Verschwundener Journalist "Washington Post" veröffentlicht Khashoggis letzten Artikel
Der Journalist Jamal Khashoggi wurde mutmaßlich von einem Killerkommando im saudischen Konsulat ermordet. Nun veröffentlicht die "Washington Post" posthum seine letzte Kolumne.
Die US-Zeitung "Washington Post" hat den mutmaßlich letzten Artikel des verschwundenen saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi veröffentlicht. Türkische Ermittler vermuten, dass ihn ein Killerkommando im saudischen Konsulat in Istanbul verstümmelt und getötet hat. In dem Meinungsbeitrag schreibt Khashoggi über die Bedeutung einer freien Presse für die arabische Welt.
"Die arabische Welt sieht sich ihrer eigenen Version eines Eisernen Vorhangs gegenüber, der aber nicht von äußeren Akteuren auferlegt wurde, sondern von inneren Kräften, die nach Macht streben", heißt es in dem Kommentar. "Die arabische Welt braucht eine moderne Version der alten transnationalen Medien, damit ihre Bürger über weltweite Ereignisse informiert sein können."
- Kritischer Zeitpunkt: Saudi-Arabien überweist 100 Millionen Dollar an USA
Wichtig sei eine "Plattform für arabische Stimmen", schreibt Khashoggi. Er wirbt für ein "unabhängiges internationales Forum", das sich abgrenzt vom Einfluss "nationalistischer Regierungen, die mit Propaganda Hass verbreiten".
In einer Einleitung zu dem Kommentar schreibt Karen Attiah, die bei der "Washington Post" die internationale Meinungsseite verantwortet, die Zeitung habe den Artikel des seit mehr als zwei Wochen vermissten Khashoggi zunächst nicht veröffentlichen wollen – in der Hoffnung auf seine Rückkehr. "Jetzt muss ich akzeptieren: Das wird nicht passieren. Das ist der letzte Artikel von ihm, den ich für die 'Post' redigieren werde."
- Der Fall Khashoggi: Spuren führen zum Kronprinzen
Der Meinungsbeitrag zeige Khashoggis "Leidenschaft" für Freiheit in der arabischen Welt, schrieb Attiah. "Eine Freiheit, für die er offenbar sein Leben gegeben hat."
Khashoggi lebte seit seiner Flucht aus Saudi-Arabien vor rund einem Jahr in den USA im Exil und schrieb unter anderem für die "Washington Post". Von dem Journalisten fehlt jede Spur, seit er am 2. Oktober das Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul betrat.
Hinweis: In früheren Artikeln wurde der Name des verschwundenen saudischen Journalisten entsprechend der deutschen Transkriptionsregel Dschamal Chaschukdschi geschrieben. Wegen der höheren Verbreitung der international gebräuchlichen Transkription haben wir uns in diesem Fall – wie die Deutsche Presse-Agentur – inzwischen für die Schreibweise Jamal Khashoggi entschieden.
- AFP
- Kolumne Khashoggis in der "Washington Post"