Keine "Straßen aus Gold" Afghanistans Präsident warnt vor Illusionen über Deutschland
Die Hoffnungen vieler Afghanen an eine Flucht nach Deutschland sind fehlgeleitet, sagt Aschraf Ghani. Gleichzeitig warnt er die deutsche Regierung vor einer Abschottung.
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat seine Landsleute vor Illusionen über vermeintlich leicht zu erlangenden Wohlstand in Deutschland gewarnt. Es gebe den "Irrglauben, die Straßen in Deutschland seien mit Gold gepflastert", sagte Ghani der "Bild"-Zeitung.
Nötig sei eine "strategische Kommunikation", die das falsche Deutschland-Bild zurechtrücke. Der Präsident sagte aber auch: "Deutschland kann keine Festung werden."
"Starker Abstieg" für die Menschen
Stattdessen seien die Lebensperspektiven der Flüchtlinge in Deutschland eine andere: Afghanen, die in ihrer Heimat der Mittelschicht angehörten und Teil einer lebhaften unternehmerischen Chancenvielfalt seien, verrichteten nach ihrer Flucht in Deutschland dann handwerkliche Tätigkeiten. "Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin stolz auf handwerkliche Tätigkeiten. Doch sie stellen einen starken Abstieg für diese Menschen dar", sagte er.
Ghani wies in dem Zeitungsinterview darauf hin, dass es mehr internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen Schleuser brauche. "Man schiebt sich gegenseitig die Verantwortung zu, anstatt zu verstehen, dass die Schmuggler diesen Leuten buchstäblich alles nehmen. Sie lassen sie auf dem Meer oder in der Wüste zurück und rauben ihnen ihre Möglichkeiten", sagte der afghanische Präsident.
- In diesem Jahr: 200.000 fliehen in Afghanistan vor den Taliban
Zugleich warnte Ghani die Deutschen angesichts der Ereignisse in Chemnitz vor übertriebener Angst vor Flüchtlingen. Man solle auf die Afghanen schauen, die einen Beitrag zur deutschen Gesellschaft geleistet haben. "Bitte verurteilen Sie nicht die gesamte Nation für ein, zwei oder drei Leute", bat Ghani.