Mord an Jamal Kashoggi Erdogan: Bundesregierung kennt Audio-Mitschnitt des Mordes
Der saudische Regimekritiker Jamal Khashoggi wurde mutmaßlich ermordet. Der türkische Präsident beschuldigt nun offiziell die saudische Regierung. Alle Infos im Newsblog.
Jamal Khashoggi galt seit dem 2. Oktober als vermisst, nachdem er das Konsulat seines Landes in Istanbul betreten hatte. Inzwischen ist klar: Er hat das Haus nicht mehr lebend verlassen. Khashoggi ist dort getötet worden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan spricht von einem geplanten brutalen Mord und beruft sich auf Erkenntnisse seiner Ermittler. Verfolgen Sie die aktuellen Entwicklungen im Newsblog.
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++ 10. November: Erdogan: Bundesregierung kennt Tonaufnahmen ++
Laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat seine Regierung der Bundesregierung Audio-Mitschnitte des Mordes zur Verfügung gestellt. "Sie haben alle Gespräche darauf gehört. Sie wissen bescheid", sagte Erdogan.
++ 2. November: Erdogan: Mordbefehl kam von höchster Stelle ++
Die Tötung Khashoggis ist nach Einschätzung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip von höchster Regierungsebene in Riad angeordnet worden. In einem Gastbeitrag für die "Washington Post" schreibt Erdogan: "Wir wissen, dass sich die Täter unter den 18 in Saudi-Arabien festgenommenen Verdächtigen befinden. Wir wissen auch, dass sie kamen, um ihre Befehle auszuführen: Khashoggi töten und abhauen."
Und weiter: "Schließlich wissen wir, dass der Befehl zur Tötung Khashoggis von den höchsten Ebenen der saudiarabischen Regierung kam", fügte Erdogan hinzu. Zugleich glaube er "nicht eine Sekunde lang", dass der saudiarabische König Salman den Befehl erteilt habe.
++ 2. November: Khashoggis Leiche wohl in Säure aufgelöst ++
Nach dem Mord ist die Leiche Khashoggis nach jüngsten türkischen Angaben in Säure aufgelöst worden, um alle Spuren zu verwischen. Das bestätigte der türkische Präsidentenberater Yasin Aktay der Zeitung "Hürriyet". Dafür hätten Ermittler biologische Beweise im Garten des saudischen Konsulats gefunden.
++ 31. Oktober: Türkische Justiz nennt Todesursache ++
Jamal Khashoggi ist nach Erkenntnissen der türkischen Justiz kurz nach Betreten des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul erwürgt worden. Anschließend sei der 59-Jährige zerstückelt worden, erklärte die Istanbuler Staatsanwaltschaft. Die Gespräche mit dem saudi-arabischen Generalstaatsanwalt zu dem Fall hätten in den vergangenen Tagen keine "konkreten Ergebnisse" ergeben.
++ 27. Oktober: Riad weigert sich, Verdächtige auszuliefern ++
Saudi-Arabien will die im Fall Khashoggi festgenommenen Verdächtigen nicht an die Türkei ausliefern. Es handele sich um saudi-arabische Staatsbürger, sagte Riads Außenminister Adel al-Dschubeir am Samstag bei einer Konferenz in Bahrains Hauptstadt Manama als Begründung. "Sie sind in Saudi-Arabien inhaftiert, die Ermittlung findet in Saudi-Arabien statt und sie werden in Saudi-Arabien strafrechtlich verfolgt", fügte er hinzu.
Die Türkei hatte am Freitag die Auslieferung der 18 Verdächtigen gefordert, die im Zusammenhang mit Khashoggis Tötung im saudiarabischen Konsulat in Istanbul Anfang Oktober festgenommen worden waren.
Am Donnerstag hatte die saudi-arabische Generalstaatsanwaltschaft unter Berufung auf die türkischen Ermittlungen die Tötung Khashoggis erstmals als eine vorsätzlich geplante Tat bezeichnet. Die bis zu diesem Zeitpunkt von Riad offiziell verbreitete Version zu dem Todesfall besagte, dass Khashoggi während eines Besuchs des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul bei einem "Faustkampf" zu Tode gekommen sei. Diese Darstellung wird international jedoch stark angezweifelt.
