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Russland: Impf-Chef will sich nach Belarus absetzen – FSB verhaftet ihn


Wusste er zu viel?
Russischer Impf-Chef will sich absetzen – und wird verhaftet

Von t-online
10.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Der russischer Impf-Forscher Viktor Truchin (Archivbild): Wusste er zu viel über Putins Impfprogramme?Vergrößern des Bildes
Der russische Impfforscher Viktor Truchin (Archivbild): Wusste er zu viel über Putins Impfprogramme? (Quelle: Twitter/@RebeccaRambar)
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Ein russischer Wissenschaftler wird bei einem Fluchtversuch nach Belarus von FSB-Agenten festgenommen. Er soll über geheime Details zum staatlichen Impfprogramm verfügen.

Der russische Impfexperte und langjährige Direktor des St. Petersburger Forschungsinstituts für Impfstoffe und Seren, Viktor Truchin, ist verhaftet worden. Das berichtet der russische Telegram-Kanal VCHK-OGPU. Seit Tagen kursierten Gerüchte über Truchins plötzliches Verschwinden. Fast zeitgleich berichteten russische Medien, Truchin sei von seinem Chefposten im St. Petersburger Forschungsinstitut gefeuert worden.

Das Institut soll in Russland führend sein bei der Entwicklung von Medikamenten zur Bekämpfung von Coronaviren, Hepatitis und sexuell übertragbaren Krankheiten. Truchin spielte zudem eine führende Rolle beim Export russischer Impfstoffe. Doch der Impfexperte betrieb offenbar ein lukratives Nebengeschäft, das ihm nun zum Verhängnis wurde.

Grund für seine Entlassung sollen Betrugsvorwürfe sein: Truchin soll illegale Geschäfte mit dem mittelamerikanischen Land Nicaragua betrieben haben. Wie der russische Telegram-Kanal "Delta.News" unter Berufung auf den Inlandsgeheimdienst FSB berichtet, soll Truchin illegal umgerechnet 5,9 Millionen US-Dollar (5,5 Millionen Euro) auf das Konto eines Biotechnologieinstituts überwiesen haben, an dem sowohl Russland als Nicaragua Anteile haben. Truchin soll auch einen nicaraguanischen Pass besessen haben. Ihm werde "Unterschlagung und Unterschlagung in besonders großem Umfang" vorgeworfen, so "Delta.News".

"Er ist keiner, der aufgibt"

Am 5. September verschwand Truchin, wie Angehörige den Behörden meldeten. An diesem Tag wurde auch bekannt, dass er von seinem Chefposten entlassen wurde. Seine Tochter habe drei Tage lang versucht, ihren Vater zu finden, berichten russische Medien: In einer Erklärung an die Polizei schrieb sie, dass ihr Vater in den letzten Tagen "müde und deprimiert" gewesen sei. "Aber er ist keiner, der aufgibt und sein Heimatland verlässt. Mein Vater gehört nicht zu den Menschen, die aus freien Stücken verschwinden", sagte sie.

Doch sie täuschte sich offenbar. Am 7. September wurde das Verfahren gegen Truchin eröffnet, einen Tag später verhaftete ihn der FSB bei dem Versuch, die Grenze nach Belarus zu übertreten. FSB-Beamten wussten offenbar über Truchins Pläne Bescheid, so "Delta.News."

Hat er Kenntnisse über Putins Gesundheitszustand?

Ob Truchins zwielichtige Deals mit Nicaragua der wahre Grund für seine Verhaftung sind, ist unklar. Tatsächlich könnte es auch eine andere Erklärung gegeben haben: Wie der Telegram-Kanal VCHK-OGPU schreibt, soll der Impf-Experte "viele interessante Dinge über russische Impfstoffe und Seren" berichten können.

Sein Insiderwissen über Russlands neueste Entwicklungen im Bereich von Impfstoffen und Seren könnte für den Kreml ein Risiko darstellen – insbesondere dann, wenn Truchin sich ins Ausland absetzt. Gerüchten zufolge soll Truchin auch Kenntnisse über den Gesundheitszustand von Kremlchef Wladimir Putin haben.

Dessen Regime stand er sehr nahe. Truchins größter Einzelkunde soll ein Unternehmen im Besitz des Putin-Verbündeten Sergei Tschemesow sein. Tschemesow ist ehemaliger KGB-Agent und Chef des milliardenschweren Rostoc, einem staatlichen Konzern für Hightech-Militärgüter. Wann der Gerichtsprozess nun gegen Truchin beginnt, ist noch unklar. Offiziell gehen die Ermittlungen weiter.

Verwendete Quellen
  • delta.news: На границе с Беларусью поймали бывшего директора СПбНИИВС Виктора Трухина (russisch)
  • Telegram-Kanal VCHK-OGPU
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