Putins großer Wunsch Bericht: Russland will Krieg angeblich am 9. Mai beenden
Russland wolle die Ukraine spätestens Anfang Mai besiegt haben, meldet der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte und beruft sich auf Geheimdienste. Dann steht der höchste Feiertag des russischen Staates an.
Nach Aussagen des ukrainischen Militärs will Russland seinen Krieg gegen die Ukraine angeblich am selben Tag beenden, an dem es seinen Sieg über die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg feiert: dem 9. Mai. Das teilte der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte unter Berufung auf Geheimdienst-Erkenntnisse dem "Kyiv Independent" mit. Die Meldung ist nicht unabhängig überprüfbar. Russland hat die Meldung nicht kommentiert.
In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 unterzeichneten die Oberbefehlshaber der deutschen Wehrmacht im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst die Urkunde für ihre bedingungslose Kapitulation. Für Moskau markiert es Ende und Sieg im Kampf gegen Nazi-Deutschland, der in Russland "großer vaterländischer Krieg" heißt.
Größter Feiertag in Russland
Der "Tag des Sieges" am 9. Mai ist in Russland ein gesetzlicher Feiertag und hat sich unter Kremlchef Wladimir Putin zum größten Feiertag des Landes entwickelt. Der 70. Jahrestag 2015 wurde mit der größten Militärparade gefeiert, die das Land je gesehen hat. Am 75. Jahrestag im Jahr 2020 fiel die Parade am Boden wegen der Corona-Pandemie auf Bitten von Veteranen aus. Die ursprünglich 14.000 geplanten Soldaten blieben zu Hause. Dafür aber hielten die Luftstreitkräfte mit Kampfjets und -hubschraubern eine Militärparade über dem Roten Platz in Moskau und weiteren russischen Städten ab.
Der Kreml und Russlands Präsident Putin rechtfertigen ihren Angriffskrieg auf die Ukraine mit Geschichtsklitterung und Propaganda. So spricht Putin davon, dass die Ukraine "entnazifiziert" – also von Nazis befreit – werden müsse. Das Bild einer von Nazis und Rechtsextremen beherrschten Ukraine und gemarterten Bevölkerung wird vom Kreml in den staatlich kontrollierten Medien seit Jahren aufgebaut.
Historiker und Experten widersprechen dieser Darstellung des Kreml vehement. Zwei der bekanntesten Holocaust-Gedenkstätten der Welt verurteilten Russlands Einmarsch auch wegen "seiner Ausbeutung der Geschichte als falsche Rechtfertigung für seine Militärkampagne".
Russischer Außenminister spricht vom "totalen hybriden Krieg"
Doch die Propaganda-Maschine läuft weiter. Am Freitag sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow mit Blick auf westliche Sanktionen: "Heute haben sie uns einen echten hybriden Krieg erklärt, den totalen Krieg." Europäische Politiker würden den Begriff "totaler Krieg" benutzen, wenn sie über ihre Pläne für Russland sprechen würden, behauptete Lawrow.
Im Jahr 1943 hatte NS-Propagandachef Joseph Goebbels in seiner berüchtigten Sportpalastrede zum "totalen Krieg" aufgerufen. Die tatsächliche Verwendung des Begriffs durch namhafte EU-Politiker in den vergangenen Tagen ist nicht bekannt. Am 1. März hatte Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire zwar mit Blick auf die ergriffenen Sanktionen von einem "totalen Krieg" gegen Russland auf wirtschaftlicher und finanzieller Ebene gesprochen, die Formulierung nach Kritik aber noch am selben Tag zurückgenommen.
- Kyiv Independent auf Twitter
- Newsweek: "Ukraine Claims Russia Wants to End War by May 9, Its WWII 'Victory Day'" (auf Englisch)
- Tagesschau: "Entnazifizierung" als Vorwand"
- Mit Material von dpa