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Russland: Rostec-Chef warnt vor Kollaps wegen Zinspolitik von Putin


Kritik an hohen Zinsen
Russischer Rüstungschef warnt vor Wirtschaftskollaps

Von t-online, wan

Aktualisiert am 24.10.2024Lesedauer: 3 Min.
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Sergej Tschemesow bei einem Besuch im Kreml (Archivbild): Der Chef von Rostec kritisiert die Zinspolitik. (Quelle: IMAGO/Gavriil Grigorov/imago)
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Sergej Tschemesow, Chef des Rostec-Konzerns, warnt vor den fatalen Auswirkungen der Zinspolitik in Russland. Steigende Zinsen gefährden die Rentabilität.

Einer der mächtigsten Männer in der russischen Wirtschaft hat vor gravierenden Folgen der russischen Zinspolitik gewarnt. Sergej Tschemesow ist Chef des Rostec-Konzerns, einem staatlichen Konglomerat, das unter anderem auch einen großen Anteil in der russischen Rüstungsindustrie hat. Er hat jetzt auf einer Konferenz ein düsteres Bild gemalt.

Weil die Zinsen in Russland so stark gestiegen sind, lohne sich das Geschäft für die produzierende Industrie kaum mehr. Die geringen Profite würden durch steigende Zinsen aufgefressen, berichten die russische Finanzwebseite RBC und die "Moscow Times" von einer Veranstaltung des Staatsrats, auf der Tschemesow sprach.

Der Putin-Vertraute, dessen Firmen nicht nur in der Rüstung, sondern auch bei Industriemaschinen und in der Medizintechnik engagiert sind, sieht die Gefahr einer Stagflation. Diese tritt ein, wenn sowohl die Produktion von Gütern als auch der Konsum zurückgehen, während gleichzeitig die Inflation drastisch ansteigt.

Zinsen auf Rekordhoch

Das könne dazu führen, dass es massenweise Pleiten russischer Fabriken gäbe, so der CEO. "Wenn wir Verträge für Produkte abschließen, deren Produktionszyklus mehr als ein Jahr beträgt, erhalten wir natürlich höchstens 30 bis 40 Prozent Vorschuss. Die restlichen Mittel für die Herstellung dieser Produkte müssen wir uns leihen. Und bei einem solchen Zinssatz wird der gesamte Gewinn, den wir erwarten, durch die Zinsen, die wir an die Bank zahlen müssen, aufgefressen", sagte Tschemesow.

Der Unternehmer klagte dem Bericht zufolge, dass die Zinsen der russischen Staatsbank bereits auf einem Rekordhoch von 19 Prozent seien. Seit dem vergangenen Sommer seien diese siebenmal erhöht worden, für kommenden Freitag wird eine Erhöhung auf 20 Prozent erwartet.

Viele Unternehmensschulden an staatlichen Zinssatz gekoppelt

Bislang kann zumindest Rostec noch produzieren: Offizielle Zahlen sprechen von einem Anstieg von 4,5 Prozent im Jahresvergleich der Monate Januar bis August. Im Haushaltsplan für das nächste Jahr geht die russische Regierung von einem Industriewachstum von zwei Prozent aus.

Dennoch bestehen Risiken, wie die "Moscow Times" schreibt. So hätten Analysten des Staatskonzerns Gazprom gewarnt, dass die Hälfte der Unternehmenszinsen an die Rate gekoppelt seien, die die Staatsbank ausgibt. Damit wachse die Schuldenlast und das Risiko, dass Unternehmen die Schulden nicht mehr bezahlen können.

Ein Ende der Zinsspirale ist nicht abzusehen. Alexander Kalinin von Opora Rossii, einer Organisation kleiner und mittlerer russischer Unternehmen, erklärte der Nachrichtenagentur Reuters, er rechne damit, dass die Kreditzinsen für kleine und mittlere Unternehmen bis 2025 auf 30 Prozent steigen werden.

Zentralbank will überhitzte Wirtschaft abkühlen

Die Vorsitzende der Zentralbank, Elvira Nabiullina, hatte nach Angaben von RBC auf eine Überhitzung der Wirtschaft hingewiesen, die sich als die größte seit 16 Jahren herausstellte. Gehälter, Konsum und das Bruttoinlandsprodukt sind rasant gestiegen, die Gefahr einer Rezession droht. Deshalb sei eine lange Periode der Aufrechterhaltung hoher Zinssätze notwendig, um die Nachfrage abzukühlen. Auf der Grundlage der Wirtschaftsdaten vom September schätzt die staatliche Behörde Rosstat die jährliche Inflation auf 8,63 Prozent.

Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin gewissermaßen auf Kriegswirtschaft umgestellt. Beim Wirtschaftsforum im Juni hatte sein Vizeregierungschef Denis Manturow angekündigt, dass Putin eine ganze Liste von Anweisungen für die Entwicklung des Rüstungssektors unterschrieben habe, um noch mehr Waffen und Munition zu produzieren. Noch immer exportiert Russland sein Öl und Gas und kann damit wichtige Einnahmen generieren.

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