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Donald Trump: Kann er Russland mit Ölpreis in die Knie zwingen?


"Drill, Baby, drill"
Daran könnten Trumps Ölpläne scheitern

Von afp
24.01.2025 - 18:11 UhrLesedauer: 3 Min.
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US-Präsident Donald Trump: "Wenn der Preis sinken würde, wäre der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sofort beendet." (Quelle: Chip Somodevilla/Pool Getty Images/AP/dpa/dpa-bilder)
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Donald Trump will soviel Öl fördern, dass der Weltmarktpreis sinkt und Russlands Einnahmen wegbrechen. Doch der Plan des US-Präsidenten hat seine Tücken.

"Drill, Baby, drill", fordert Donald Trump und meint damit die Öl- und Gasindustrie in den USA. Bohren sollen sie, die Produktion deutlich ausweiten, damit die Preise für die Verbraucher sinken, wie es der neue US-Präsident im Wahlkampf versprochen hat. Doch die Produktion der Unternehmen ist bereits hoch und sie haben kein großes Interesse daran, sie weiter zu steigern.

Die Inflation war ein wichtiges Wahlkampfthema und für Trump sind die Energiepreise der Schlüssel: Ein niedrigerer Ölpreis "wird die Kosten für praktisch alle Waren und Dienstleistungen senken", betonte er auch am Donnerstag in seiner Videoansprache beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Nach seiner Amtseinführung Anfang der Woche rief er deshalb einen "nationalen Energienotstand" aus und nahm Bohrverbote in mehreren Gebieten zurück, darunter eines in einem Schutzgebiet in Alaska. "Die Vereinigten Staaten verfügen über die größten Öl- und Gasvorkommen aller Länder auf der Erde, und wir werden sie nutzen", kündigte Trump an.

Ölkonzerne fürchten Überangebot

"Es ist schwer zu glauben, dass wir einen Energienotstand haben", sagt dazu der Analyst Stewart Glickman vom Forschungsinstitut CFRA. Die USA hätten im vergangenen Jahr mit 13,2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag mehr Öl als jedes andere Land der Welt produziert. Im laufenden Jahr dürfte die Gesamtproduktion auf 13,5 Millionen Barrel ansteigen, wie die US-Energieinformationsbehörde (EIA) prognostiziert. Das wäre ein neuer Rekord.

Am Weltmarkt herrscht eher die Sorge, dass sich ein Überangebot bildet. Analysten erwarten daher, dass auch die US-Produzenten tendenziell auf die Bremse treten. Die Ölfirmen "werden in ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse handeln und bohren, wenn sie sehen, dass es sich lohnt", sagt Andy Lipow von Lipow Oil Associates.

Vorsichtige Äußerungen in dieser Richtung gab es bereits aus der Branche. Die Nachfrage nach Öl sei hoch, sagte der Chef von ExxonMobil, Darren Woods, im November. Aber "es gibt derzeit ein großes Angebot auf der Welt, und viel davon stammt aus den USA".

Putin hofft, dass Trump nur blufft

Hinzu kommt, dass die Organisation Erdöl exportierender Länder und ihre Verbündeten (Opec+) über große ungenutzte Förderkapazitäten verfügt. Das Ölkartell um Saudi-Arabien und Russland hatte sich auf eine Drosselung der Produktion verständigt, um einen Preisverfall zu verhindern. Sie planen derzeit, die Produktionskürzungen wieder schrittweise rückgängig zu machen.

Das fordert auch Donald Trump. "Ich werde Saudi-Arabien und die Opec auffordern, die Ölpreise zu senken", sagte er am Donnerstag. Neben sinkenden Preisen für seine Wähler verspricht er sich davon nebenbei auch das Ende des Krieges in der Ukraine. "Wenn der Preis sinken würde, wäre der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sofort beendet" – er bezog sich damit offenbar auf die russischen Einnahmen aus dem Ölexport.

Zu hohe oder zu niedrige Ölpreise seien schlecht sowohl für die russische als auch für die US-Wirtschaft, sagte dazu Russlands Präsident Wladimir Putin. Trump sei "nicht nur ein kluger Mensch, sondern auch ein pragmatischer Mensch". Daher könne er sich nicht vorstellen, dass Trump der Wirtschaft seines eigenen Landes schaden würde.

Ölschwemme 2016 trieb viele Firmen in die Pleite

Auch Analysten warnten vor den Fehlern der Vergangenheit, "nämlich den Markt überzuversorgen und die goldene Gans zu töten", wie es Robert Yawger, Analyst bei Mizuho Americas, nennt. Er bezieht sich auf die Hochzeit des Fracking-Booms in den USA, als durch den Einsatz der Technologie die Produktion massiv gesteigert wurde – am Ende zum Nachsehen vieler Ölfirmen.

Denn aus Furcht vor der wachsenden Macht der USA überschwemmte Saudi-Arabien damals den Weltmarkt. Der Preis für Rohöl brach ein, bis 2016 auf 26 Dollar pro Barrel für die US-Referenzsorte West Texas Intermediate. Ein großer Teil der US-Schieferölindustrie machte dicht, und die Überlebenden schworen sich, ihren Ausstoß künftig besser zu kontrollieren.

Aus dieser Zeit stammt auch der Slogan "Drill, Baby, drill", den Trump nun wieder aufwärmt. Die damalige Vize-Präsidentschaftskandidatin der Republikaner, Sarah Palin, prägte den Satz 2008 in einer TV-Debatte mit Joe Biden, damals Barack Obamas Nummer zwei. "Aber die Zeit der fehlgeleiteten und irrationalen Energiepolitik ist vorbei", sagt Jeff Eshelman, Direktor des Branchenverbands Independent Petroleum Association of America (IPAA). "Amerikas riesige Ressourcen werden auf verantwortungsvolle Weise freigesetzt."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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