Irritation im Geiseldrama Fauxpas des irischen Premiers: Israel reagiert deutlich
Diesen Satz hätte der irische Premier Leo Varadkar nach der Freilassung der kleinen Emily aus der Geiselhaft besser nicht geschrieben. Er vergiftet das Verhältnis zu Israel.
Ein Satz des irischen Premierministers Leo Varadkar schockt Israel. Varadkar schrieb nach der Freilassung der neunjährigen Emily aus der Geiselgefangenschaft der Hamas auf X (vormals Twitter): "Heute ist ein Tag großer Freude und Erleichterung für Emily Hand und ihre Familie. Ein unschuldiges Kind, das verloren gegangen war, wurde gefunden und ist zurückgekehrt, und wir atmen erleichtert auf. Unsere Gebete wurden erhört."
Dabei entzündeten sich an den Formulierungen "verloren gegangen" und "gefunden und zurückgekehrt" die Gemüter. Sie wurden auf israelischer Seite als extrem verharmlosend aufgenommen. "Emily ist nicht 'verloren' gegangen", antwortete Israels Regierungssprecher Eylon Levy dem Premier auf seinen X-Eintrag. "Sie wurde von den Todesschwadronen, die ihre Nachbarn massakrierten, brutal verschleppt. Sie wurde auch nicht 'gefunden'. Die Hamas wusste die ganze Zeit, wo sie war, und hielt sie zynischerweise als Geisel fest. Und die Hamas hat auch Ihre Gebete nicht erhört."
"Irlands Beitrag: Gebete"
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"Verloren gegangen – so beschreibt man ein kleines Mädchen, das bei einem Spaziergang im Wald verschwunden ist und dann von einem freundlichen Wanderer entdeckt wird. Nicht ein Mädchen, das brutal von Todesschwadronen entführt wurde, die ihre Nachbarn brutal massakrierten. Aber das erklärt das Ausmaß von Irlands Beitrag: Gebete", wettert Levy weiter.
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Emily war für tot gehalten worden
Um die harsche Reaktion der israelischen Regierung verstehen zu können, muss man die Vorgeschichte kennen. Emily war am 7. Oktober während des Angriffes der Hamas auf Israel verschleppt worden. Ihrem irischen Vater Thomas Hand wurde mitgeteilt, dass sein Kind von den Terroristen getötet worden sei. In einem emotionalen Fernsehinterview hatte Hand unter Tränen seine Erleichterung darüber geäußert, dass sie nicht in die Hände der Hamas gefallen sei, weil das noch "schlimmer als der Tod" gewesen wäre.
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Ende Oktober dann die Kehrtwende: Emily sei doch noch am Leben und werde als Geisel festgehalten. Für Hand begannen bange Wochen des Wartens, bevor Emily am Samstag, nach 50 Tagen in Geiselhaft, endlich freikam. Und das nur durch einen Deal, in dessen Zuge drei Dutzend palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen wurden.
Die Häftlinge waren wegen terroristischer Straftaten verurteilt worden, erklärte in der Nacht zum Sonntag der israelische Armeesprecher Doron Spielman. Dass sich die Freigelassenen sofort danach unter den Fahnen der Hamas feiern ließen, zeige, um was für Menschen es sich handele. "Es ist eine Schande, dass wir sie freilassen", sagte der Armeesprecher.
- X-Account des irischen Premiers Leo Varadkar
- X-Account des israelischen Regierungssprechers Eylon Levy
- Material der Nachrichtenagentur dpa und Videomaterial von Reuters