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Paris: Könnten auch deutsche Städte autofreie Straßen bekommen?


Autofreie Straßen
Ist das Pariser Modell ein Vorbild für Deutschland?

Von dpa, son

Aktualisiert am 25.03.2025 - 10:03 UhrLesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:250324-935-505979Vergrößern des Bildes
Parkende Autos an einer Straße in Paris: Solche Anblicke werden in der französischen Hauptstadt bald seltener. (Quelle: Rachel Bo�meyer)
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Die Pariser haben abgestimmt: Autos sollen bald aus etlichen Straßen der Stadt weichen. Ist das auch in Deutschland denkbar? Erste Bestrebungen gibt es.

Hunderte Pariser Straßen sollen künftig für Autos gesperrt werden. Dafür sprach sich bei einer Bürgerbefragung in der französischen Hauptstadt am Wochenende eine klare Mehrheit aus. Jetzt gehe es um die Umsetzung, sagte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. In Deutschland begrüßten etwa der Fußgängerverein Fuß e.V. und der Berliner Fahrradclub ADFC die Entscheidung. Der Automobilclub ADAC hingegen sprach von einer "eher problematischen" Lösung.

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An der Abstimmung beteiligten sich vier Prozent der knapp 1,4 Millionen eingetragenen Wählerinnen und Wähler. Davon stimmten 66 Prozent der Teilnehmenden für den Vorschlag, 500 Straßen zu begrünen und für Autos zu sperren. In den kommenden Jahren könnten damit in Paris 10.000 Parkplätze wegfallen. Autofahrerinnen und Autofahrer müssten sich auf Umwege einstellen. Welche Straßen zur grünen Fußgängerzone werden, muss noch lokal geklärt werden.

ADFC-Sprecher spricht von "mutigen" Plänen

Kritisch sieht die Pläne der ADAC: Die geringe Bürgerbeteiligung werfe die Frage auf, wie aussagekräftig das Ergebnis der Abstimmung sei. Mit Blick auf eine "breite Akzeptanz" halte man die angestrebte Lösung für "eher problematisch". "Autofreies Wohnen ist bestenfalls für einzelne Wohnprojekte realisierbar, nicht aber auf Quartiersbasis oder gar auf Ebene ganzer Innenstädte", teilte der ADAC auch mit Blick auf Deutschland mit.

Ganz anders die Einschätzung des Berliner Fahrradclubs. Man halte die Pläne für "mutig", sagte ADFC-Sprecher Karl Grünberg. Paris zeige, dass eine Großstadt nicht vom Autoverkehr beherrscht werden müsse. Auch Roland Stimpel, Vorstand des Fußgängervereins Fuß e. V., begrüßte das Vorhaben von Paris. Nur jeder Fünfte habe dort ein Auto: "Das heißt, 80 Prozent der Menschen können nur davon profitieren."

Autofreie Innenstädte: Ein Ziel vieler deutscher Städte

Tatsächlich arbeitet Leipzig bereits seit 1993 an einer "autoarmen Innenstadt". In der gesamten Innenstadt gilt Tempo 20, Autos dürfen nur auf markierten Flächen und zeitlich beschränkt geparkt werden. Pkws verbannen möchte Hannover in Niedersachsen. Nach den Plänen der Stadtverwaltung soll die Innenstadt bis 2030 weitgehend autofrei sein, lediglich einige Parkhäuser sollen geöffnet bleiben.

Münchnerinnen und Münchner können sich zumindest in den Sommermonaten auf verkehrsberuhigte und autofreie Straßen freuen: Auf einigen "Sommerstraßen" seien Hochbeete, Grünstreifen und Sitzmöglichkeiten geplant. Ein ganzes Viertel mehr auf Anwohnerinnen und Anwohner ausrichten möchte Nürnberg: In Gostenhof sollen Autos für mehr Grün und Spielflächen zurückgedrängt werden – vorerst für ein Jahr.

Anne Hidalgo: "Jetzt geht es um die Umsetzung"

Und wie ist die Lage in Berlin, das vielen als besonders progressiv gilt? Auf der Friedrichstraße, die mehr als zwei Jahre nur Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern zur Verfügung stand, rollt der Verkehr seit Juli 2023 wieder. Große Pläne gibt es aber im Graefekiez in Kreuzberg: Hier werden über 400 Parkplätze gestrichen und zu Grün- und Ladeflächen umgestaltet.

In Paris hatte das Rathaus das Votum auch zu einer Wahl für oder gegen Lärmbelästigung und Verschmutzung erklärt. Zudem geht um die Anpassung an den Klimawandel. Die meisten Wege legen die Pariser zu Fuß zurück, das Auto nutzen sie auf innerstädtischen Strecken nur selten. Die Stadt hatte vor einigen Wochen die Parkgebühren für SUVs bereits erhöht. Anne Hidalgo, die Pariser Bürgermeisterin, mahnte nach dem Bürgerentscheid: "Jetzt geht es um die Umsetzung."

Städtetag-Präsident: "Brauchen mehr öffentliche Verkehrsmittel"

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, hält ein Vorgehen wie in Paris in Deutschland für nicht umsetzbar. Er verweist darauf, dass Straßen hierzulande nicht per Bürgerentscheid gesperrt werden können. Hierfür benötige es ein sogenanntes Verfahren zur Entwidmung, schildert Dedy. Dabei würden die Interessen aller Straßennutzer berücksichtigt.

Viele deutsche Städte bemühten sich aber längst um einen guten Verkehrsmix. Klar sei jedoch: "Wenn wir weniger Autoverkehr haben wollen, dann brauchen wir mehr öffentliche Verkehrsmittel, mit guter Taktung und guter Erreichbarkeit." Hier hake es, denn die Finanzlage der Städte sei dramatisch. Sie bräuchten mehr finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern für den öffentlichen Nahverkehr.

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