Trump treibt den Preis Benzinpreis steigt auf Drei-Jahres-Hoch
Erst schleichend, dann immer schneller sind die Preise für Benzin und Heizöl geklettert. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht – dazu trägt auch der US-Präsident bei.
Die guten Jahre für Autofahrer und Heizölkäufer sind erst einmal vorbei – und kommen wohl nicht so schnell zurück. Seit einem Jahr steigen die Preise für Rohöl wieder, und mit ihnen jene für Heizöl und Benzin. Erstmals seit fast drei Jahren müssen deutsche Autofahrer an der Zapfsäule mehr als 1,40 Euro für einen Liter Superbenzin E10 bezahlen. Für einen Liter Diesel wird im bundesweiten Durchschnitt mindestens 1,26 Euro fällig – das ist ebenfalls der höchste Stand seit rund drei Jahren.
Der heftigste Ausreißer: 1,54 Euro pro Liter E10
Angesichts der enormen Tagesschwankungen an den Tankstellen von zehn Cent je Liter und mehr können die Spitzenpreise regional und zu ungünstigen Zeiten noch weitaus drastischer ausfallen. Der Energie-Informationsdienst EID ermittelte in der vergangenen Woche die höchsten Preise in Berlin mit 1,54 Cent für einen Liter E10 und 1,38 Euro für Diesel. Das sind Ausreißer-Werte, zu denen kaum ein Autofahrer tankt. Aber sie zeigen, wohin die Reise gehen könnte.
Der Heizölpreis hat nach den EID-Erhebungen in den größeren Städten die Marke von 70 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern, inkl. MwSt) geknackt. Bei den Internet-Preisportalen steht er im bundesweiten Durchschnitt noch knapp darunter. Damit müssen die Heizöl-Käufer wieder so viel bezahlen wie vor dreieinhalb Jahren, im November 2014. Vor einem Jahr lag der Heizöl-Preis bei 55 Euro für 100 Liter; der Anstieg beträgt somit mehr als 15 Euro oder fast ein Drittel. Bei einer Tankfüllung sind das immerhin 450 Euro.
Markt-Akteure haben die "Ölschwemme eingedämmt"
Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl ist ferner innerhalb eines Jahres gar um mehr als die Hälfte gestiegen, bei der Nordsee-Sorte Brent von gut 50 auf mehr als 77 Dollar. Noch Anfang 2016 war der Preis ganz kurzzeitig unter 30 Dollar je Barrel gefallen. "Die Akteure auf den Märkten haben wirksame Mittel gefunden, um die Ölschwemme dieser Zeit einzudämmen", sagt EID-Chefredakteur Rainer Wiek. Denn jahrelang förderten die Ölproduzenten mehr Rohöl, als weltweit gebraucht wurde, und füllten so die Lager. Das ist vorbei. In den USA liegen die Lagerbestände bei Rohöl um 17 Prozent unter dem Vorjahr, bei Benzin und Diesel sogar um 23 Prozent.
Auf der Angebotsseite hat das Opec-Kartell seine Förderung zurückgefahren, unterstützt von Russland und anderen Förderländern. Rund zwei Millionen Barrel pro Tag hat die Opec aus dem Markt genommen. Opec-Mitglied Venezuela, das Land mit den größten Ölreserven, würde gern mehr Rohöl liefern. Doch eine tiefgreifende politische und wirtschaftliche Krise hat das Land ins Chaos gestürzt; aus Venezuela kommt tatsächlich immer weniger Öl.
Iran-Krise könnte Preisentwicklung verschärfen
Nachdem US-Präsident Donald Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt und neue Sanktionen gegen das Land angekündigt hat, stehen weitere 2,5 Millionen Barrel pro Tag auf der Kippe. Iran ist der fünftgrößte Ölexporteur weltweit. Das meiste Iran-Öl geht nach China und Indien sowie in weitere asiatische Länder, geringere Mengen nach Europa. "Das war schon in den Rohölnotierungen eingepreist", sagt Wiek. Auch die Internationale Energie-Agentur IEA äußert sich vorsichtig über die Folgen der US-Politik. "Die Sanktionen könnten Einfluss auf das Marktgleichgewicht haben", heißt es in einer Stellungnahme.
Doch es gibt auch andere Stimmen. "Kurz- und mittelfristig dürfte es zu einem Verlust von rund 600.000 Barrel pro Tag an iranischen Öl-Exporten kommen", befürchtet Öl-Analyst Jan Edelmann von der HSH Nordbank. Dann würden nach seinen Berechnungen die Ölpreise nochmals um acht Dollar je Barrel steigen, also auf deutlich mehr als 80 Dollar.
Denn ungeachtet aller klimapolitischen Ziele steigt die Nachfrage nach Öl weiter. Das liegt vor allem an der guten Weltkonjunktur. Allein im laufenden Jahr erhöht sich der weltweite Ölbedarf nach der Prognose der IEA um 1,5 auf 99,3 Millionen Barrel pro Tag. Für Autofahrer und Heizölkunden in Deutschland ist das keine gute Nachricht. Entlastung auf dem Ölmarkt ist zunächst nicht in Sicht.
- dpa