Am Sonntag reist Saudi-Arabiens Generalstaatsanwalt Saud bin Abdullah al-Muadschab nach Istanbul, um dort mit seinem türkischen Amtskollegen Irfan Fidan über den Fall zu sprechen.
Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Dschubair hat die Diskussion um den Tod Khashoggis unterdessen als "hysterisch" bezeichnet. Die Menschen würden Saudi-Arabien für die Tötung verantwortlich machen, noch bevor die Ermittlungen abgeschlossen seien, sagte der Außenminister des Königreiches am Samstag bei einer Sicherheitskonferenz in Bahrain. Er versprach, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden.
++ 27. Oktober: Polizeigewerkschaft will Zusammenarbeit mit Riad beenden ++
Nach der Tötung des saudischen Journalisten Khashoggi verlangt die Bundespolizeigewerkschaft ein sofortiges Ende der deutschen Polizei-Kooperation mit Saudi-Arabien. "Man darf moralische Aspekte bei solchen Einsätzen nicht außer Acht lassen", sagte Gewerkschaftschef Ernst G. Walter dem "Handelsblatt". Daher halte er "einen sofortigen Abzug unserer Kollegen aus Saudi-Arabien und die Beendigung der Unterstützung auf staatlicher Ebene nicht nur für richtig, sondern auch für dringend geboten".
Laut Bundesinnenministerium unterstützt die Bundespolizei seit 2009 Saudi-Arabien mit Training und Beratung bei der Modernisierung des Grenzschutzes. In Riad gibt es demnach ein "Projektbüro" mit fünf Bundespolizisten. Im laufenden Jahr seien dort bereits 70 Beamte zum Einsatz gekommen. Aktuell fänden allerdings keine Schulungen statt.
Gewerkschaftschef Walter lehnt eine Wiederaufnahme der Schulungen ab. "Die ungeheuerlichen Ereignisse und die ganz offensichtliche Verstrickung staatlicher Stellen aus dem Sicherheitsapparat Saudi-Arabiens schließen meines Erachtens nach eine weitere Zusammenarbeit zwischen der Bundespolizei und saudi-arabischen Sicherheitskräften auf sehr lange Sicht aus", sagte er der Zeitung.
++ 16.40 Uhr Verlobte: Khashoggi war mit Erdogan befreundet ++
Der ermordete saudische Regierungskritiker Jamal Khashoggi war nach den Worten seiner türkischen Verlobten mit Präsident Recep Tayyip Erdogan befreundet. Das sagte Hatice Cengiz in einem langen und emotionalen Fernsehinterview mit dem Sender Habertürk. Erdogans Regierung übt seit Wochen schweren Druck auf Saudi-Arabien aus.
Cengiz erzählte, sie habe mit Khashoggi in Istanbul und den USA leben wollen. Für die Hochzeit habe er die Bestätigung gebraucht, dass er geschieden sei. Vor einem ersten Besuch des Konsulats in der Woche vor seinem Tod sei er sehr besorgt gewesen. "Das konnte man ihm ansehen", sagte Cengiz. Aber er sei erleichtert wieder herausgekommen und habe sich über die Freundlichkeit gefreut, die ihm im Konsulat entgegengebracht worden sei. Man habe ihm gesagt, er solle am 2. Oktober wiederkommen, bis dahin wolle man seine Dokumente vorbereiten.
Entgegen früherer Darstellungen sagte die Verlobte des getöteten Journalisten, Khashoggi sei vor dem zweiten Besuch des Konsulats nicht besorgt gewesen. Eigentlich habe er sogar alleine gehen wollen, aber ein Gefühl habe ihr gesagt, sie müsse mitgehen. Als er dann nicht mehr herausgekommen sei, habe sie Angst bekommen. "Als ich verstanden habe, was vorgeht, habe ich angefangen zu zittern. Ich hatte unglaubliche Angst. Ich fühlte mich zu schwach zu gehen. Ich werde diese Angst nie vergessen", sagte sie. 25 Tage seien seitdem vergangen und sie sei seither "jeden Tag gestorben".
