Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach "Super Tuesday" So geht es bei den US-Vorwahlen weiter
Nach dem "Super Tuesday" gilt der Kampf um die Präsidentschaft der USA zwischen Donald Trump und Joe Biden als eröffnet. Doch noch ist die Entscheidung nicht endgültig.
Es war der wohl wichtigste Tag des Vorwahl-Marathons in den USA: der "Super Tuesday". Am Dienstag stimmten Delegierte von Republikanern und Demokraten bei den Vorwahlen in gleich 15 Bundesstaaten und dem Überseegebiet Amerikanisch-Samoa über ihre jeweiligen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen am 5. November ab. Das Ergebnis ist wenig überraschend. Joe Biden und Donald Trump galten auch schon vorher als Sieger. Dennoch bekamen beide auch Dämpfer.
Sowohl Trump als auch Amtsinhaber Joe Biden konnten am Dienstag einen großen Schritt in Richtung ihrer Präsidentschaftskandidaturen machen. In Sicherheit wiegen darf sich jedoch auch nach dem "Super Tuesday" keiner von beiden.
Warum das so ist und wie die Vorwahlen ablaufen, lesen Sie im Überblick von t-online.
Die Ergebnisse des Super Tuesday
Donald Trump hat am Dienstag voraussichtlich in 14 von 15 Bundesstaaten gegen seine parteiinterne Rivalin Nikki Haley gewonnen. Mit einem Vorsprung von teilweise mehr als 50 Prozentpunkten dominierte er die Vorwahlen so klar wie kaum ein Kandidat in den vergangenen Jahrzehnten. Schon vor dem Super Tuesday konnte Donald Trump klare Siege in zwei Bundesstaaten einfahren.
Haley konnte am Super Tuesday nur in Vermont im Nordosten der USA nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Trump einen knappen Sieg verbuchen, ihr bislang zweiter bei den Vorwahlen: Washington, D.C. war am vergangenen Wochenende ebenfalls an die 52-Jährige gegangen. Am Tag nach dem Super Tuesday verkündete sie, aus dem Rennen aussteigen zu wollen.
Embed
Bei den Demokraten gewann der amtierende US-Präsident Joe Biden am "Super Tuesday" die Vorwahlen in 14 von 15 Bundesstaaten. Nur aus dem Überseegebiet Amerikanisch-Samoa, das kein eigener Bundesstaat ist, kam die Nachricht, dass der Präsident dort offenbar nicht gänzlich überzeugen konnte. Dort liegt Biden mit seinem Gegenkandidaten Jason Palmer gleichauf, beide erhalten je drei Delegierte.
Die Demokraten und Republikaner stimmen in den Bundesstaaten Alabama, Arkansas, Colorado, Kalifornien, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Texas, Utah, Vermont und Virginia ab.
Für die Republikaner wird es zudem in Alaska ernst. Die Demokraten entscheiden hingegen noch in Iowa und Amerikanisch-Samoa, einem Außengebiet der Vereinigten Staaten in Amerikanisch-Ozeanien, über ihren Präsidentschaftskandidaten.
Embed
Wozu dienen die Vorwahlen in den USA?
Wer US-Präsident werden will, muss sich zuerst dem nationalen Parteitag der Republikaner oder dem der Demokraten stellen: Dort küren die Delegierten der 50 Bundesstaaten und aus dem District of Columbia, in dem sich die Hauptstadt Washington befindet, die jeweiligen Präsidentschaftskandidaten. Allerdings entscheidet sich die große Mehrheit der Delegierten nicht frei für einen Bewerber: Wen sie wählen, wird in Vorwahlen bestimmt.
Deshalb bemühen sich die Präsidentschaftsbewerber in diesen Monaten in den Bundesstaaten um die Mehrheit der Delegierten, ehe diese schließlich im Juli (Republikaner) und August (Demokraten) jeweils einen Bewerber zum Kandidaten ihrer Partei küren. Dabei gibt es zwei grundlegende Verfahren der Vorwahl: die Primary und den Caucus.
Was ist eine Primary? Und was ist ein Caucus?
