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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kampf gegen russische Panzer Darum füllen die Ukrainer ihre Molotowcocktails mit Styropor
In der Ukraine kämpfen Zivilisten mit Molotowcocktails gegen die russische Kriegsmaschinerie. Können Brandbomben die Angreifer aufhalten? Und woher kommt der Name? Die wichtigsten Fragen im Überblick.
Die Bilder zeugen von Kampfgeist und Verzweiflung zugleich: Ukrainische Zivilisten verwandeln massenweise leere Glasflaschen in sogenannte Molotowcocktails. Die Prawda-Brauerei in Lwiw hat sogar ihre komplette Produktion auf Brandbomben für jedermann umgestellt.
Aber wie wirkungsvoll ist die Waffe im Kampf gegen die russische Invasionsarmee – und was hat es eigentlich mit dem Namen auf sich?
Den Begriff Molotowcocktail haben die Finnen nach dem Angriff der Sowjetarmee auf ihr Land 1939 geprägt. Stalins damaliger Regierungschef Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow hatte behauptet, die russischen Bomber würden Brot für die Zivilbevölkerung abwerfen. Die Finnen nannten die Bomben daraufhin "Molotows Brotkörbe". Den Sowjetsoldaten wollten sie mit ihren Brandsätzen das passende Getränk anbieten – "Molotows Cocktail". Daraus wurde später der Molotowcocktail.
Manche Ukrainer nennen ihre Brandbomben inzwischen übrigens "Bandera Smoothies" – nach dem ukrainischen Nationalisten und Partisanenführer Stepan Andrijowytsch Bandera. Bandera ist allerdings umstritten, auch in der Ukraine: Im Osten des Landes, aber auch in Polen, Russland und Israel gilt Bandera als Nazi-Kollaborateur und Kriegsverbrecher; im Westen der Ukraine wird er dagegen von vielen Menschen als Nationalheld verehrt.
Wie effektiv sind Molotowcocktails gegen Panzer?
"Ein Molotowcocktail hat schreckliche Auswirkungen", erklärt der Sicherheitsexperte Carlo Masala im Interview mit t-online. "Die Ukrainer wissen auch sehr genau, wie sie einem Panzer mit einem Molotowcocktail am meisten schaden."
Tatsächlich hat das ukrainische Verteidigungsministerium auf Facebook eine detaillierte Anleitung mit Bildern veröffentlicht. Darauf sind russische Militärfahrzeuge abgebildet – und an welchen Stellen sie besonders verwundbar sind für Molotowcocktails.
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Finnland setzte die Brandbomben nach dem Angriff 1939 sehr effektiv ein und konnte den Vormarsch der Sowjetarmee wohl entscheidend verlangsamen. Die Taktik der Finnen bestand darin, metertiefe Löcher in den Schnee zu graben. Fuhren die russischen Panzer dort hinein, warfen die Verteidiger ihre Molotowcocktails hinterher. Mehr als 542.000 solcher Brandbomben stellte der staatliche finnische Alkoholbetrieb bis zum Ende des Krieges im März 1940 her.
Ist der Einsatz von Brandbomben legal?
In Deutschland stehen Brandbomben wie Molotowcocktails auf der Liste der verbotenen Waffen. Das Herstellen und Mitführen steht ebenso unter Strafe wie der Aufruf oder die Anleitung zur Herstellung. Werden etwa bei Demonstrationen Molotowcocktails auf Polizisten geworfen, wird in der Regel wegen versuchten Mordes oder Totschlags ermittelt.
Auch nach dem Völkerrecht sind Brandbomben nicht legal, wie Carlo Masala erklärt: "Dass Zivilisten, also Nichtkombattanten, gegnerische Soldaten angreifen, ist keineswegs von der Haager Landkriegsordnung gedeckt. Auf der anderen Seite: Die Russen nehmen auf Zivilisten auch wenig Rücksicht."
Warum füllen manche Ukrainer Styropor in die Flaschen?
Üblicherweise werden Molotowcocktails mit einem Gemisch aus Öl und Benzin oder hochprozentigem Alkohol gefüllt. Auf Bildern aus der Ukraine sah man Menschen auch Styropor klein reiben und in die Flaschen füllen. Das soll die Brandbomben offenbar noch effektiver machen.
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So schreibt das ukrainische Portal "Zaborona", dass Benzin allein zwar schnell, aber nicht lange brennt. Löst man dagegen Styropor im Benzin oder im Lösungsmittel Aceton auf, bildet sich eine sirupartige Flüssigkeit, die ähnlich wie Napalm am Zielobjekt kleben bleibt und so deutlich mehr Schaden anrichtet. "Nimm reichlich Styropor, du wirst es brauchen", heißt es unverhohlen in dem Artikel.
Wie gefährlich sind Molotowcocktails für die werfende Person?
Der Einsatz der Brandbomben ist auch für die werfende Person nicht ungefährlich, wie in diesem Video zu sehen ist:
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Die Frau auf dem Beifahrersitz trifft zwar den russischen Panzer – doch auch ihr Arm steht kurz in Flammen.
So empfiehlt "Zaborona" denn auch, die Brandbomben nur mit Handschuhen anzufassen und sich nach der Herstellung gründlich die Hände zu waschen, um eine mögliche Selbstentzündung zu verhindern.
- The Guardian: Ukraine’s student molotov cocktail-makers
- Zaborona: "Bandera Smoothies" for Putin’s friends
- Der Spiegel: Ein Cocktail für Molotow