Verschollen in Syrien US-Journalist vor zwölf Jahren entführt – neues Lebenszeichen
Nach dem Sturz des Assad-Regimes atmen viele Menschen in Syrien auf. Auch die Familie eines vermissten US-Journalisten schöpft neue Hoffnung.
Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus hat US-Präsident Joe Biden es Journalisten bestätigt: Seine Regierung geht davon aus, dass der US-Journalist Austin Tice noch am Leben ist. Man habe zwar keine "unmittelbaren Beweise" zum Status von Tice und es sei unklar, wo er sich befinde. Dennoch bekräftigte Biden: "Wir denken, dass wir ihn zurückbringen können."
Tice wurde 2012 in der Umgebung der syrischen Hauptstadt Damaskus entführt. Wie der britische "Guardian" berichtet, behandeln die US-Behörden den Fall so, als sei es gesichert, dass der Journalist noch am Leben ist. Sprich: Sie arbeiteten mit Hochdruck daran, ihn zurückzuholen.
Mutter erklärt: Sohn lebt
Die Mutter von Austin Tice war vor der Presse etwas weniger zurückhaltend. Sie erklärte: "Wir haben Informationen aus einer wichtigen Quelle, die von der Regierung überprüft wurde: Austin Tice ist am Leben." Ähnlich hoffnungsvoll gab sich Tices Schwester Naomi. Sie erklärte der "Washington Post", das Chaos in Syrien sei für die Familie auch eine Chance.
Tice hat als freiberuflicher Journalist unter anderem für die "Washington Post" gearbeitet. Der ehemalige US-Marine berichtete vor seiner Entführung über den Aufstand gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Er war zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt. Das letzte von ihm bekannte Lebenszeichen ist ein mehrere Wochen nach seiner Entführung veröffentlichtes Video, in dem Tice mit verbunden Augen zu sehen ist – gehalten von bewaffneten Männern. Bislang hat sich niemand zu der Entführung bekannt.
Die islamistische Gruppierung Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten nach ihrer am 27. November begonnenen Großoffensive am Sonntag die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen und den seit Jahrzehnten herrschenden Machthaber Assad gestürzt. Die wichtigsten Verbündeten Assads – Russland, der Iran und die im Libanon ansässige Hisbollah-Miliz – griffen nicht ein, um den Vormarsch zu stoppen.
US-Präsident Joe Biden hat gefordert, den langjährigen Machthaber des Landes für seine Verbrechen "zur Rechenschaft zu ziehen". Assad müsse sich für Hunderttausende unschuldige Syrer, die "misshandelt, gefoltert und getötet" wurden, verantworten.
- Mit Materialien der Nachrichtenagenturen Reuters und AFP
- theuardian.com: "Biden voices hope for US journalist Austin Tice, missing in Syria since 2012" (Englisch)
- washingtonpost.com: "‘In chaos, there is opportunity’: Journalist Austin Tice’s family finds hope" (Englisch)