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Anti-Israel-Demos: Texas setzt berittene Polizei gegen Studenten ein


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Proteste an US-Unis
"Abscheulich, was da passiert"


Aktualisiert am 25.04.2024Lesedauer: 4 Min.
Austin, Texas: An der Universität von Texas kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei.Vergrößern des Bildes
Austin, Texas: An der Universität von Texas kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. (Quelle: IMAGO/Ricardo B. Brazziell)
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Die Spannungen an US-Universitäten nehmen zu. Dort stehen sich Pro-Palästina-Demonstranten und Polizei gegenüber. Es soll mit Gewalt gedroht worden sein.

Es ist kein freundlicher Empfang, den die Studenten dem Sprecher des US-Repräsentantenhauses am Mittwoch bereiten. Als Mike Johnson auf dem Campus der Columbia University in New York eintrifft, um eine Rede an die dort Wartenden zu richten, wird er leidenschaftlich ausgebuht. "Runter von unserem Campus" und "Geh' zurück nach Louisiana, Mike", schmettern die Studierenden dem Republikaner in Anspielung auf dessen Heimat entgegen.

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Das Campus-Gelände an der 116. Straße in New York ist weiträumig abgesperrt worden. Helikopter kreisen am Himmel, Hundertschaften von Polizisten bewachen das Gelände und achten darauf, dass niemand außer den Studentinnen und Studenten hineinkommt. Auch für Medienvertreter gibt es nur ein schmales Zeitfenster von zwei Stunden, in denen sie den Campus betreten und sich ein Bild von der Situation machen dürfen. Johnson spricht auf einer imposanten Treppe vor einem Gebäude der Uni.

Video | Gaza-Proteste an US-Universitäten verschärfen sich
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Quelle: reuters

Der mächtige Republikaner hatte sich den Unmut der zumeist pro-palästinensischen Demonstranten zugezogen, schließlich war er der entscheidende Mann bei der Genehmigung eines milliardenschweren Hilfspakets für den US-Verbündeten Israel. Dieses war am Dienstag neben den Ukraine-Hilfen im US-Kongress verabschiedet worden.

Das Paket beinhaltet zwar auch neun Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe für den Gazastreifen, aber eben vor allem auch Militärhilfe für Israel im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas im Wert von 17 Milliarden Dollar. Das kommt bei den Pro-Palästinenser-Studenten in New York nicht gut an. So wie an inzwischen immer mehr Universitäten im ganzen Land blockieren sie darum das Gelände und legen sich auch mit pro-israelischen Kommilitonen an.

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Proteste: "Mike, you suck"

Johnson macht sich während seines Auftritts auch nicht dadurch beliebter, dass er den sofortigen Rücktritt der Uni-Präsidentin Nemat "Minouche" Shafik fordert. Diese habe es versäumt, die Studentenproteste frühzeitig aufzulösen, so der Republikaner. Johnson aber ist vor allem für eine Botschaft gekommen: Jüdische Studierende müssten wieder angstfrei die amerikanischen Universitäten besuchen können, sagt er. Denn viele von ihnen fühlen sich angesichts der Anfeindungen nicht mehr sicher.

Einige der jüdischen Studierenden waren in den vergangenen Wochen an amerikanischen Universitäten sogar körperlich angegriffen worden. Johnson versichert ihnen: "Ihr seid nicht allein." Und er kritisiert Columbia-Präsidentin Shafik, weil diese das Chaos und die antisemitischen Angriffe an ihrer Universität einfach nicht in den Griff bekomme. Doch seine Worte gehen unter, weil eine Masse von Demonstrierenden im Chor brüllt: "Mike, you suck" (Mike, du bist Scheiße).

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In den vergangenen Tagen hatten Unterstützer Israels auf mehrere antisemitische Vorfälle hingewiesen und der Columbia University und anderen US-Hochschulen vorgeworfen, Einschüchterung und Hassrede gegen Juden zu fördern.

Ein Meer aus Palästina-Flaggen

Eigentlich hatte die Universitätsleitung die pro-palästinensischen Studenten aufgefordert, ihr großes Protestcamp auf dem Platz binnen weniger Stunden zu räumen. Gedroht wurde sogar damit, ansonsten die Nationalgarde zu rufen, um die Zeltstadt zu räumen. Eine Studentengruppe sprach daraufhin in einer Erklärung von einer "verstörenden Gewaltandrohung". Doch dann setzte die Leitung der Universität die Räumung des Protestcamps auf einmal aus und verlängerte das Ultimatum.

