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Ukraine-Krieg: Verzweifelte Russen wenden sich an ukrainische Hotline


"Alle haben Angst zu reden"
Verzweifelte Russen wenden sich an ukrainische Hotline

Von t-online, mk

Aktualisiert am 08.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Polizist geht eine Frau an, die in Moskau gegen den Krieg protestiert: Vom Kreml erhalten die Angehörigen russischer Soldaten kaum Informationen.Vergrößern des Bildes
Ein Polizist geht eine Frau an, die in Moskau gegen den Krieg protestiert: Vom Kreml erhalten die Angehörigen russischer Soldaten kaum Informationen. (Quelle: Valentin Yegorshin/imago-images-bilder)
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Kaum jemand wusste von Putins Kriegsplänen gegen die Ukraine, auch nicht die Soldaten und ihre Angehörigen. Die suchen nun oft verzweifelt nach ihren Verwandten im Kriegsgebiet – mithilfe der Regierung in Kiew.

Verzweiflung hat der Krieg nicht nur über die Ukraine gebracht, auch in Russland bangen in diesen Tagen viele Menschen um das Schicksal ihrer Angehörigen. Verlässliche Informationen scheint es aber vom Kreml nicht zu geben, und so wenden sich immer mehr Russen an eine Hotline, die übersetzt heißt: "Komm lebend zurück aus der Ukraine".

Mehr als 6.000 Anrufe aus ganz Russland hat die Hotline der ukrainischen Regierung seit Beginn der Invasion am 24. Februar erhalten, berichtet der US-Sender CNN. Es sind Geschwister, Ehefrauen, Freunde von Soldaten, die wissen wollen, was mit ihren Liebsten geschehen ist.

"Die russischen Soldaten wurden getäuscht und wussten nicht, warum sie in unser Land geschickt wurden und wo sie sich genau befinden", berichtet eine Mitarbeiterin der Hotline. "Wir wollen den Angehörigen helfen, sie zu finden und damit auch helfen, den Krieg zu beenden."

"Haben Sie Informationen über meinen Ehemann?"

Die Gesprächsprotokolle der Hotline können wohl nur einen Eindruck von der Gefühlslage der Menschen geben, die dort anrufen:

  • "Entschuldigen Sie bitte die Störung, ich rufe an wegen meines Bruders."
  • "Haben Sie irgendwelche Informationen über meinen Ehemann?"
  • "Hallo Hotline, kann ich bei Ihnen herausfinden, ob eine Person noch lebt?"

CNN zitiert auch einen kurzen Dialog zwischen der Hotline und der Frau eines russischen Soldaten:

  • "Wann hat er sich das letzte Mal bei Ihnen gemeldet?"
  • "Am 23. Februar, als er die Grenze zur Ukraine überquerte."
  • "Hat er Ihnen gesagt, wo er hingeht?"
  • "Er sagte, in Richtung Kiew."
  • "Hat er gesagt, warum?"
  • "Nein, weiter hat er nichts gesagt."

"Jeder in Russland ist verängstigt"

Vereinzelte Anrufe bekommt die Hotline auch von Exilrussen, die in Europa oder den USA leben. Mit drei von ihnen sprach CNN. Aus den Schilderungen geht hervor, dass die Angehörigen der russischen Soldaten vom Verteidigungsministerium in Moskau praktisch keinerlei Informationen erhalten.

Manche trauten sich auch nicht, bei den russischen Behörden nachzufragen, aus Angst vor Repressalien. "Jeder in Russland ist verängstigt, alle haben Angst zu reden, um nicht von der Staatsmacht verfolgt zu werden", berichtet Marat aus Florida, der für seine Familie in Russland bei der Hotline anrief. Nach Angaben eines ukrainischen Beamten hat die Hotline inzwischen Dutzenden russischen Familien Klarheit über ihre Angehörigen geben können.

Kiew: Mindestens 11.000 getötete russische Soldaten

Es ist nicht der erste Bericht, der zeigt, wie schlecht der Kreml seine eigenen Soldaten behandelt. So schrieb kürzlich die unabhängige russische Zeitung "Nowaja Gaseta" unter Berufung auf Gespräche mit Soldatenmüttern, dass die russische Armeeführung vor allem junge Rekruten mit Druck und Lügen in den Krieg gezwungen habe.

Videos in sozialen Medien zeigten gefangene russische Soldaten, die unter Tränen ihre Mütter in Russland anriefen. Und der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kyslyzja zitierte die letzten Worte eines russischen Soldaten an seine Mutter, kurz bevor er starb.

Der Kreml hat zuletzt am Mittwoch, 2. März, Angaben zu eigenen Gefallenen in der Ukraine gemacht. Demnach starben bis dahin 498 russische Soldaten bei der Invasion, 1.597 seien verletzt worden. Die ukrainische Regierung sprach am Sonntag von mindestens 11.000 getöteten russischen Soldaten. Von unabhängiger Seite zu überprüfen sind diese Angaben.

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