++ Erdogan: Riad soll Auftraggeber des Mordes preisgeben ++
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert von Saudi-Arabien Aufklärung über die Auftraggeber am Mord an dem in Istanbul getöteten saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Zudem müsse offengelegt werden, wo sich seine Leiche befinde, sagte Erdogan am Freitag vor Abgeordneten seiner AK-Partei. Die Regierung in Riad müsse die Identität des "örtlichen Mitarbeiters", der den Leichnam nach der Tat übernommen habe, preisgegeben werden.
Die Türkei verfüge über mehr Informationen in dem Fall als sie bislang freigegeben habe. Am Sonntag werde sich der zuständige türkische Staatsanwalt mit seinem saudi-arabischen Amtskollegen in Istanbul treffen.
++ 9.42 Uhr: Khashoggis Sohn angeblich in die USA geflogen ++
Der Sohn des getöteten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat das Königreich angeblich verlassen und soll in die USA eingereist sein. Der Sender CNN berichtete, dass er nach Aufhebung seiner Ausreisesperre in den Vereinigten Staaten angekommen sei und berief sich dabei auf eine Quelle aus dem Umfeld der Familie. Demnach hat Salah bin Jamal Khashoggi sowohl die saudische Staatsbürgerschaft als auch die der USA.
Einige Stunden zuvor hatte die Leiterin der Nahost- und Afrika-Abteilung von Human Rights Watch, Sarah Leah Whitson, auf Twitter geschrieben, Khashoggis Sohn habe Saudi-Arabien nach Aufhebung der Ausreisesperre samt Familie in Richtung USA verlassen.
++ Freitag, 7.35 Uhr: Österreich fordert Ende der Waffenexporte nach Saudi-Arabien ++
Nach der Tötung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi werden die Forderungen nach einem europaweiten Stopp von Waffenexporten in das Königreich lauter. So warb Österreichs Außenministerin Karin Kneissl für ein solches Waffenembargo und verwies insbesondere auf den Jemen-Krieg und das Vorgehen Saudi-Arabiens gegen Katar.
++ 20.45 Uhr: Merkel fordert von saudischem König Aufklärung zu Khashoggi-Tötung ++
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat von Saudi-Arabien eine umfassende Aufklärung der Todesumstände des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi gefordert. Der genaue Tathergang müsse aufgeklärt und alle Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Merkel in einem Telefonat mit dem saudi-arabischen König Salman am Donnerstag nach Angaben der Bundesregierung.
Die Kanzlerin habe Saudi-Arabien aufgerufen, eine rasche, transparente und glaubhafte Aufklärung sicherzustellen, teilte das Bundespresseamt mit. Im Lichte der laufenden Entwicklungen des Falles stehe Deutschland bereit, zusammen mit internationalen Partnern "angemessene Maßnahmen" zu ergreifen, erklärte Merkel ohne nähere Erläuterung weiter.
Die Bundesregierung hat bereits einen vorübergehenden Genehmigungs-Stopp für Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien verkündet. Bereits genehmigte Exporte werden überprüft.
++ 19.11 Uhr: Weggefährten von Khashoggi versammeln sich zu Mahnwache in Istanbul ++
Verwandte und Weggefährten des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi haben sich am Donnerstag zu einer Mahnwache vor dem saudi-arabischen Konsulat im türkischen Istanbul versammelt. An der Veranstaltung beteiligten sich Dutzende Menschen. Sie forderten Gerechtigkeit und erinnerten an Khashoggi, der vor ungefähr drei Wochen in dem Konsulat getötet worden war.
Nach Angaben eines Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP entzündeten die Teilnehmer Kerzen. Bei ihnen handelte es sich um Angehörige Khashoggis und andere Journalisten. Diese schlossen sich inzwischen zu einer Vereinigung der Freunde von Jamal Khashoggi zusammen. Die Mahnwache war deren erste Aktion.
"An diesem Ort, an dem Jamal starb, halten wir fest, dass wir keinen Kompromiss akzeptieren (...) und zu Versuchen, Schuldige der Gerechtigkeit vorzuenthalten, nicht schweigen werden", sagte Ayman Nour, Mäzen eines oppositionellen ägyptischen Fernsehsenders.
++ 12.41 Uhr: Auch Saudi-Arabien spricht nun von vorsätzlicher Tötung ++
Der regierungskritische Journalist Jamal Khashoggi ist nach Angaben eines saudi-arabischen Staatsanwalts vorsätzlich getötet worden. Die Untersuchungen würden nun auf Basis der Erkenntnisse fortgesetzt, die von der gemeinsamen Ermittlungsgruppe gewonnen worden seien, sagte er dem staatlichen Sender al-Echbarija.
