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Einsatz in der Ukraine: Putins "Bluthund" trifft General – doch der ist tot


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Kadyrow in Mariupol
Wie Putin im Ukraine-Krieg seinen "Bluthund" inszeniert


Aktualisiert am 30.03.2022Lesedauer: 4 Min.
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Putins "Bluthund": Neue Aufnahmen sollen Kadyrow in der Ukraine zeigen. (Quelle: t-online)
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Der tschetschenische Machthaber Kadyrow war angeblich im umkämpften Mariupol – und soll von Präsident Putin einen höheren militärischen Rang erhalten haben. Was dahinterstecken könnte.

Wladimir Putin hat offenbar seinen Statthalter in Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, befördert. Zugleich behauptete dieser am Dienstag, in der ukrainischen Stadt Mariupol zu sein. Die "spezielle Militäroperation", wie der Krieg gegen die Ukraine vonseiten des Kremls bezeichnet wird, verlaufe plangemäß, schrieb Kadyrow in der Nacht auf seinem Telegram-Kanal. Er habe sich bei einem Besuch vor Ort persönlich ein Bild von der Lage gemacht.

Kadyrow, Machthaber in der offiziell autonomen, aber zu Russland gehörenden Republik im Nordkaukasus, bezeichnet sich selbst als "Putins Fußsoldat". Internationale Medien tauften ihn auch "Putins Bluthund". Schon mehrfach gab es Berichte, er sei persönlich im Ukraine-Krieg vor Ort. Stimmt es diesmal?

"Anders als der von Kadyrow behauptete Aufenthalt in der Ukraine Mitte März, welcher fast sicher als inszeniert bewertet werden kann, scheint Kadyrow dieses Mal tatsächlich in Mariupol gewesen zu sein", sagt Politikwissenschaftlerin Miriam Katharina Heß von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik zu t-online.

Kadyrow wohl nicht mehr in Mariupol

Die Betonung aber liegt auf "gewesen": Es sei davon auszugehen, dass Kadyrow, der sich selbst gern als waghalsiger Kämpfer inszeniert, die Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt bereits wieder verlassen und die Videos und Bilder vorbereitet habe. "Alles andere wäre eine Art von Risiko, die wir bislang von ihm noch nicht beobachten konnten", so Heß.

Dafür spricht auch ein weiteres Indiz: So zeigte das russische Fernsehen Bilder, auf denen angeblich zu sehen ist, wie Kadyrow in Mariupol mit Generalleutnant Andrej Mordwitschew zusammentraf. Dieser soll nach Angaben der ukrainischen Behörden jedoch bereits am 19. März gefallen sein – als einer von mehreren russischen Generälen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Expertin: Beförderung als Signal, dass sich Putin-Treue lohnt

Sein angeblicher Aufenthalt in Mariupol ist jedoch nicht die einzige Nachricht rund um Kadyrow. Vor seiner Reise soll der 45-Jährige nach Angaben seines Ministers Achmed Dudajew von Putin in den Rang eines Generalleutnants erhoben worden sein. Zuvor war er Generalmajor.

Expertin Heß sieht darin aus drei Gründen eine strategisch spannende Entscheidung des Kremlchefs.

► Erstens: Kadyrow zu befördern, sei "ein wunderbares Instrument für Putin, um sich gegen eventuelle Putschversuche aus inneren Kreisen abzuschirmen". Schließlich habe Kadyrow stets nur Putin persönlich die Treue geschworen, nicht aber dem russischen Regierungsapparat.

► Zweitens: Seine Beförderung diene als Signal an andere, historisch mit Russland verknüpfte Länder und Regionen, dass sich Putin-Treue lohnt und auszahlt. Auch wolle Putin damit für das Modell einer "Marionettenregierung", wie es sie in Tschetschenien gibt und sie in der Ukraine angestrebt ist, werben. "Kadyrows Beförderung und damit ausgedrückte Wertschätzung soll dieses Resultat des Krieges für eventuelle politische Kräfte attraktiver machen", so Heß.

