Verhältnis der Verbündeten auf der Kippe Serbiens Präsident wirft Russland Spionage vor
Ein Video, anonym gepostet auf YouTube, zeigt eine Geldübergabe. Delikat daran: der Geber ist ein Russe, der Empfänger ein Serbe. Auf die oft beschworene russisch-serbische Freundschaft fällt ein Schatten.
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat dem Verbündeten Russland vorgeworfen, gegen Serbien zu spionieren. "Deshalb frage ich die russischen Freunde, fragte ich heute den (russischen) Botschafter (Alexander) Bozan-Chartschenko: Warum?", erklärte Vucic am Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz in Belgrad. "Ich kann in all dem keine Logik erblicken", fügte er hinzu.
Der serbische Präsident äußerte sich nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates, den er einberief, nachdem ein Video im Internet aufgetaucht war, das zeigt, wie ein russischer Diplomat in Belgrad einem mutmaßlichen serbischen Regierungsbeamten Geld in einem Plastikbeutel überreicht. Auch ist zu sehen, wie der Serbe das Geld in seinem Wagen auspackt und kurz durchzählt.
Vucic erklärte, dass es sich bei dem russischen Diplomaten um den früheren Vize-Militärattaché an der Belgrader Botschaft, Georgi Kleban, handle. Der Empfänger des Geldes auf einem Parkplatz im Belgrader Vorort sei ein pensionierter Oberstleutnant der serbischen Armee. Von ihm nannte Vucic nur die Initialen. Der Vorfall soll sich im Dezember des Vorjahres ereignet haben. Kleban halte sich nicht mehr in Serbien auf.
Serbische Geheimdienste sollen Kenntnis von Treffen haben
Die anonym geposteten Videoaufnahmen seien nicht von serbischen Stellen aufgezeichnet worden, doch hätten diese davon gewusst, sagte Vucic. Der bulgarische Investigativ-Journalist Hristo Grosew hatte bereits am Mittwoch Kleban auf dem Video identifiziert und ihn dem russischen Militärgeheimdienst GRU zugeordnet.
Wie Vucic weiter ausführte, hätten die serbischen Geheimdienste Kenntnis von zehn Treffen Klebans mit drei serbischen Kontaktpersonen, bei denen es drei Geldübergaben gegeben habe. Insgesamt seien die Geheimdienste etlicher großer Staaten, aber auch die von Nachbarländern auf dem Territorium Serbiens äußerst aktiv.
Die Aktivitäten des russischen Diplomaten seien in diesem Zusammenhang zu betrachten. Trotzdem sei er sich sicher, fügte Vucic hinzu, dass der russische Präsident Wladimir Putin über die Vorgänge um Kleban nicht informiert gewesen sei. Er werde Putin nie vergessen, was er auf der internationalen Bühne für Serbien getan habe. Vucic soll am 4. Dezember Putin in Moskau treffen.
Moskau versucht, die Wogen zu glätten
Dennoch verbarg der serbische Präsident während der Pressekonferenz seine Enttäuschung nicht. "Serbien ist das einzige Land, das keine Sanktionen gegen Russland verhängt hat, nie gegen Russland gestimmt hat, nie etwas getan hat, um die Freundschaft mit Russland zu trüben", sagte er sichtlich bewegt. "Warum?", fügte er nahezu ungläubig hinzu.
In Moskau war man bereits Stunden zuvor bemüht, die Wogen zu glätten. "Wir sind sicher, dass die Beziehung derart stabil und brüderlich sind, dass sie durch nichts erschüttert werden können", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Tass zufolge und ergänzte zugleich: "Wir haben keine Ahnung, worum es da geht bei dem Zwischenfall. Das muss erst noch geklärt werden."
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Serbien unterhält an sich ausgezeichnete Beziehungen zu Russland. Moskau unterstützt Belgrad bei den Bemühungen, die internationale Anerkennung der früher serbischen Provinz Kosovo zu erschweren. So verhindert die östliche Vetomacht im UN-Sicherheitsrat, dass das fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo in die Vereinten Nationen (UN) aufgenommen werden kann. Deutschland hat das seit 2008 unabhängige kleine Balkanland anerkannt.
- Nachrichtenagentur dpa