"Trotz Differenzen" Franziskus' Heimatland reagiert auf seinen Tod

Papst Franziskus kam aus Argentinien. Doch sein Verhältnis zum Präsidenten des Landes war schwierig. Javier Milei hatte ihn mehrfach wüst beschimpft.
Nach dem Tod von Papst Franziskus trauern die Menschen in seinem Heimatland Argentinien. "Argentinien, ein Land mit langer katholischer Tradition und Heimatland von Papst Franziskus, bedauert zutiefst den Tod seiner Heiligkeit und kondoliert der Familie Bergoglio", hieß es in einer Mitteilung der argentinischen Regierung. Regierungssprecher Manuel Adorni kündigte eine siebentägige Staatstrauer an.
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Explizit gewürdigt wurde Franziskus vom argentinischen Präsident Javier Milei. "Mit tiefer Trauer habe ich heute Morgen erfahren, dass Papst Franziskus, Jorge Bergoglio, heute verstorben ist und nun in Frieden ruht", schrieb Milei auf der Nachrichtenplattform X. "Trotz der Differenzen, die heute gering erscheinen, war es für mich eine große Ehre, ihn in seiner Güte und Weisheit kennenzulernen."
Angespanntes Verhältnis
Der ultraliberale Staatschef und der argentinische Papst hatten lange ein angespanntes Verhältnis. Vor Beginn seiner Amtszeit hatte Milei den Papst als "Dummkopf" und "Hurensohn" beschimpft, der für den Kommunismus werbe. Im Februar vergangenen Jahres empfing Papst Franziskus Milei dann im Vatikan.
Nach der Audienz war von "herzlichen Gesprächen" die Rede. Milei lud das katholische Kirchenoberhaupt auch zu einem Besuch in seiner Heimat ein. Allerdings kehrte der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires seit seinem Amtsantritt nie nach Argentinien zurück.
Franziskus wurde 1936 als Jorge Bergoglio in Buenos Aires als Sohn italienischer Einwanderer geboren, wurde dort Erzbischof und war der erste lateinamerikanische Papst. In seiner Heimat bedauerten etliche Menschen, dass er nie als Pontifex zurückkehrte, doch er erhielt Lob für seinen Einsatz für die Armen. In früheren Jahren hatte Milei, ein radikaler Wirtschaftsliberaler, Franziskus als Sozialisten beschimpft und ihn als Stellvertreter des Teufels auf Erden tituliert. Nach der Übernahme des Präsidentenamtes Ende 2023 glättete Milei jedoch die Wogen wieder.
Nobelpreisträger: "Kein Bischof, kein Kardinal"
Das Präsidialamt in Buenos Aires lobte, dass Franziskus den Fokus auf den interreligiösen Dialog, die Förderung der Spiritualität junger Menschen und die Kostensenkung im Vatikan legte, was im Einklang mit Mileis sogenannter Kettensägen-Sparpolitik steht.
Bei vielen Menschen in Argentinien war Franziskus beliebt. Nach seiner Wahl im Jahr 2013 war die Freude, gerade auch in den Armenvierteln von Buenos Aires, groß. Dort war Franziskus noch zu seinen Zeiten als Erzbischof häufiger unterwegs gewesen.
Armenpreister Padre Toto sagte dazu: "Kaum war Begolio Erzbischof, kam er hier in die Villas, trank einen Mate-Tee mit uns, hörte zu, feierte die Messe mit uns". Das sei unüblich gewesen, berichtet die "Tagesschau". Denn anders als seine Vorgänger kam Franziskus nicht mit einer Limousine, sondern mit dem Bus und in einfacher Kleidung.
Auch Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel, selbst Opfer der Junta, stellte sich immer hinter den Papst. "Ich kenne Bergoglio als Mann, der für die Verteidigung der Menschenrechte eintritt. Er war damals der Jesuitenoberste. Kein Bischof, kein Kardinal. Er hatte mit großem Druck zu kämpfen. Er hat versucht, im Verdeckten zu helfen, ohne sich als Retter zu exponieren", zitiert ihn die Tagesschau.
- Nachrichtenagentur dpa
- tagesschau.de: Erinnerungen an Padre Jorge