Familie erhält keinen Zugang Nawalnys Leiche bleibt mindestens 14 Tage unter Verschluss
Auch drei Tage nach dem Tod von Kremlgegner Nawalny wird seinen Angehörigen der Zugang zu seinem Leichnam verweigert. Das soll wohl noch länger so bleiben.
Die russischen Behörden wollen die Leiche des in Haft ums Leben gekommenen Kremlkritikers Alexej Nawalny nach Angaben seines Teams noch mindestens 14 Tage weiter unter Verschluss halten.
"Die Ermittler haben den Anwälten und der Mutter von Alexej gesagt, dass sie die Leiche nicht herausgeben", schrieb Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Montag auf X. Als Grund seien "chemische Untersuchungen" genannt worden, die am Toten vorgenommen werden sollen.
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Familienangehörigen Nawalnys war zuvor den dritten Tag in Folge der Zugang zu seinem Leichnam verweigert worden. Das Team des Kremlkritikers erklärte am Montagvormittag, seine Mutter sei nicht in eine Leichenhalle gelassen worden, in der sich der Tote möglicherweise befindet. "Alexejs Mutter und seine Anwälte kamen am frühen Morgen zu der Leichenhalle. Es wurde ihnen nicht erlaubt, hineinzugehen", erklärte Jarmisch im Onlinedienst X.
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Einer der Anwälte sei "buchstäblich hinausgestoßen" worden. Das Personal habe auf Anfrage keine Auskunft darüber erteilt, ob Nawalnys Leiche in der Halle gelagert werde, erklärte Jarmisch weiter. Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja hatte bereits am Samstag vergeblich die Leichenhalle in dem nordsibirischen Ort Salechard aufgesucht, um die sterblichen Überreste ihres Sohnes in Empfang zu nehmen.
Russische Behörden ermitteln weiter
Russische Behörden erklärten laut Jarmisch indes, dass die Ermittlungen zu Nawalnys Tod im Gefängnis verlängert worden seien. "Sie lügen, spielen auf Zeit und verheimlichen es nicht einmal", erklärte die Sprecherin.
Die russische Strafvollzugsbehörde gab an, Nawalny habe sich am Freitag nach einem Gang im Freien in seiner Strafkolonie in Sibirien "unwohl gefühlt" und sei zusammengebrochen. Zahlreiche westliche Politiker machten die russische Führung und Präsident Wladimir Putin für den Tod seines prominenten Widersachers verantwortlich. Nawalnys Tod ereignete sich einen Monat vor der Präsidentschaftswahl Mitte März, bei der mangels wirklicher Opposition Putins Wiederwahl erwartet wird. Putin hat sich zu dem Vorfall noch nicht geäußert.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa