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Bergkarabach: Massenflucht nach Armenien – kaum noch Einwohner vor Ort


Fast alle Einwohner geflohen
Bergkarabach gibt es nicht mehr

Von afp, dpa
Aktualisiert am 30.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Viele ethnische Armenier packen ihr Hab und Gut und fliehen aus der Region Bergkarabach ins benachbarte Armenien.Vergrößern des Bildes
Viele ethnische Armenier packen ihr Hab und Gut und fliehen aus der Region Bergkarabach. (Quelle: IMAGO/Grigoriy Pechorin/imago images)
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Nach der Kapitulation der pro-armenischen Truppen fliehen die Menschen von Bergkarabach nach Armenien. Ein Zwischenfall an der Grenze facht die Spannungen an.

Zehn Tage nach dem Sieg der aserbaidschanischen Armee über die pro-armenischen Kämpfer in Bergkarabach sind inzwischen mehr als 100.000 Menschen aus der Kaukasusregion geflohen. 100.417 Flüchtlinge seien in Armenien registriert worden, teilte eine Sprecherin des armenischen Regierungschefs Nikol Paschinjan am Samstag mit. Damit hat inzwischen ein Großteil der geschätzt 120.000 Einwohner Bergkarabach verlassen.

Nach Angaben eines früheren Behördenvertreters der selbst ernannten Republik waren am Samstag die "letzten" Flüchtlingsgruppen Richtung Armenien unterwegs. Höchstens "ein paar Hundert" Menschen, darunter hauptsächlich Beamte oder Mitarbeiter von Rettungsdiensten und Freiwillige, befinden sich laut inoffiziellen Informationen noch in Bergkarabach, schrieb Artak Beglarian im Onlinedienst X (ehemals Twitter).

Gegenseitige Vorwürfe

Dem aserbaidschanischen Verteidigungsministerium zufolge kam es am Samstag zu einem Zwischenfall an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze. Ein aserbaidschanischer Soldat sei an der Grenze zu Armenien von einem Heckenschützen getötet worden. Armenien wies den Vorwurf umgehend zurück. Die Darstellung Bakus, wonach armenische Soldaten das Feuer auf aserbaidschanische Stellungen eröffnet hätten, "entspreche nicht der Realität", schrieb das armenische Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram.

Der Soldat sei am Nachmittag auf aserbaidschanischem Territorium "vom Dorf Kut in Armenien aus" beschossen und getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium in Baku mit. Einheiten der aserbaidschanischen Streitkräfte würden "Vergeltungsmaßnahmen" ergreifen.

Selbstauflösung zum 1. Januar 2024

Aserbaidschan hatte am 19. September eine großangelegte Militäroffensive in der Region gestartet. Bereits einen Tag später erklärten die dortigen pro-armenischen Kämpfer ihre Kapitulation. Am Donnerstag dann wurde die Auflösung der selbst ernannten Republik Bergkarabach zum 1. Januar 2024 angekündigt. Bergkarabach, das überwiegend von Armeniern bewohnt war, werde damit "aufhören zu existieren", hieß in einem Dekret.

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, es lebten dort bislang aber überwiegend ethnische Armenier. Die Region hatte sich 1991 nach einem international nicht anerkannten und von der aserbaidschanischen Minderheit boykottierten Referendum für unabhängig erklärt.

Aserbaidschan und Armenien stritten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Region und führten deshalb zwei Kriege, zuletzt 2020. Damals hatte das lange mit Armenien verbündete Russland nach sechswöchigen Kämpfen mit mehr als 6.500 Toten ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Die in Bergkarabach stationierten russischen Kräfte hatten sich der jüngsten aserbaidschanischen Offensive nicht entgegengestellt. Lesen Sie hier mehr zum Thema.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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