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Taiwan: Vermehrt Forschungsschiffe aus China gesichtet – droht die Invasion?


Vorbereitungen für Invasion?
China schickt selbstfahrendes Drohnenschiff nach Taiwan

Von t-online, fho

27.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Chinas Drohnenträger "Zhu Hai Yun" (Archivbild): Das Forschungsschiff ist eng mit dem chinesischen Militär verbunden.Vergrößern des Bildes
Chinas Drohnenträger "Zhu Hai Yun" (Archivbild): Das Forschungsschiff ist eng mit dem chinesischen Militär verbunden. (Quelle: Southern Ocean Laboratory)

Die Lage zwischen China und Taiwan ist angespannt: Nun hat die Küstenwache Taiwans mehrere chinesische Schiffe entdeckt. Was dahinterstecken könnte.

China verstärkt seine Präsenz vor Taiwan: Nur 24 Seemeilen vor der taiwanesischen Küste haben chinesische Seeforschungsschiffe ihre Überwachungstätigkeit deutlich ausgeweitet. Das berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf Trackingdaten des Satellitendatenunternehmens Spire Global.

Seit September seien neun Schiffe in die Gewässer eingedrungen. In den drei Jahren zuvor seien es nur zwei Schiffe gewesen, schreibt das Blatt weiter. Besondere Aufmerksamkeit gilt demnach dem hochmodernen Forschungsschiff "Zhu Hai Yun".

Auch die Regierung Taiwans hat nach eigenen Angaben mehrere chinesische Überwachungs- und Küstenwachschiffe um seine Inselgruppe Kinmen entdeckt. Ein Schiff sei dort am Montag in gesperrte, vier Schiffe der Küstenwache seien in eingeschränkt zugängliche Gewässer eingedrungen, sagte die Ministerin des Rates für Ozean-Angelegenheiten, Kuan Bi-ling, am Dienstag in Taipeh. "Allerdings blieben sie dort nicht lange. Die Küstenwache antwortete angemessen und nutzte den Funk, um die chinesischen Schiffe aufzufordern, sich zu entfernen."

Taiwan kann sich nicht auf Seerecht verlassen

Kinmen mit seinen mehr als 140.000 Einwohnern liegt nur wenige Kilometer von der chinesischen Millionenstadt Xiamen im Südosten der Volksrepublik entfernt. Obwohl sie Taiwan bislang nie regiert hat, zählt die regierende Kommunistische Partei in Peking die Inselrepublik zum Gebiet Chinas. In der Meerenge zwischen den beiden Ländern kommt es deshalb immer wieder zu Spannungen und militärischen Machtdemonstrationen seitens Chinas.

Der chinesische Souveränitätsanspruch führt zudem dazu, dass Taipeh nicht den internationalen Schutz seiner Gewässer durchsetzen kann. Denn eigentlich sichert das UN-Seerechtsübereinkommen Staaten eine zusammenhängende Zone von bis zu 24 Seemeilen vor ihrer Küste zu.

Tod chinesischer Fischer verschärft die Lage

Taiwans Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng teilte mit, die taiwanische Küstenwache habe die Lage überwacht, und solange die Situation keine Bedrohung für die Bodentruppen darstelle, habe das Ministerium nichts weiter dazu zu sagen. Zuletzt hatte der Tod zweier chinesischer Fischer nahe Kinmen am 14. Februar die Beziehung zwischen China und Taiwan weiter verschlechtert. Das mit vier Seeleuten besetzte Boot ohne Namen und Zertifizierung war in die dortigen Gewässer eingedrungen und wurde von der taiwanischen Küstenwache verfolgt, wobei es kenterte.

Taiwan erklärte, die Fischer auf dem illegalen Boot hätten sich einer Kontrolle entziehen wollen. China sprach von einem "bösartigen Vorfall" und erhöhte die Präsenz seiner Küstenwache in der Gegend. Wenige Tage nach dem Unfall inspizierten chinesische Beamte ein taiwanisches Ausflugsschiff, was Taipeh als Verletzung seiner Souveränität betrachtete. Pekings Staatsmedien berichteten am Wochenende zudem von Übungen der Küstenwache in dem Gebiet.

Schiff könnte Drohnen mitführen

Besonders kritisch blickt Taiwan auf das moderne chinesische Forschungsschiff "Zhu Hai Yun". Dieses verkehrte bereits Ende 2023 vor der taiwanesischen Küste. Das Schiff ist laut der US-amerikanischen Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) mit Überwachungsgeräten ausgestattet und stehe der Volksbefreiungsarmee (PLA) nahe.

Video | Chinas neue Forschungsstation schürt Spionageverdacht
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Quelle: t-online

Das Besondere: Chinesischen Staatsmedienberichten zufolge verfügt das Schiff über ein von künstlicher Intelligenz gesteuertes autonomes Navigationssystem. Damit wäre es eines der weltweit ersten Schiffe, das ohne menschliche Besatzung fahren kann. Darüber hinaus könne das Schiff eine Flotte von 50 Drohnen und autonomen Tauchbooten mitführen.

Das Schiff steuerte laut CSIS zunächst die chinesische Stadt Dalian an. Das dort ansässige Institut für Vermessungs- und Kontrolltechnologie untersucht unter anderem Schiffsvibrationen und Akustik für die chinesische Marine. Anschließend fuhr das Schiff eine ungewöhnliche Route an der Nordküste Taiwans entlang, wo es deutlich langsamer wurde. Die US-Denkfabrik geht davon aus, dass die "Zhu Hai Yun" vor Ort Untersuchungen durchgeführt habe. An Bord waren demnach Forscher des Forschungsinstituts 704, das autonome Systeme entwickelt, des Forschungsinstituts 701, einer der wichtigsten chinesischen Entwickler von Kriegsschiffen, sowie Forscher der Sun Yat Sen University, die enge Verbindungen zum Militär unterhält.

Anschließend drang das Schiff wohl kurzzeitig in taiwanesische Gewässer ein. Genau vor der Stadt Hualien, wo sich Taiwans wichtigster Luftwaffenstützpunkt befindet, und ein weiteres Mal im Bashi-Kanal, den chinesische Schiffe passieren müssen, um den Pazifik zu erreichen.

Denkfabrik: China will verschleiern

"China versucht, diese Art von Zweideutigkeit zwischen Wissenschaft, Handel und Militär zu verschleiern", sagte Matthew Funaiole, einer der Autoren des CSIS-Berichts.

China hat mit ähnlichen Schiffen bereits umfangreiche Erkundungen in der Nähe von Japan, dem US-Pazifikgebiet Guam und im Indischen Ozean durchgeführt, also in Gebieten, die für die Unterwasserkriegsführung in einem möglichen Konflikt zwischen den USA und China entscheidend wären.

Nach Angaben taiwanesischer Beamter sei das Schiff erstmals am 14. November gesichtet und beschattet worden, schreibt die "Financial Times". Die Küstenwache habe nicht bemerkt, dass das chinesische Schiff Drohnen ins Wasser oder in die Luft abgeworfen habe, so ein Beamter.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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