Saudi-Arabien hatte nach dem Verschwinden Khashoggis erst nach wochenlangem Dementi eingestanden, dass Khashoggi im Konsulat des Landes in Istanbul getötet wurde. Der türkische Präsident Erdogan sprach am Dienstag von einem brutalen, geplanten Mord.
++ 09.52 Uhr: Saudi-Kronprinz scherzt über entführten Libanon-Premier ++
Mohammed bin Salman hat einen sonderbaren Humor. Bei der großen Investorenkonferenz in Riad erlaubte sich der saudi-arabische Kronprinz einen zweifelhaften Scherz auf Kosten seines Gastes, des libanesischen Regierungschefs Saad Hariri – jenem Hariri, der vor Jahresfrist in Riad festgesetzt worden war und völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte – mutmaßlich auf Druck der Scheichs. Erst auf Initiative Frankreichs entschloss sich Hariri damals, im Amt zu bleiben.
Nun also erklärte bin Salman bei einem gemeinsamen Auftritt, Hariri bleibe zwei Tage länger als geplant in seinem Königreich, und witzelte dann: "Ich hoffe, es gibt keine Gerüchte über seine Entführung." Das Publikum johlte, bin Salman und Hariri schüttelten sich lachend die Hände.
Hariri besitzt sowohl die libanesische als auch die saudi-arabische Staatsbürgerschaft und hat der Führung in Riad seine Unterstützung erklärt.
++ Donnerstag, 06.32 Uhr: Macron telefoniert mit saudischem König – und droht ++
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat in einem Telefonat mit dem saudischen König Salman die Sanktionsdrohung gegen die Beschuldigten im Fall Khashoggi bekräftigt. Frankreich werde nicht zögern, solche Maßnahmen in Absprache mit seinen Verbündeten zu ergreifen, teilte der Élysée-Palast nach dem Telefongespräch mit. Darin habe Macron seine "tiefe Entrüstung" über das Verbrechen zum Ausdruck gebracht und dessen vollständige Aufklärung gefordert. Außerdem habe er den König "daran erinnert, welch grundlegenden Stellenwert Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Bürgerrechte in Frankreich haben".
++ Mittwoch, 17.38 Uhr: Bin Salman nennt Khashoggis Tod "abscheulichen Vorfall" ++
Kronprinz Mohammed bin Salman hat sich nun auch bei der Investorenkonferenz in der saudischen Hauptstadt Riad zum Fall Khashoggi geäußert. Der Thronfolger bezeichnete den gewaltsamen Tod des Journalisten als "abscheulichen Vorfall". Die Tat sei durch nichts zu rechtfertigen und "schmerzhaft" für alle Saudis. Saudi-Arabien unternehme alle Schritte, um die Ermittlungen in dem Fall abzuschließen und die "Verbrecher" vor Gericht zu bringen. Zuvor hatte bin Salman mit dem türkischen Staatschef Erdogan zu dem Fall telefoniert.
++ 17.05 Uhr: Kronprinz bricht Schweigen ++
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Mittwoch mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi gesprochen. Wie das Präsidialamt in Ankara mitteilte, sprachen sie telefonisch über "die notwendigen gemeinsame Bemühungen und Schritte, um sämtliche Aspekte des Mordes an Jamal Khashoggi aufzuklären". Es war ihr erstes Telefonat seit der Tat.
Der Kronprinz selbst brach sein Schweigen beim Wirtschaftsforum in Riad. Er verurteilte die Tötung Khashoggis als abscheuliches Verbrechen. Die Tat sei durch nichts zu rechtfertigen und schmerzhaft für alle Saudis. Bin Salman sagte zu, den Fall aufzuklären: "Die Gerechtigkeit wird siegen." Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen des Thronfolgers seit Khashoggis Tod.