Kadyrow als Putins Verbindung zur arabischen Welt

► Drittens: Putin schütze sich mithilfe von Kadyrow gegen die Gefahr, dass sich die arabische Welt gegen ihn wendet. Durch den Islam, den Kadyrow in seiner Propaganda inszeniert, könne an dieser Stelle eine Art Verbindung geschaffen werden, die Putin nicht leisten könne, so Heß.

Kadyrow unterhält seine 1,5 Millionen Follower auf Telegram regelmäßig mit Propagandavideos, die Aufmärsche in Tschetschenien und angebliche Kriegshandlungen in der Ukraine zeigen sollen – unterlegt mit traditionellem islamischem Gesang. Darunter mischen sich Aufnahmen, die Kadyrow beim Beten in einer Moschee zeigen.

Auch in seiner vermeintlichen Nachricht aus Mariupol begründete er den Einsatz seiner Krieger in der Ukraine nicht nur damit, dass dieser eine "Pflicht als Bürger und Patriot Russlands" sei, sondern auch mit seinem Glauben. Die nur knapp über eine Million zählende Bevölkerung in Tschetschenien ist überwiegend muslimisch geprägt. Auch Kadyrow bezeichnet sich als Muslim und Anhänger des sunnitischen Sufismus.

Kadyrow und sein Image

Wie viele Kämpfer seiner paramilitärischen Spezialeinheit in der Ukraine tatsächlich im Einsatz sind, ist nicht bekannt. Mariupol aber stehe nun angeblich "praktisch unter vollständiger Kontrolle Russlands", schrieb Kadyrow. Und das liege an den Kriegern aus Tschetschenien. Ein Foto soll ihn in Mariupol mit zwanzig von ihnen zeigen.

Tatsächlich liegt die Hafenstadt mittlerweile in Trümmern. Ob die tschetschenischen Einheiten eine signifikante Rolle im Krieg gegen die Ukraine spielen, wird von Militärbeobachtern angezweifelt.

Den tschetschenischen Kämpfern eilt jedenfalls der Ruf voraus, brutal vorzugehen: Einige haben bereits in den Tschetschenienkriegen als Heranwachsende das Töten gelernt – unter Ramsan Kadyrows Vater Achmat Kadyrow. Er kämpfte im ersten Tschetschenienkrieg (1994 bis 1996) als stellvertretender Mufti gegen die russische Armee, die eine Unabhängigkeit Tschetscheniens nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verhindern wollte.

Im zweiten Tschetschenienkrieg, 1999, kehrte Achmat Kadyrow den Rebellen jedoch den Rücken – und kämpfte aufseiten der russischen Truppen. Diese eroberten die Region in einem zehn Jahre andauernden Krieg zurück, der viele Opfer unter der Zivilbevölkerung forderte. Als Dank dafür ernannte Wladimir Putin Ramsan Kadyrows Vater zum Verwaltungschef der Republik Tschetschenien. Er blieb an der Macht, bis er 2004 von islamistischen Rebellen ermordet wurde. 2007 folgte ihm sein Sohn Ramsan Kadyrow auf Vorschlag Putins in das Amt des Oberhauptes der russischen Teilrepublik. Er gilt seitdem als Statthalter Putins.

Mit seinem jüngsten Auftritt will Kadyrow wohl auch Eigen-PR betreiben. Nachdem sein vermeintlicher Ukraine-Aufenthalt Mitte März als Fälschung enttarnt wurde, hat sein Image gelitten. Kadyrow habe, so die Politikwissenschaftlerin Heß, also ein weiteres Ziel: "Nachdem er einiges an Verspottung erlebt hat, möchte Kadyrow die Darstellung seiner Person als unerschrockener Kämpfer wiederaufbauen."

Verwendete Quellen
  • Anfrage an Politikwissenschaftlerin Miriam Katharina Heß
  • Telegram von Ramsan Kadyrow
  • Eigene Recherche
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