um die Ressourcen im Polarmeer eine Rolle.
Speziell sollten Beluga-Wale auch dafür eingesetzt werden, die Eingänge zu den Marinestützpunkten zu bewachen, berichtet der "Guardian". Die Tiere sind sehr territorial veranlagt und können Fremde töten, die in ihr Territorium eindringen. Dagegen sollen Delfine und Robben unter anderem geschult worden sein, Werkzeuge für Taucher zu transportieren und Torpedos, Minen und andere Munition zu entdecken. Beluga-Wale gelten als sehr empfindlich gegen Kälte und können sich nicht an so viele Kommandos durch Menschen erinnern, wie beispielsweise Robben.
Kampfdelfine auf der Krim
Russland nutze zwar Delfine für Kriegszwecke, sagte der Militärvertreter Wiktor Baranez dem Moskauer Radiosender "Goworit Moskwa". Beluga-Wale im Dienste der russischen Marine halte er aber für Unsinn. Die "Kampfdelfine" befinden in sich in einem Militärzentrum auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim. "Daraus machen wir aber auch kein Geheimnis", sagte der Experte. Sie seien trainiert, den Meeresboden zu untersuchen oder Minen an Kriegsschiffen aufzuspüren. Auch andere Länder nutzten Delfine auf diese Weise. "Das ist absolut nichts Ungewöhnliches."
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Dass der illegale Handel mit Walen wieder zunehmen könnte, sei nicht unwahrscheinlich, sagte der Historiker Knutow. In Russland sorgte in den vergangenen Wochen ein sogenanntes Wal-Gefängnis im Fernen Osten des Landes für weltweite Schlagzeilen. Nahe Wladiwostok an der Pazifik-Küste waren rund 100 Belugas und Orcas in einem winzigen Tierbecken eingesperrt. Tierschützer befürchteten, dass sie an chinesische Aquarien verkauft werden könnten. Selbst Kremlchef Wladimir Putin schaltete sich ein. Die Wale sollen in naher Zukunft unter Beobachtung von internationalen Tierexperten in die Freiheit entlassen werden.
- Eigene Recherchen
- "The Guardian": "Whale with harness could be Russian weapon, say Norwegian experts" (engl.)
- Mit Material der dpa