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China: VW-Boss Diess will von Umerziehungslagern nichts wissen


Minderheiten in China unterdrückt
VW-Boss will von Umerziehungs-Lagern nichts wissen

Von dpa, TiK

Aktualisiert am 18.04.2019Lesedauer: 2 Min.
VW-Chef Diess: Der Autoboss behauptet, von Umerziehungslagern nichts zu wissen.Vergrößern des Bildes
VW-Chef Diess: Der Autoboss behauptet, von Umerziehungslagern nichts zu wissen. (Quelle: getty-images-bilder)
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VW baut viele seiner Autos in China, in einer Region der Produktion sollen Menschen jedoch auf übelste Weise gequält werden. Der Chef des Autobauers gibt sich ahnunglos – dann rudert sein Sprecher zurück.

Die Region Xinjiang in China ist ein Sammelbecken für viele ethnische Minderheiten der Bevölkerung. Eine Gruppe sind die Uiguren, nach Informationen der "Bild"-Zeitung werden viele dieser Menschen vom chinesischen Staat dort auf brutale Weise mit Folter unterdrückt: Kameras zeichneten Gespräche auf, mehr als eine Million Menschen seien in Umerziehungs-Lagern inhaftiert.

Der deutsche Autobauer VW eröffnete trotzdem 2013 in der chinesischen Region eine Autofabrik. Dazu äußerte sich jetzt der VW-Chef Herbert Diess in einem BBC-Interview.

Diess ist stolz auf die Arbeitsplätze in der Region

Zunächst erklärte Diess, er sei "stolz, Arbeitsplätze in dieser Region" zu schaffen. Der BBC-Journalist hakte daraufhin nach, dass dieses Gebiet doch eigentlich keines sei, für das man sich rühmen könne, in Verbindung gebracht zu werden. Damit spielte er auf die katastrophalen Zustände für Minderheiten dort an. Diess daraufhin: "Das kann ich nicht beurteilen, sorry."

Der Journalist fragte nochmals ungläubig den VW-Manager: "Sie wissen nichts von chinesischen Umerziehungs-Lagern für eine Million schwächer gestellte Menschen, die als 'Bildungszentren' Teil von Chinas Anti-Terror-Strategie im Westen des Landes sind? Sie wissen davon nichts?" Diess zögerte kurz und sagte dann: "Dessen bin ich mir nicht bewusst."

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Pressesprecher rudert zurück

Die Aussage wurde auf Twitter geteilt, viele User sind empört. Ein Pressesprecher des Autobauers rudert jetzt zurück: Diess sei sich der Lage in der Region "natürlich bewusst", sagte der Konzernsprecher am Mittwoch. Auch deshalb sei das Unternehmen bemüht, einen Beitrag zur Entwicklung der Region und zum Zusammenhalt der dortigen Bevölkerung zu leisten. In dem Werk in der nordwestchinesischen Provinz arbeiten nach Angaben des VW-Sprechers rund 700 Menschen.

"Gerade mit Arbeitsplätzen für alle Volksgruppen am Standort Urumqi wird das soziale Umfeld maßgeblich verbessert", betonte der Sprecher. Margarete Bause, Grünen-Sprecherin für Menschenrechtspolitik, hatte Äußerungen von Diess in einem BBC-Interview, wonach ihm die Lager nicht bekannt seien, als "schockierend" bezeichnet.

Diess wird "blanker Zynismus" vorgeworfen

Menschenrechtsorganisationen prangerten seit Monaten an, dass in der chinesischen Provinz Xinjiang Angehörige religiöser Minderheiten inhaftiert und gefoltert würden, sagte Bause. "Wenn Herr Diess sich jetzt ausgerechnet in China stolz darüber zeigt, Arbeitsplätze in dieser Region zu schaffen und vorgibt, von Umerziehungs-Lagern nichts zu wissen, ist dies der blanke Zynismus."


Unternehmen trügen Verantwortung für ihr Handeln. "Der VW-Vorstandschef tritt diese Verantwortung mit Füßen und macht sich zum Komplizen der chinesischen Propaganda."

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