Kampf um Bachmut Wagner-Chef Prigoschin gewinnt offenbar wieder an Einfluss
Zuletzt war die Beziehung zwischen dem Wagner-Chef und Putin angespannt. Eine neue Personalie scheint Jewgeni Prigoschin nun zu stärken.
Im Kampf um die ukrainische Stadt Bachmut könnte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wieder an Einfluss gewinnen. Es gebe Hinweise darauf, dass das russische Verteidigungsministerium eine engere Zusammenarbeit mit der Söldner-Gruppe anstrebe. Das geht aus einem Bericht des US-amerikanischen Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) hervor. Das ISW veröffentlicht seit Beginn des Ukraine-Kriegs regelmäßig Analysen zum Kriegsgeschehen.
Zu diesem Schluss kommt der Thinktank vor allem aufgrund einer Personalie: Generaloberst Mikhai Teplinskij kehrt in eine nicht näher bezeichnete Rolle in die Ukraine zurück. Er war im Januar wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem russischen Oberbefehlshaber Waleri Gerrasimow entlassen worden.
Diese Rückkehr könnte sich für Prigoschin lohnen, denn er hatte sich nach Teplinskijs Entlassung öffentlich hinter ihn gestellt. Dass der Kreml Teplinskij nun zurückholt, deute darauf hin, dass die russische Führung für die Eroberung der ukrainischen Stadt Bachmut mit den Wagner-Söldnern zusammenarbeiten will.
Darüber hinaus würden russische Militärblogger darüber berichten, dass Wagner-Kämpfer in Bachmut T-90-Panzer nutzen, schreibt das ISW weiter. Das deute darauf hin, dass die russische Führung sie wieder mit mehr modernen Mitteln ausstatte und so eine beschleunigte Einnahme von Bachmut unterstützen wolle. Dass Wagner-Kämpfer und russische Soldaten gemeinsam in der Region aktiv sind, bestätigten das russische Verteidigungsministerium und Prigoschin selbst bereits am 11. April.
Prigoschin war enger Vertrauter Putins
Prigoschin galt lange als enger Vertrauter von Wladimir Putin, der lieber im Schatten agiert. Seit Beginn des Krieges versucht er aber, seine Macht als Anführer der Söldnergruppe Wagner auszubauen. Das führte zuletzt immer wieder zu Spannungen mit Putin, denn Prigoschin kritisierte auch die russische Armeeführung. Gleichzeitig konnte er seine Versprechen, Bachmut zu erobern, bislang nicht einlösen.
In der Folge verlor er an Einfluss und Unterstützung aus dem Kreml. Doch die Wagner-Kämpfer haben in Russland viele Bewunderer, nicht zuletzt, weil Propagandajournalisten sie hochschreiben und ihnen entscheidende militärische Vorstöße zurechnen. Und auch für Putin blieben und bleiben die Söldner wohl wichtig.
Sie kämpfen an vielen Frontabschnitten. Die Söldner gelten als gut ausgebildet und erfahren – oder zumindest kampfeswillig. Das unterscheidet sie von vielen Rekruten, die der Kreml zum Kriegsdienst mobilisieren ließ.
Prigoschin verwirrt mit Blogeintrag
Erst in der vergangenen Woche hatte ein Blogeintrag von Prigoschin für Verwirrung gesorgt. In dem Beitrag soll es heißen: "Für die Staatsmacht und für die Gesellschaft ist es heute notwendig, irgendeinen dicken Punkt hinter die militärische Spezialoperation zu setzen." Auch nach mehr als einem Jahr bezeichnen Russlands kremltreue Kreise den Krieg in der Regel noch immer nur als "militärische Spezialoperation". Verschiedene, auch mehrere ukrainische Medien, sahen darin eine Forderung nach einem Kriegsende.
Doch das ISW widersprach dieser Lesart, die vor allem durch ungenaue Übersetzung des Beitrags entstanden sei. Prigoschin selbst kommentierte die Berichterstattung kurz darauf und betonte, dass er vor allem einen "ehrlichen Kampf" gefordert habe.
Russland hat die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen. Das angegriffene Land hat als Bedingung für ein Kriegsende unter anderem den Rückzug aller russischen Truppen von seinem Staatsgebiet sowie die Rückeroberung aller besetzten Gebiete genannt.
- Eigene Recherche
- Institute for the Study of War; Russian Offensive Campaign Assessment, April 16, 2023