Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Hamas-Verbrechen in Israel "Jüdische Frauen weltweit fühlen sich verraten"
Am 7. Oktober haben Hamas-Terroristen unzählige israelische Frauen und Mädchen vergewaltigt, verstümmelt oder ermordet. Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März kritisiert Dr. Remko Leemhuis, Direktor des American Jewish Committee Berlin, dass viele Frauen- und Menschenrechtsorganisationen dazu bis heute schweigen.
Wie schon seit über hundert Jahren werden auch an diesem 8. März weltweit Frauen auf die Straße gehen, um auf ihre Rechte und die nach wie vor bestehende Geschlechterdiskriminierung aufmerksam zu machen. Auch wenn die Forderungen der Frauen aufgrund ihrer jeweiligen Lebensrealitäten global höchst unterschiedlich sind, durfte man bisher davon ausgehen, dass die Ablehnung misogyner Gewalt alle verbindet.
Denn egal, wo auf der Welt Frauen leben, sind sie dieser ausgesetzt. Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 sind aber ernsthafte Zweifel angebracht, ob dieser Konsens auch gilt, wenn die Opfer sexualisierter Gewalt israelische bzw. jüdische Frauen sind.
Zur Person
Dr. Remko Leemhuis ist Direktor des American Jewish Committee Berlin. Für die Organisation beschäftigt er sich vor allem mit den Themen Antisemitismus, Islamismus und Nahostpolitik.
An diesem Tag haben die Klerikalfaschisten der Hamas in ihrem antisemitischen Wahn nicht nur unterschiedslos 1.200 Menschen getötet, sondern ebenso brutale und sadistische Verbrechen an Mädchen und Frauen begangen. Viele Frauen- und Menschenrechtsorganisationen schweigen zu diesen Verbrechen bis heute, und das, obwohl die Beweise für diese Verbrechen erdrückend sind – haben die Terroristen ihre Taten doch selbst durch Bilder und Videos dokumentiert.
Zu denken ist hier etwa an die Videoaufnahmen der Deutsch-Israelin Shani Louk, die bereits am 7. Oktober selbst um die Welt gingen. Umgeben von bewaffneten Terroristen, liegt die junge Frau halb nackt auf der Ladefläche eines Pick-up-Trucks und wird wie eine Trophäe unter dem Jubel eines aufgehetzten Mobs durch Gaza gefahren. Besonders in Erinnerung bleibt hier, wie ein Jugendlicher, fast noch ein Kind, an den Wagen herantritt und auf den bereits regungslosen Körper der 22-Jährigen spuckt.
Oder an das Video, das die 19-jährige Naama Levy aus dem Kibbuz Nahal Oz zeigt. Die junge Frau ist an den Händen gefesselt, trägt keine Schuhe und wird von einem bewaffneten Terroristen unter "Allahu Akbar"-Rufen in ein Auto gezerrt. Ihre graue Jogginghose ist auf Schritthöhe blutdurchtränkt. Während wir im Falle Shani Louks leider Gewissheit haben, dass sie ermordet worden ist, befindet sich Naama Levy bis heute in der Hand der Hamas. Es ist nicht klar, ob sie überhaupt noch lebt.
Dass das Schicksal von Shani Louk und Naama Levy keine Einzelfälle waren, sondern dass die Terroristen der Hamas systematisch israelische Frauen und Mädchen verstümmelten, vergewaltigen und ermordeten, bestätigten nicht nur Ersthelferinnen und Ersthelfer sowie Überlebende, sondern auch Terroristen der Hamas, die von den israelischen Behörden inhaftiert werden konnten.
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Spätestens seit der #MeToo-Bewegung schien es Konsens zu sein, dass Frauen geglaubt werden muss, wenn sie von sexuellen Übergriffen berichten. Dieser Grundsatz gilt für viele der damaligen Protagonistinnen offensichtlich nur noch eingeschränkt. Denn nicht nur weite Teile der internationalen Gemeinschaft schwiegen zu den geschlechtsspezifischen Verbrechen der Hamas, sondern auch viele feministische Organisationen – zuweilen bis heute.
So dauerte es fast zwei Monate, bis sich UN Women zu den Gewalttaten der Hamas überhaupt äußerte. Wohlgemerkt eine Organisation, deren Mandat es ist, Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. Schlimmer noch als das Schweigen vieler Akteurinnen und Akteure, von denen man eine deutliche Verurteilung erwartet hätte, ist aber, dass mit Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt die Taten zum Teil relativiert oder gar geleugnet werden.
Es ist erschütternd, dass im Falle israelischer und damit zum größten Teil jüdischer Frauen für einige nicht mal der Minimalkonsens gilt, dass misogyne Gewalt grundsätzlich und ohne Wenn und Aber zu verurteilen ist. Das zeigt, dass Antisemitismus auch in Frauen- und Menschenrechtsorganisationen und ihren Communitys weit verbreitet ist. Denn nicht anders ist es zu erklären, dass die geschlechtsspezifischen Verbrechen der Hamas keine vernehmbare Solidarisierungswelle ausgelöst haben.
Vollkommen zu Recht fühlen sich israelische und jüdische Frauen weltweit verraten und im Stich gelassen. Der Hashtag #MeTooUnlessYouAreAJew, mit dem sie darauf aufmerksam machen, ist ein bitterer Ausdruck dieser Tatsache. Dass rund hundert Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag islamistische Terroristen mit einer zutiefst misogynen Ideologie zuweilen als Freiheitskämpfer gefeiert werden, ist nicht nur ein Verrat an den Opfern der Hamas, sondern an Frauen weltweit, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind.
Wer nicht zu jeder Zeit, gerade aber an diesem 8. März, eine eindeutige Haltung zu den geschlechtsspezifischen Verbrechen der Hamas hat, kann sich kaum glaubhaft in die Tradition des Internationalen Frauentages stellen.
- Gastbeitrag anlässlich des Weltfrauentages am 8. März von Dr. Remko Leemhuis, Direktor des American Jewish Committee Berlin, zu den geschlechtsspezifischen Verbrechen der Hamas am 7. Oktober 2023.