In den meisten Bundesstaaten entscheiden Bürger in "Primaries" ("Primary Elections", auf Deutsch: Vorwahlen) über die Verteilung der Delegierten. Primaries sind im Prinzip Mini-Wahlen, in denen Bürger in Wahllokalen oder per Briefwahl für die Präsidentschaftsbewerber einer Partei stimmen. Sie werden von den Bundesstaaten durchgeführt.
Ein "Caucus" (auf Deutsch: Ausschuss) ist eine Versammlung von Bürgern, die über die Nominierung von Präsidentschaftskandidaten abstimmen. Berühmt ist der Caucus für ein skurriles Verfahren, das mancherorts noch zum Einsatz kommt: Hier wählen die Teilnehmer ihren Wunschkandidaten nicht auf Stimmzetteln. Stattdessen zeigen sie ihre Unterstützung für einen Kandidaten, indem sie sich in verschiedene Ecken des Abstimmungsraums stellen.
Wer arbeiten muss, krank ist oder etwa wegen einer körperlichen Einschränkung nicht aus dem Haus kann, kann nicht mitentscheiden. Experten warnen außerdem davor, dass das Caucus-Verfahren radikalere Kandidaten bevorteile, da die Versammlungen tendenziell radikalere Wähler anziehen würden.
Wie laufen die einzelnen Vorwahlen ab?
Bundesweit einheitliche Regeln zum Ablauf der Vorwahlen gibt es nicht: Sie unterscheiden sich von Bundesstaat zu Bundesstaat und im Falle des Caucus-Verfahrens auch von Partei zu Partei. In manchen Fällen dürfen nur registrierte Parteimitglieder mitentscheiden, in anderen alle Wähler. Auf keinen Fall aber darf ein Bürger bei beiden Parteien abstimmen. In South Carolina dürfen die Wähler frei entscheiden, ob sie sich an der demokratischen oder der republikanischen Vorwahl beteiligen. In Washington wird es eine Primary geben, in North Dakota ist dagegen ein Caucus angesetzt.
Wann könnten Trump und Biden ihre Kandidaturen sichern?
Insgesamt ist der "Super Tuesday" also wegweisend für die anstehenden Präsidentschaftswahlen: Bei den Republikanern ging es um die Stimmen von insgesamt 854 Delegierten und damit mehr als ein Drittel. Um gekürt zu werden, benötigt ein Bewerber die Stimmen von 1.215 der insgesamt 2.429 konservativen Delegierten. Bei den Demokraten konnte Joe Biden beinahe alle der 1.420 Delegiertenstimmen für seine Kandidatur holen. Der Demokrat benötigt jedoch 1.968 Delegierte, um bei der Wahl antreten zu dürfen.
Embed
Obwohl beide Bewerber fast alle Parteidelegierten am "Super Tuesday" auf ihre Seite ziehen konnten, ist das im Rennen um die Kandidatur noch keine endgültige Entscheidung. Für Donald Trump steht das frühestens am 12. März fest, wenn in den Bundesstaaten Georgia, Mississippi und Washington abgestimmt wird. Der amtierende Präsident Joe Biden muss sich sogar bis zum 19. März gedulden, bis er genug Delegiertenstimmen gewinnen kann. Erst auf den Parteitagen im Sommer werden die Kandidaten dann offiziell gekürt.
- apnews.com: "AP Decision Notes: What to expect in the District of Columbia’s GOP presidential primary" (englisch)
- apnews.com: "AP Decision Notes: What to expect in Missouri’s GOP caucuses" (englisch)
- apnews.com: "AP Decision Notes: What to expect in Idaho’s GOP caucuses" (englisch)
- apnews.com: "AP Decision Notes: What to expect in Super Tuesday's presidential nominating contests" (englisch)
- nbc.com: "Here’s how the upcoming Iowa caucuses will work" (englisch)
- washingtonpost.com: "The problems with caucuses and conventions" (englisch)
- Homepage der US-Regierung: "Presidential primaries and caucuses" (englisch)
- fivethirtyeight.com: "Latest Polls" (englisch)
- ballotpedia.org: "Republican delegate rules, 2024" (englisch)
- racetothewh.com: "2024 Presidential Election Polls" (englisch)
- cbsnews.com: "What is Super Tuesday and how does today's voting work?" (englisch)
- edition.cnn.com: "What to watch for on Super Tuesday" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa