Stromstöße und glühende Zigaretten Demonstranten in Belarus klagen über Misshandlungen
In Belarus gehen die wütenden Proteste nach der umstrittenen Wahl weiter. Die Polizei geht gewaltsam gegen die Demonstranten vor, in Haft erlebten die Menschen massive Misshandlungen.
Zahlreiche bei den Protesten gegen die umstrittene Präsidentschaftswahl in Belarus festgenommene Demonstranten haben nach ihrer Freilassung von Folter in der Haft berichtet. Im Gefängnis seien Teilnehmer der Proteste mit Stromstößen und glühenden Zigaretten misshandelt worden, berichteten Freigelassene am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Sie hätten weder Wasser noch Essen bekommen und seien durch Schlafentzug gefoltert worden. Dutzende Menschen wurden demnach zusammen in kleine Zellen gepfercht. Im Video oben zeigen sie ihre Wunden.
"Sie haben mir sehr stark auf den Kopf geschlagen. Mein Rücken ist mit blauen Flecken übersät von Schlägen mit dem Schlagstock", sagte der 25-jährige Maxim Dowjenko. Nach eigenen Worten wurde er festgenommen, obwohl er gar nicht an den Demonstrationen teilgenommen hatte, sondern nur zufällig in der Nähe war.
Der 43-jährige Unternehmer Michail Tschernenkow zeigte AFP unzählige blaue Flecken. Er wurde nach eigenen Worten ebenfalls mit dem Schlagstock verprügelt und mit Stromschlägen gequält.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte am Donnerstag von Fällen berichtet, in denen festgenommene Demonstranten nackt ausgezogen, geschlagen und mit Vergewaltigung bedroht wurden.
Mindestens 6.700 Festnahmen
Seit der Präsidentschaftswahl in Belarus am Sonntag gibt es dort heftige Proteste. Nach Angaben der Behörden in Minsk wurden dabei bisher mindestens 6.700 Menschen festgenommen, zwei Demonstranten starben, Dutzende wurden verletzt. Am Donnerstagabend wurden nach Behördenangaben mehr als tausend Festgenommene wieder freigelassen.
Die belarussischen Behörden hatten den seit 26 Jahren regierenden Staatschef Alexander Lukaschenko zum klaren Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Die Opposition wirft ihm massiven Wahlbetrug vor und fordert Lukaschenkos Rücktritt. Die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja flüchtete nach der Wahl aus Furcht vor Repressalien nach Litauen.
- Nachrichtenagentur AFP