++ 15.45 Uhr: Bundesbürger gegen Geschäfte mit den Saudis ++
Vor dem Hintergrund des Falls Khashoggi spricht sich eine Mehrheit der Bürger in einer Umfrage zufolge dafür aus, dass deutsche Unternehmen grundsätzlich keine Geschäfte mit der saudi-arabischen Regierung machen sollten. 65 Prozent der Befragten äußerten sich in einer Civey-Erhebung für die "Welt" entsprechend. Gut jeder Fünfte (22 Prozent) sieht hingegen keine Probleme. Runtergebrochen auf Anhänger einzelner Parteien ist die Ablehnung bei den Wählern von Linken (83 Prozent) und Grünen (77) am größten.
++ 15.27 Uhr: Frankreich droht mit Sanktionen ++
Im Fall des getöteten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi droht Frankreich erstmals mit Sanktionen gegen Saudi-Arabien. Bevor es dazu komme, müssten aber die Tatsachen und die Verantwortlichkeit Saudi-Arabiens klar erwiesen und von französischen Geheimdiensten bestätigt worden sein. Das sagte Regierungssprecher Benjamin Griveaux am Mittwoch in Paris. "Ich wundere mich, dass sich die Debatte nur um die Frage der Waffenlieferungen dreht", sagte Griveaux. Das Thema sei umfassender. Welche Sanktionen Paris verhängen könnte, ließ er offen.
Frankreich wolle im Fall des getöteten Journalisten aber auf Schnellschüsse verzichten: Es werde keine keine überhastete Entscheidung gefällt, teilte das Büro von Präsident Emmanuel Macron mit.
++ 15.20 Uhr: Polizei darf Konsulats-Brunnen zunächst nicht durchsuchen ++
Saudische Behörden haben türkischen Ermittlern für die Suche nach Spuren des getöteten Regierungskritikers Jamal Khashoggiden nun doch den Zugang zu einem Brunnen im Garten des Konsulats erlaubt. Zuvor hatten sie die Polizei bei zwei Einsätzen im Konsulat an den Brunnen nicht herangelassen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete. Nach mehreren Berichten in regierungsnahen türkischen Medien wurde die Erlaubnis erst am Mittwochnachmittag erteilt. Die Ermittler hatten das saudische Generalkonsulat in Istanbul vergangene Woche zweimal und die Residenz des Konsuls einmal durchsucht. Es ist unklar, was sie dabei fanden.
++ 13.45 Uhr: London entzieht Verdächtigen das Visum ++
Nach den USA belegt auch Großbritannien Verdächtige im Fall des getöteten saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi mit Einreisesperren. Den saudi-arabischen Verdächtigen in dem Fall werde das Visum entzogen, erklärte die britische Premierministerin Theresa Mayam Mittwoch in London. "Wenn diese Personen derzeit über ein Visum verfügen, dann wird es ihnen heute entzogen."
++ 13.25 Uhr: Iran: USA haben Mitschuld am Tod Khashoggis ++
Irans Präsident Hassan Ruhani gibt den USA eine Mitschuld für den Tod des saudischen Journalisten. "Ich denke, dass kein Land so etwas wagt ohne die Rückendeckung der USA", sagte er am Mittwoch bei einer im Staatsfernsehen übertragenen Kabinettssitzung. Ruhani forderte zudem eine lückenlose Aufklärung des Falls: Die USA und die EU dürfen nicht vor Saudi-Arabien kuschen. Der Fall müsse aufgeklärt werden und dürfte nicht aus wirtschaftlichen Erwägungen vertuscht werden, sagte Ruhani am Mittwoch. Die Aufklärung dieses schrecklichen Verbrechens sei daher "ein Test für die Amerikaner und Europäer, ob für sie Menschenrechte oder Milliardenprofite wichtiger sind". Der Iran und Saudi-Arabien gelten als Erzfeinde.
Ruhani kritisierte, dass Riad dennoch weiter viel Unterstützung aus den USA erhalte. Saudi-Arabien ist ein wichtiger und langjähriger Verbündeter der Vereinigten Staaten im Nahen Osten. In Saudi-Arabien fühle sich "eine politische Gruppe durch diese Unterstützung so sicher, dass sie sogar keine Skrupel vor solch einem unvorstellbaren und grausamen Verbrechen zeigte", sagte Ruhani. US-Präsident Donald Trump hat die Tötung Khashoggis zwar verurteilt - was die mögliche Verantwortung der Führung in Riad angeht, ist sein Kurs weniger klar.
