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Ukraine-Krieg: Dauerbeschuss auf Metropolen


"Heute wollen sie uns alle vernichten"
Dauerbeschuss auf Metropolen – wer kontrolliert Cherson?

Von afp, dpa, reuters, ann, cck, aj, VN

Aktualisiert am 03.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Militärfahrzeuge in Cherson: Die Stadt wurde nun offenbar von russischen Truppen eingenommen.Vergrößern des Bildes
Militärfahrzeuge in Cherson: Die Stadt wurde nun offenbar von russischen Truppen eingenommen. (Quelle: reuters)

Verwirrung um die Großstadt Cherson: Russland behauptet, die Stadt eingenommen zu haben. Die Ukraine dementiert. Wer kontrolliert die strategisch wichtige Stadt nahe der Krim?

Im Krieg in der Ukraine ist die genaue Situation in der südlichen Gebietshauptstadt Cherson am Schwarzen Meer unklar. Die ukrainische Armee hat die Stadt offenbar aufgegeben. "Wir haben in der Stadt keine Streitkräfte der Ukraine, nur friedliche Bewohner, die hier leben wollen!", schrieb Bürgermeister Ihor Kolychajew in der Nacht zum Donnerstag.

Russische Soldaten seien in der Stadtverwaltung gewesen, es wehe aber weiter die ukrainische Flagge über dem Gebäude. Die Stadtverwaltung werde weiter alles dafür tun, um die lebenswichtigen Funktionen für die knapp 300.000 Einwohner zu gewährleisten. Von Kämpfen um die Stadt war in den Lageberichten der ukrainischen Armee keine Rede mehr.

Strategisch wichtige Stadt nahe der Krim

Cherson gilt unter Experten als strategisch wichtige Stadt im Ukrainekrieg, da sie die von Russland annektierte Halbinsel Krim mit dem Festland verbindet. Die Stadt besitzt Häfen, Werften, einen Flughafen und eine gute Eisenbahnverbindung auch nach Moskau oder die ebenfalls stark umkämpfte ukrainische Stadt Charkiw.

Zuvor war berichtet worden, dass russische Truppen die Stadt eingenommen hätten. Regionalverwaltungschef Gennady Lakhuta schrieb in der Nacht zum Donnerstag im Mitteilungsdienst Telegram, russische "Besatzer" seien in allen Stadtteilen und "sehr gefährlich". Cherson wäre die erste Großstadt, die Russland seit dem Einmarsch in die Ukraine vor einer Woche erobert hätte. Die russische Armee hatte die Einnahme von Cherson bereits am Mittwochmorgen gemeldet.

"Enorme Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Essen und Medikamenten"

Chersons Bürgermeister Igor Kolychajew schrieb in einer offensichtlichen Anspielung auf russische Soldaten auf Facebook, er habe ein Gespräch mit "bewaffneten Gästen" geführt. Dabei habe er "gezeigt, dass wir nicht aggressiv sind, an der Sicherung der Stadt arbeiten und versuchen, mit den Folgen der Invasion fertigzuwerden". Er habe den Russen "keine Versprechungen gemacht" und sie "aufgefordert, nicht auf Menschen zu schießen".

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Kolychajew rief eine Ausgangssperre aus und verhängte Beschränkungen über den Fahrzeugverkehr. "Bis jetzt läuft alles gut. Die Flagge, die über uns weht, ist die ukrainische. Und damit das so bleibt, müssen diese Forderungen respektiert werden", schrieb er. Der Bürgermeister berichtete von "enormen Schwierigkeiten, die Toten zu bergen und zu begraben", sowie bei der Versorgung mit Essen und Medikamenten.

Auch Hafenstadt Mariupol unter Beschuss, Tote nahe Charkiw

Auch ein Angriff auf die Hafenstadt Mariupol läuft. "Heute war der schwierigste und grausamste Tag der sieben Tage des Krieges", sagte Mariupols Bürgermeister Wadim Boitschenko in einem auf Telegram veröffentlichten Video. "Heute wollen sie uns einfach alle vernichten". Auch Wohngebäude würden von der russischen Armee beschossen. Wichtige Infrastruktur sei beschädigt: "Wir sind wieder ohne Licht, ohne Wasser, ohne Heizung", schilderte er.


Den Behörden zufolge sind in Mariupol bei Luftangriffen mittlerweile mehr als 130 Menschen verletzt worden. Die Ukraine macht Russland dafür verantwortlich. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen. Mariupol liegt nahe der sogenannten Kontaktlinie zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischer Armee im Verwaltungsbezirk Donezk. Die Stadt hat strategisch große Bedeutung.

Wohnhaus in Isjum laut Ukraine getroffen

In der Nacht gab es zudem Berichte von einem möglicherweise bevorstehenden Angriff auf die drittgrößte Stadt des Landes – Odessa. Auch in der Hauptstadt Kiew kam es Augenzeugen zufolge zu mehreren Explosionen.

In der ostukrainischen Stadt Isjum bei Charkiw sind nach Angaben örtlicher Behörden bei einem Luftangriff acht Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder. Medien zufolge war bei der Attacke in der Nacht zu Donnerstag ein mehrstöckiges Wohnhaus getroffen worden. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen.

In der Großstadt Charkiw schlugen demnach zwei Raketen in ein Verwaltungsgebäude ein. Dabei soll auch die Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale nicht näher beschriebene Schäden erlitten haben. Über Verletzte war zunächst nichts bekannt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
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