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Russische Frauen aus Sibirien fordern Rückkehr der Soldaten


"Alle haben Angst"
Russische Frauen aus Sibirien fordern Rückkehr der Soldaten

Von t-online, jro

02.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Russland: Russische Frauen haben sich per Videobotschaft eindringlich an ihre Regierung gewandt (Quelle: t-online)
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In der Republik Burjatien erhebt eine Gruppe russischer Frauen schwere Vorwürfe gegen das russische Militär. Ihr Videoappell ist ein seltener Ausdruck des Protests.

Im Osten Sibiriens regt sich offenbar Widerstand gegen den verlustreichen Krieg in der Ukraine. Mütter und Partnerinnen russischer Soldaten aus der Republik Burjatien haben sich in einem Videoappell an ihre Regionalverwaltung gewendet. Ihre Forderung: die Männer sollen aus dem Einsatz im Krieg gegen die Ukraine zurückkehren. Das berichtet das sibirische Nachrichtenportal "Siberia.Realii", ein Teil des US-finanzierten Medienprojekts "Radio Free Europe/Radio Free Liberty".

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In über 4.000 Kilometern Entfernung von der ukrainischen Grenze berichten die Frauen, dass die Männer "sowohl moralisch als auch körperlich erschöpft" seien – alle hätten mindestens leichte Verletzungen erlitten. Sie fordern das Ende des monatelangen Einsatzes, auf den die Soldaten nicht vorbereitet gewesen seien.

Soldaten sollen nichts vom Kriegsbeginn gewusst haben

In dem Video sind über ein Dutzend Frauen zu sehen. Im Gespräch mit dem sibirischen Sender erklärt eine der Frauen, Vera Partillkhayeva, dass die Beteiligten Ehefrauen von Soldaten aus der Fünften Panzerbrigade seien, die ihren Stützpunkt in der burjatischen Hauptstadt Ulan-Ude hat. Mindestens 30 Angehörige dieser Einheit sind nach ihren Erkenntnissen bislang als gefallen gemeldet worden.

Im Januar seien ihre Männer zu einer militärischen Übung nach Belarus verlegt worden, berichtet Partillkhayeva – seit Februar würden sie aber im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt, wie sie aus Gesprächen mit ihren Partnern erfahren haben. Partillkhayeva ist nicht die erste, die diesen Vorwurf erhebt. Mehrfach wurde berichtet, russische Einheiten wurden vor Beginn der Invasion im Unklaren über die Art ihres Einsatzes gelassen.

Den Krieg gegen die Ukraine bezeichnen die Frauen aus Burjatien, der Linie des Kremls entsprechend, in ihrem Appell als "Spezialoperation". Das Wort "Krieg" in diesem Kontext nur in den Mund zu nehmen, kann in Russland jahrelange Haftstrafen nach sich ziehen. Gegenüber "Siberia.Realii" erzählen mehrere der Frauen aus Burjatien, teils anonym, dass ihre Männer seit Monaten in der Ukraine stationiert und völlig erschöpft seien.

Ihre Entrüstung hat Partillkhayeva auch in einem Beitrag in den sozialen Medien geäußert. Darin macht sie den Chef der Regionalverwaltung, Alexei Zydenow, für die Toten aus der Republik Burjatien verantwortlich. "Alle haben Angst. (…) Wir fordern die Rückkehr unserer Söhne und Ehemänner in ihr Heimatland", soll es nach übereinstimmenden Medienberichten geheißen haben. Der Instagram-Beitrag wurde in der Zwischenzeit samt Partillkhayevas Nutzerprofil gelöscht – bei "Siberia.Realii" ist das Video weiterhin einsehbar.

Schickt das russische Militär gezielt Burjaten an die Front?

Der Entstehungsort des Videos deutet auf ein weiteres Streitthema der russischen Kriegsführung hin. In der Republik Burjatien gehört etwa ein Drittel der Menschen den Burjaten an, einem indigenen Volk mit Bezügen zur benachbarten Mongolei. Beobachter haben wiederholt die Vermutung geäußert, dass in der Ukraine überproportional viele Soldaten aus abgelegenen Regionen im Osten zu Tode kommen – Angehörige ethnischer Minderheiten im russischen Angriffskrieg regelrecht verheizt werden.

So zählt Burjatien nur knapp 1 Million Einwohner – bei den bisher vom russischen Militär veröffentlichten Todeszahlen, liegt die Region aber auf Platz Zwei in der Statistik der gefallenen Soldaten. Das geht aus einer Datenanalyse des russischsprachigen Dienstes der "BBC" hervor.

Die Annahme, dass hier ein gezieltes Vorgehen der russischen Militärführung der Grund ist, lässt sich aber nur schwer belegen. Zum einen gilt der Militärdienst in wirtschaftlich schwachen Regionen wie Burjatien als aussichtsreiche Karriereoption für junge Männer. Zum anderen geben die spärlichen Veröffentlichungen der russischen Führung nur bedingt Aufschluss über die tatsächlichen Opferzahlen.

Während der Kreml kaum Zahlen vermeldet, spricht das ukrainische Militär derzeit von über 35.000 getöteten russischen Soldaten. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Erhört werden die Rückzugsforderungen der Frauen aller Voraussicht nach nicht. Wie der russische Lokalsender "Gazeta N-1" berichtet, kündigte der Chef der Regionalverwaltung an, die Einheiten aus Burjatien mit weiteren 100.000 Rubeln (knapp 18.000 Euro) gezielt zu unterstützen. Von dem Geld sollten Drohnen und Wärmebildkameras angeschafft werden. Der Darstellung, dass besonders viele Soldaten aus der Republik Burjatien verwundet wurden, widersprach Zydenow laut "Gazeta N-1". Die Frontlinie sei groß und viele Kräfte beteiligt.

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