++ 13.20 Uhr: Erdogan verspricht keine Vertuschung im Khashoggi-Fall ++
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will nicht zulassen, dass die Tötung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi vertuscht wird. Die Türkei werde dafür sorgen, dass der "Mord" an Khashoggi nicht verschleiert werde, sagt Erdogan am Mittwoch bei einer Rede in Ankara. Sowohl die Person, die den Auftrag gegeben habe, als auch die, die den Mord ausgeführt hätten, könnten sich nicht der Justiz entziehen.
Am Vortag hatte Erdogan den Tod Khashoggis als "brutalen Mord" bezeichnet, der von einem saudischen Spezialkommando ausgeführt worden sei. Details nannte er in seiner weltweit beachteten Rede allerdings nicht.
++ 11.25 Uhr: CIA-Chefin soll Mordaufnahmen gesehen haben ++
Die Türkei hat die CIA-Chefin Gina Haspel laut einer türkischen Zeitung über die Ermittlungen zur Tötung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi informiert. Die regierungsnahe Zeitung "Sabah" berichtete am Mittwoch, der türkische Geheimdienst MIT habe Haspel bei einem Besuch in Ankara Video- und Audioaufnahmen gezeigt und mit ihr die bei der Durchsuchung des saudi-arabischen Konsulats und der Residenz des Konsuls gesammelten Beweise geteilt.
Türkische Medien berichten seit Wochen, dass die Ermittler über Ton- und Bildaufnahmen aus dem Konsulat verfügen, welche die Tötung des "Washington Post"-Kolumnisten belegen. Die Regierung in Ankara hat dies bisher aber nicht bestätigt, und auch Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Existenz solcher Aufnahmen in seiner Rede zum Fall Khashoggi am Dienstag nicht erwähnt. Sollten solche Aufnahme existieren, so ist unklar, wie die Ermittler daran gelangten.
++ 11.24 Uhr: Tusk: Heuchelei würde Schande über die EU bringen ++
EU-Ratspräsident Donald Tusk hat im Fall des getöteten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi vorbehaltlose Aufklärung gefordert. "Das war ein solch furchtbares Verbrechen, dass schon der kleinste Hauch von Heuchelei Schande über uns bringen würde", sagte Tusk am Mittwoch im EU-Parlament in Straßburg. Es sei nicht an ihm, zu entscheiden, wer in dem Fall wessen Interessen schützen wolle. "Aber ich weiß eines: Das einzige europäische Interesse besteht darin, alle Details dieses Falls zu enthüllen – egal, wer dahinter steckt." Die EU und ihre Institutionen dürften sich nicht in "irgendein zwielichtiges Spiel verwickeln lassen", warnte Tusk.
++ Mittwoch, 9.45 Uhr: Trump nennt Tod von Khashoggi "schlechteste Vertuschung der Geschichte" ++
Wegen der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi haben die USA erstmals Konsequenzen gezogen und gegen 21 Saudi-Araber Visa-Sperren verhängt. Die USA kündigten weitere Maßnahmen gegen den Wüstenstaat an. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Tötung des regierungskritischen Journalisten, der in den USA lebte, und die anschließende Vertuschung durch die saudi-arabischen Behörden als totales Fiasko. "Das war die schlechteste Vertuschung aller Zeiten."
++ Dienstag, 18.42 Uhr: Milliardendeals bei Investorenkonferenz in Riad ++
Ungeachtet der Entwicklungen im Fall des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi werden bei der Investorenkonferenz in Riad Milliardendeals geschlossen. Am Dienstag wurden laut Reuters Aufträge im Umfang von mehr als 50 Milliarden Dollar unterzeichnet. "Großartig, mehr Leute mehr Geld", feierte Kronprinz Mohammed bin Salman die Vertragsabschlüsse.
Zahlreiche hochrangige Gäste hatten im Vorfeld ihre Teilnahme an dem hochrangigen Treffen abgesagt. Dennoch wurden in den Sparten Öl, Gas und Verkehr umfangreiche Verträge unter Dach und Fach gebracht, wie Regierungsvertreter mitteilten. Mit von der Partie unter anderem: Südkoreas Autobauer Hyundai, der amerikanische Ölfeldausrüster Schlumberger sowie der französische Ölkonzern Total.
