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"Markus Lanz" | FDP-Politikerin belehrt Moderator: "Erst mal Quellen prüfen"


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Diskussion über Kampfjets
FDP-Politikerin belehrt Lanz: "Erst mal Quellen prüfen"

Von Christian Bartels

Aktualisiert am 09.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann im "Lanz'-Studio (Archivbild): Die FDP-Politikerin kritisierte den Moderator für seine Themenwahl.Vergrößern des Bildes
Marie-Agnes Strack-Zimmermann im "Lanz"-Studio (Archivbild): Die FDP-Politikerin kritisierte den Moderator für seine Themenwahl. (Quelle: teutopress/imago-images-bilder)
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Wie eine sich ständig verändernde Entwicklung gestandene Moderatoren überrumpeln kann, musste Markus Lanz am Dienstagabend erfahren. Das gab Kritik, auch von einem prominenten Zuschauer.

Beunruhigende Diskussion bei Markus Lanz zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – allerdings in Teilen unnötig, wie der Moderator erst am Ende der 75-minütigen Sendung bemerkte. Die Sendung begann mit der am Dienstagabend neuen Meldung, dass Polen MiG-Kampfjets an die USA geben will, damit diese über den deutschen Stützpunkt Ramstein an die Ukraine geliefert werden. Darüber und besonders über die Frage, ob Russland solch einen Schritt als Kriegseintritt der Nato interpretieren wird, wurde in der ersten Hälfte der Sendung diskutiert.

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Allerdings: Als das ZDF die offenkundig früher am selben Abend aufgezeichnete Talkshow ab 23.20 Uhr ausstrahlte, hatte in den (just zuvor in der ARD gelaufenen) "Tagesthemen" Brüssel-Korrespondent Markus Preiß bereits gesagt, dass Polen diesen Schritt nur bei einstimmiger Entscheidung der gesamten Nato unternehmen wolle.

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Davon wusste in Lanz' Studio noch niemand. Erst als die Sendung weit nach Mitternacht endete, warf Lanz sichtlich verwirrt ein, dass ein Staatssekretär im Außenministerium inzwischen gesagt habe, selbst die Amerikaner hätten noch nichts vom polnischen Plan gewusst. Worauf FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann entgegnete, "dass man erst mal die Quellen prüfen muss, bevor man drüber diskutiert".

Die Gäste:

  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Verteidigungspolitikerin (FDP)
  • Robin Alexander, Journalist ("Welt")
  • Claudia Major, Politikwissenschaftlerin
  • Karen Pittel, Wirtschaftswissenschaftlerin


Im "heute journal-Update" im Anschluss an die Lanz-Show erklärte Moderator Wulf Schmiese dann, dass die USA den polnischen Vorschlag "rundweg ablehnen" würden.

Am Anfang der Sendung hatte Strack-Zimmermann, die auch dem Bundestagsverteidigungsausschuss vorsitzt, gesagt, sie habe von dieser Entscheidung "gerade erst erfahren". Die polnische Regierung müsse die deutsche Regierung aber auch nicht informieren. Das sei eine "dramatische neue Komponente", meinte Lanz-Stammgast Robin Alexander.

Angst vor einer Ausweitung des Krieges ist spürbar

Unklar war im Studio auch, ob Ramstein, die US-amerikanische Luftwaffenbasis in Rheinland-Pfalz, exterritoriales US-Gebiet ist. Wenn die Kampfjets erst aus Polen dorthin und dann von dort in die Ukraine geflogen würden, versuche die Nato wohl, "die rote Linie einzuhalten" und nicht mit eigenen Flugzeugen in den Krieg einzugreifen, meinte die Politikwissenschaftlerin Claudia Major. Doch: "Wenn Russland sich provoziert fühlen möchte, wird es sich provoziert fühlen."

Kurzum: Angst vor einem weiter eskalierenden, auf die Nato und deutsches Gebiet ausgreifenden Krieg ließ sich spüren, auch wenn alle im Studio Ruhe bewahrten und über Aussagen wie, "dass in dieser Entwicklung eine krasse Dynamik ist" (Alexander), nicht hinausgingen.

In Netzwerken wie Twitter verbreitete sich während der Ausstrahlung allmählich die Erkenntnis, dass die aufgezeichnete Sendung ein eklatantes Echtzeit-Problem hatte. Das sah sogar ein prominenter Zuschauer, Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet, so.

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Unter der offensichtlich kurzfristig veränderten Themensitzung litt auch der Rest der Sendung, die dank der beiden Wissenschaftlerinnen im Studio durch eine fundierte Debatte zum hochaktuellen Problem der deutschen Energie-Abhängigkeit von Russland hätte werden können.

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Claudia Major von der aus dem Bundeshaushalt finanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik sagte etwa, dass der Krieg in der Ukraine "in den letzten Tagen viel rücksichtsloser und brutaler geworden ist". Aus russisch besetzten Gebieten werde "von Säuberungen und dem Verschwinden kritischer Personen" berichtet, das Ziel des russischen Regimes sei keine neutrale Ukraine, sondern einen "Vasallenstaat" zu errichten. Über ihre Erkenntnisse, wie Russland in mehreren Kriegen, etwa in Syrien, die Einrichtung humanitärer Korridore als "perfide Strategie" missbrauchte, hätte man gerne mehr erfahren.

Ökonomin: "Krieg könnte bis zu drei Prozent des deutschen BIP kosten"

Die Ökonomin Karen Pittel vom Münchener ifo Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen kam erst spät und insgesamt wenig zu Wort. Als es um die Frage ging, ob Deutschland sofort komplett auf russisches Erdgas und Benzin verzichten solle und könne, zeigte sie sich zwar "extrem skeptisch, ob wir den Kampf dadurch beenden können". Doch "wirtschaftlich können wir uns das leisten". Zwischen 0,3 Prozent und 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts dürfte das kosten.

Das könne auf rund 800 Euro pro Person im Jahr hinauslaufen, was für alle im Studio kein Problem sei, für andere Menschen aber schon. Für Lanz war es Anlass, das am Dienstag viral gegangene Benzinpreis-Video des saarländischen Ministerpräsidenten und Wahlkämpfers Tobias Hans einzuspielen, das Strack-Zimmermann dann als peinlich kritisierte, da es den Stil des ukrainischen Präsidenten Selenskyj imitiere.

"Die schicken Gas, wir schicken Geld, die kaufen Waffen"

"Welt"-Journalist Alexander sprach sich für einen Komplettverzicht auf russisches Gas aus ("Es gibt einen Kreislauf: Die schicken Gas, wir schicken Geld, die kaufen Waffen") und kritisierte die Russlandpolitik Gerhard Schröders wie der folgenden Merkel-Regierungen scharf: "Alles, was Deutschland da gemacht hat, ist gescheitert", sagte er und bezog den einstigen Außenminister Steinmeier und heutigen Bundespräsidenten ausdrücklich mit ein.

Gute Gedanken und Ansätze zu sinnvoll kontroversen Diskussionen gab es also, doch keinen überzeugenden roten Faden. In Erinnerung bleiben wird diese Lanz-Show als lehrreiches Beispiel dafür, wie man es in aktuellen Talkshows nicht machen sollte, in Zeiten eines Kriegs schon gleich gar nicht.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 8. März 2022
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