Ideologische Hardliner Umstrittene Verfassungsrichter in Polen gewählt
Das polnische Parlament hat neue Verfassungsrichter gewählt. Zwei der drei Kandidaten waren hoch umstritten, denn es handelt sich um ehemalige Abgeordnete der Regierungspartei PiS.
Polens Parlament hat zwei ehemalige Abgeordnete der nationalkonservativen Regierungspartei PiS zu neuen Richtern am Verfassungsgericht bestimmt. Die als ideologische Hardliner des Regierungslagers bekannten Juristen Krystyna Pawlowicz und Stanislaw Piotrowicz wurden am späten Donnerstagabend mit den Stimmen der PiS in ihre Ämter gewählt. Dritter neuer Verfassungsrichter wird der Danziger Juraprofessor Jakub Stelina, um dessen Kandidatur es weniger Kontroversen gegeben hatte.
Die 67 Jahre alte Juraprofessorin Pawlowicz saß bis zur Parlamentswahl im Oktober für die PiS als Abgeordnete im Sejm. Sie ist für ihre Verbalattacken auf politische Gegner ebenso bekannt wie für ihre antideutsche Haltung und ihre Kritik an der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel, der sie eine Islamisierung Europas vorwirft.
Der 67 Jahre alte Piotrowicz war gemeinsam mit Justizminister und Generalstaatsanwalt Zbigniew Ziobro federführend beim Umbau des polnischen Justizsystems, den die PiS seit 2015 betreibt. Das Verfassungsgericht war seinerzeit die erste Einrichtung, an der die PiS Veränderungen vornahm.
EU zweifelt an Rechtsstaatlichkeit
Mittlerweile hat die EU-Kommission mehrere Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof gegen Polen angestrengt, da es Zweifel an der Bewahrung der Rechtsstaatlichkeit gibt.
- Justizreform: EuGH verzichtet zunächst auf Verurteilung Polens
- Am Unabhängigkeitstag: Hass-Marsch zieht durch Polens Hauptstadt
- Verhältnis auf der Kippe: Serbiens Präsident wirft Russland Spionage vor
Die Richterorganisation "Iustitia" kritisierte die Wahl der neuen Verfassungsrichter. "Wenn aktive Politiker zu Verfassungsrichtern berufen werden, dann verringern sich das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit des Gerichts zu einem Punkt, wo es nicht mehr als Organ der Justiz wahrgenommen wird, sondern als dritte Kammer des Parlaments", sagte "Iustitia"-Sprecher Bartlomiej Przymusinski.
- Nachrichtenagentur dpa