Allein der saudische Energie-Riese Aramco hat 15 Abkommen im Wert von mehr als 34 Milliarden Dollar abgeschlossen. Siemens-Chef Joe Kaeser verpasst einem Insider zufolge durch die Absage seines Besuchs die Unterzeichnung eines möglicherweise milliardenschweren Kraftwerk-Auftrags des Golf-Staates.
++ 18.10 Uhr: G7-Außenminister fordern Aufklärung von Riad ++
In einer gemeinsamen Erklärung fordern Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und seinen Kollegen aus der G7-Gruppe weitere Aufklärung von Saudi-Arabien im Fall Khashoggi. Die bislang von Riad gebotenen Erklärungen ließen "noch viele Fragen unbeantwortet", heißt es in der Erklärung. Saudi-Arabien müsse eine "glaubwürdige, transparente und zügige Untersuchung" ermöglichen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
++ 18.07 Uhr: Khashoggis Computer gefunden? ++
Türkische Ermittler haben einem Medienbericht zufolge bei der Durchsuchung eines saudi-arabischen Diplomatenfahrzeugs in Istanbul persönliche Gegenstände des getöteten Journalisten gefunden. In zwei Koffern in einem Fahrzeug mit saudi-arabischem Diplomatenkennzeichen seien unter anderem ein Computer und Dokumente Khashoggis verstaut gewesen, berichtete der Sender CNN Turk.
Auch andere Medien berichteten von dem Fund, betonten aber, dass es zunächst keine offizielle Bestätigung dafür gab, dass die sichergestellten Unterlagen tatsächlich Khashoggi gehörten. Zuvor hatte es auch Meldungen über den Fund von Teilen der Leiche Khashoggis gegeben, was von offiziellen Stellen aber dementiert wurde.
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Die türkischen Ermittler wurden bei der Durchsuchung auf einem Parkplatz im Stadtteil Sultangazi von saudi-arabischen Experten begleitet, wie ein Reuters-Reporter berichtet. Die Durchsuchung wurde CNN Turk zufolge am Nachmittag unterbrochen und sollte am Mittwoch fortgesetzt werden.
++ 17.28 Uhr: US-Vizepräsident Pence – Washington wird energisch nachhaken
US-Vizepräsident Mike Pence hat in Wahington angekündigt, dass seine Regierung mit Nachdruck Antworten im Fall Khashoggi von der saudischen Führung verlangen werde. Die türkischen Befunde zu dem Fall "stehen in vollem Widerspruch" zu den vorherigen Erläuterungen aus Riad, betonte er.
++ 17.02 Uhr: Erdogan spricht Khashoggis Familie Beileid aus ++
Der türkische Präsident Recep Tayyip teilte der Familie des getöteten Journalisten in einem Telefonat mit, dass er "tiefe Trauer" über den Tod Khashoggis empfinde, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Er habe versichert, dass alles getan werde, um den Mord aufzuklären.
Erdogan hatten den Tod Khashoggis in einer Rede am Vormittag als "barbarischen Mord" bezeichnet, der von einem 15-köpfigen Spezialkommando geplant und ausgeführt worden sei.
++ 16.34 Uhr: Auch Polizei dementiert Fund von Leichenteilen ++
Laut einem türkischen TV-Bericht widerspricht auch die Polizei in Istanbul einer Meldung des Senders Sky News über den angeblichen Fund von Leichenteilen Khashoggis. Die Suche nach dem leblosen Körper dauere an, hieß es.
++ 16.23 Uhr: Khashoggis Sohn trifft Kronprinz bin Salman ++
Bizarre Szenen im saudischen Königspalast: Drei Wochen nach dem gewaltsamen Tod von Jamal Khashoggi hat die Herrscherfamilie Angehörige des getöteten Journalisten nach Riad eingeladen. Khashoggis Bruder sowie sein Sohn Salah trafen dort König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman – jenen Thronfolger also, der im Verdacht steht, verantwortlich zu sein für den Tod des im Exil lebenden Regimekritikers.
Nach Angaben der staatlichen saudischen Nachrichtenagentur hätten sich die Angehörigen für die Beileidsbekundung bedankt. Khashoggis Kinder hatten vor einer Woche eine internationale Untersuchung zum Fall ihres getöteten Vaters gefordert. Ein unabhängiges und objektives Team müsse die Umstände zum Verschwinden und die Berichte zur Tötung des Journalisten aufklären, erklärte die Familie.