Das Protestcamp auf dem Campus der Columbia-Universität gleicht einem Festivalgelände. Zu sehen ist ein Meer aus Palästina-Flaggen. Die Zeltstadt ist umzäunt, ihre Bewohner tragen fast alle schwarzweiß karierte Palästinenser-Tücher. Sie wollen, dass die USA Israel nicht mehr mit amerikanischen Steuergeldern im Krieg in Gaza unterstützt.

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Von einer Verurteilung des Hamas-Terrors ist hier nichts zu hören. Hier geht es nur um die Sache der Palästinenser und um die vielen Todesopfer. Nur wenige Meter entfernt kauern israelische Studenten an einer Mauer. Sie haben roten Rosen abgelegt und Fotos von Geiseln, die noch immer von den Terroristen der Hamas gefangen gehalten werden. Wie es ihnen geht und welche noch leben, weiß niemand.

Offiziell geht Israel von 133 Geiseln aus, die noch am Leben sind, doch inoffiziell könnten es wesentlich weniger sein. Die Furcht, dass viele bereits in den Händen der Terroristen umgekommen sind, ist groß. Auch hier auf dem Campus.

Szenen, die zeigen, wie zerrissen Amerikas Studenten sind

Eine junge Frau weint, während sie Reportern ein Interview gibt. Die Situation scheint verfahren. Wie dieser Belagerungszustand der Columbia-Universität beendet werden soll, ist noch immer unklar.

Unterdessen kommt es am Mittwoch auch an anderen Universitäten des Landes zu Konfrontationen zwischen Polizei und Studierenden. Der US-Bundesstaat Texas setzt an der Universität in Austin dabei sogar berittene Polizei ein. Mindestens zwei Menschen werden festgenommen, wie die Studentenzeitung "The Daily Texan" berichtet.

Bei dem Protest in Texas rufen die Studierenden in Bezug auf das israelische Vorgehen im Gazastreifen Slogans wie "Nieder mit der Besatzung". Videos in Onlinediensten zeigen Polizisten in schwerer Schutzausrüstung, die Protestierende zurückdrängen. Es sind dramatische Szenen, die zeigen, wie aufgeheizt die Atmosphäre an Amerikas Bildungseinrichtungen zum Teil ist.

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In der vergangenen Woche hatten massive pro-palästinensische Proteste begonnen, bei denen die Universität aufgefordert wurde, sich von Unternehmen zu trennen, die Verbindungen nach Israel haben. Auch an mehreren anderen Universitäten, darunter Yale, MIT, UC Berkeley, die University of Michigan und Brown, haben Studierende Proteste gestartet.

Netanjahu nennt Proteste "abscheulich"

Am Dienstag waren an mehreren US-Universitäten Hunderte Menschen bei pro-palästinensischen Protesten festgenommen worden. An der Columbia University in New York stellte die Leitung den Unterricht zur Entschärfung der Lage auf Online-Veranstaltungen um.

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US-Präsident Joe Biden hatte mehrfach "antisemitische Proteste" verurteilt, die "absolut keinen Platz auf dem Universitätsgelände oder irgendwo in unserem Land" hätten. Biden sei jedoch der Ansicht, dass "freie Meinungsäußerung, Diskussion und Nichtdiskriminierung an Hochschulen wichtig sind", sagte Pressesprecherin Karine Jean-Pierre am Mittwoch.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte über die pro-palästinensischen Proteste am Mittwoch in einer Erklärung, es sei "abscheulich, was da passiert". Der "antisemitische Mob" habe "an führenden Universitäten die Oberhand gewonnen", sagte er weiter. Die pro-palästinensischen Protestierenden forderten die Vernichtung Israels und griffen jüdischen Studierende und Hochschulpersonal an. Das müsse "gestoppt" werden.

Unterdessen schlossen sich weitere Studenten den Protesten an. Am Mittwoch begannen mindestens 100 Studenten auf dem Campus der University of Southern California in Los Angeles mit einer "Besetzung", wie sie es nannten. Bilder in Onlinediensten zeigten, wie sich am Mittwochnachmittag ein Lager an der Harvard-Universität in der Nähe von Boston bildete.

Verwendete Quellen
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