Oft beginnt es mit Schmerzmitteln Drogenepidemie in den USA fordert 63.000 Tote
Der unbedarfte Konsum von starken Schmerzmitteln hat in den USA zu einer beispiellosen Drogenepidemie geführt. Eine US-Stadt will nun die Pharmakonzerne verklagen.
Die US-Behörden sind alarmiert über eine rasante Zunahme der Überdosen an Opioiden. Die Zahl der Krankenhaus-Einlieferungen wegen einer Überdosis an Drogen wie Heroin, Fentanyl und verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln schnellte zwischen 2016 und 2017 um 30 Prozent in die Höhe, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag berichtete. Betroffen sind nach den Worten von CDC-Chefin Anne Schuchat Männer wie Frauen gleichermaßen sowie alle Altersgruppen. Die Opioid-Krise breite sich in sämtlichen Regionen der Vereinigten Staaten aus. Schuchat sprach von einer "rasch fortschreitenden Epidemie".
Dem Bericht zufolge kamen zwischen Juli 2016 und September 2017 insgesamt 142.557 Menschen mit einer mutmaßlichen Opioid-Überdosis in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Zwischen dem dritten Quartal 2016 und dem dritten Quartal des Folgejahres nahm die Zahl um 30 Prozent zu. Am stärksten war der Anstieg in den Staaten des Mittleren Westens mit einer Zunahme von 69,7 Prozent, gefolgt vom Westen der USA mit plus 40,3 Prozent.
Chicago verklagt Pharmafirmen
Insgesamt starben 2016 in den USA mehr als 63.000 Menschen an einer Überdosis, ein Anstieg um 21,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In rund zwei Dritteln der Todesfälle durch Überdosis waren verschreibungspflichtige Opioide, illegale Drogen oder beide beteiligt – ein Anstieg um 27,7 Prozent gegenüber dem Jahr 2015.
Die Stadt Chicago reichte derweil Klage gegen die drei größten Vertriebsfirmen für Medikamente ein. Darin werfen die Behörden den Unternehmen vor, durch den Vertrieb die Opioid-Krise im Land einzuheizen. Die Klage richtet sich gegen die Pharmafirmen AmerisouceBergen Drug Corporation, Cardinal Health und McKesson Corporation, die gemeinsam rund 90 Prozent aller Einnahmen durch den Vertrieb verschreibungspflichtiger Medikamente in den USA erwirtschaften.
Von Oxycodon zu Heroin
Das "Überangebot" an hochwirksamen und stark süchtig machenden Schmerzmitteln habe zu einem dramatischen Anstieg von Drogensucht und Überdosen in den gesamten USA geführt, erklärte Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel am Dienstag (Ortszeit). Mit der Klage wolle die US-Metropole dem "verantwortungslosen Verhalten" der beteiligten Firmen ein Ende setzen und sie zur Rechenschaft ziehen.
Der Pharma-Lobbyverband Healthcare Distribution Alliance wies die Vorwürfe zurück. Pharma-Vertriebe seien nicht verantwortlich dafür, wieviele Rezepte für Opioide Ärzte ausstellten, erklärte Vizechef John Parker. Viele Abhängige in den USA sind über verschreibungspflichtige Schmerzmittel wie Oxycodon in die Heroinsucht gerutscht. Seit den 1990er-Jahren wurden die Medikamente in den USA sehr freizügig verschrieben. Studien hatten Hinweise geliefert, dass die Suchtgefahr gar nicht so groß sei. Das ist inzwischen widerlegt.
- AFP, dpa