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++ 15.19 Uhr: Türkei durchsucht Haus eines mutmaßlichen Täters ++
Türkische Sicherheitskräfte haben im Zuge der Suche nach Spuren eine Villa in der Nähe von Istanbul durchsucht. 40 Polizisten seien am Dienstag zwei Stunden lang in dem dreistöckigen Haus in der Yalova-Provinz gewesen, berichtete die Zeitung "Hürriyet". Demnach soll das Gebäude einem Mitglied des 15-köpfigen Spezialkommandos gehören, das Khashoggi getötet haben soll.
Lokalen Medien zufolge sei ein Kleinbus mit Mitgliedern des angeblichen Mörderteams am Tag von Khashoggis Verschwinden in der Gegend gesichtet worden, berichtete "Hürriyet". Der Bezirk ist wegen seiner schönen Natur und bekannten Wellness-Zentren beliebt unter arabischen Touristen.
++ 14.52 Uhr: Widersprüchliche Angaben zu gefundenen Leichenteilen ++
Aktuell kursieren widersprüchliche Meldungen zu einem angeblichen Fund von Teilen der Leiche von Jamal Khashoggi. Der britische Sender Sky News berichtet unter Berufung auf nicht näher präzisierte Quellen, das Überreste des saudischen Journalisten auf dem Gelände des Konsulats in Istanbul gefunden worden seien.
Dem widersprach der türkische Nachrichtensender "TRT World". Er zitierte Quellen bei der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Istanbul, wonach keineswegs Körperteile auf dem Konsulatsgelände gefunden worden seien.
++ 14.01 Uhr: Rheinmetall schiebt den Ball an die Politik
Der deutsche Waffenproduzent Rheinmetall überlässt die Frage nach Konsequenzen aus dem Fall Khashoggi lieber der deutschen Politik. "Rheinmetall bezieht grundsätzlich keine Stellung zu Themen, die auf der politischen Ebene zu bewerten und zu entscheiden sind", zitiert Georg Restle vom ARD-Magazin Monitor das Unternehmen.
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++ 13.28 Uhr: SPD-Fraktionsvize – Merkels Umgang mit Fall Kashoggi beschämend ++
Rolf Mützenich, Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, hat der Bundeskanzlerin vorgeworfen, gegenüber Saudi-Arabien zu lange deutsche Wirtschaftsinteressen in den Vordergrund gestellt zu haben. Es sei "beschämend", dass erst die Ermordung Khashoggis zu einem Umdenken der Bundesregierung bei den Waffenverkäufen an die Golfmonarchie geführt habe, sagte Mützenich dem Bayerischen Rundfunk. "Ich hätte mir viel früher kritischere Töne gewünscht."
++ 11.53 Uhr: Erdogan will Verdächtigen in der Türkei den Prozess machen ++
Der türkische Präsident forderte, die 8 saudi-arabischen Verdächtigen im Fall Khashoggi vor Gerichte in seinem Land zu stellen. Erdogan sagte, er sei "zuversichtlich", dass Saudi-Arabiens König Salman bei den Ermittlungen kooperieren werde. Es müssten alle bestraft werden, die bei der Tötung des saudi-arabischen Journalisten "eine Rolle gespielt haben".
++ 11.48 Uhr: Erdogan sieht starke Beweise für Auftragsmord ++
Der türkische Präsident sagte, die Türkei habe "starke Beweise in der Hand", die die Version vom Auftragsmord stützen würden. Bahnbrechend neue Details gab Erdogan allerdings wider Erwarten nicht preis.
++ 11.45 Uhr: Erdogan – "Mord" Khashoggis wurde Tage im Voraus "geplant" ++
Der saudi-arabische Journalist Jamal Khashoggi ist nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan einem "brutalen Mord" zum Opfer gefallen. Dieser sei Tage im Voraus "geplant" worden, sagte Erdogan in einer Rede vor seiner Fraktion im Parlament in Ankara. Von Saudi-Arabien verlangte er Aufklärung, "wer den Befehl für das Verbrechen" gegeben habe und wo sich die Leiche Khashoggis befinde.
- dpa, AFP, Reuters