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Am Jahrestag des Terrors droht neue Eskalation in Nahost


Militärische Spannungen
Am Jahrestag des Terrors droht neue Eskalation in Nahost

Von dpa
Aktualisiert am 07.10.2024Lesedauer: 4 Min.
Jahrestag 7. Oktober 2023 – Kibbuz ReimVergrößern des Bildes
Angehörige und Freunde trauern am 7. Oktober. (Quelle: Ilia yefimovich/dpa/dpa-bilder)
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Der 7. Oktober markiert das schlimmste Massaker an Juden seit dem Holocaust. Ein Jahr später führt Israel einen Mehrfrontenkrieg und die Region schaut in den Abgrund.

Ein Jahr nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel steht die Region Nahost am Rande eines Abgrunds. Während Israelis in ihrer Heimat mit Gedenkfeiern an das Massaker des 7. Oktobers 2023 erinnern, droht der Konflikt mit dem Iran eine neue Eskalationsstufe zu erreichen. In Teheran äußerte sich die Regierung in Erwartung eines israelischen Gegenschlags besorgt und warnte vor einer Eskalation. Rund 200 Raketen hatten Irans Revolutionsgarden vor knapp einer Woche auf Israel gefeuert.

Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs führt Israel nach Aussagen von Regierungschef Benjamin Netanjahu einen Mehrfrontenkrieg gegen militant-islamistische Gruppen, die von der iranischen Staatsführung unterstützt werden. Für seine Kriegsführung im Gazastreifen und Libanon steht Israel international in der Kritik. Gleichzeitig sehen sich Jüdinnen und Juden weltweit einem Anstieg von Antisemitismus ausgesetzt. Immer wahrscheinlicher wird eine militärische Eskalation zwischen Iran und Israel.

Teheran warnt Israel vor Eskalation

Irans neue Regierungssprecherin warnte vor einem Flächenbrand in der Region. Die Islamische Republik werde nicht aufhören, ihr Recht auf Selbstverteidigung zu wahren, sagte Fatemeh Mohadscherani der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Mit Blick auf den iranischen Raketenangriff fügte sie hinzu: "Wir hoffen, dass das zionistische Regime eine ausreichende Abschreckung erhalten hat und seine Grenzen nicht überschreitet."

Irans politische und militärische Führung hatte im Falle eines israelischen Gegenangriffs gedroht, vernichtender als zuvor zurückzuschlagen. Diskutiert werden unter anderem ein israelischer Angriff auf Irans Ölindustrie, Anlagen des umstrittenen Atomprogramms oder auch Luftschläge gegen die Raketenfertigung. Die Mehrheit der iranischen Gesellschaft will keinen Krieg und sieht den militärischen Kurs der Staatsführung kritisch.

Sollte ein offener Krieg ausbrechen, haben die Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, mit Schlägen auf Israels Energieversorgung gedroht. Die Tageszeitung "Hamschahri" veröffentlichte am Wochenende einen Artikel mit 35 potenziellen Zielen in Israel - unter ihnen Kraftwerke, Bahnhöfe, Flughäfen und militärische Anlagen. Das humanitäre Völkerrecht verbietet Angriffe auf zivile Infrastruktur.

Wieder Raketenalarm in Tel Aviv

Ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs gab es im Großraum der israelischen Küstenstadt Tel Aviv wieder Raketenalarm. Im Stadtzentrum waren Explosionen zu hören, wie Einwohnerinnen berichteten. Die Armee teilte mit, Auslöser des Alarms seien Geschosse aus dem Gazastreifen gewesen. Die Einzelheiten würden noch untersucht, hieß es weiter.

Zwei Frauen seien durch Geschosssplitter leicht verletzt worden, gab der Rettungsdienst Magen David Adom bekannt. Die islamistische Hamas im Gazastreifen gab an, zwei Raketen auf Tel Aviv abgefeuert zu haben. In den letzten Wochen hatte es in Tel Aviv mehrfach Raketenalarm wegen Angriffen aus dem Iran, Libanon und Jemen gegeben. Die Hamas hatte zuletzt im August mit Raketen auf Tel Aviv gezielt.

Geiselangehörige demonstrieren vor Netanjahus Haus

Unterdessen demonstrierten Dutzende Angehörige der aus Israel verschleppten Geiseln sowie Sympathisanten vor dem Haus von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Um 6.29 Uhr, der genauen Uhrzeit vor einem Jahr, als die Hamas und andere extremistische Gruppen aus dem Gazastreifen den Süden Israels überfallen hatten, ließen die Kundgebungsteilnehmer zwei Minuten lang eine sogenannte "Weckruf-Sirene" heulen. Danach sangen sie die Nationalhymne, berichtete der TV-Sender Channel 13 News.

Die Demonstranten forderten Netanjahu auf, eine Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln zu erzielen. Am 7. Oktober des Vorjahres hatten die Islamisten aus Gaza nicht nur ein beispielloses Massaker mit 1.200 Toten verübt, sondern auch rund 250 Menschen in den Küstenstreifen verschleppt. Im Zuge der bisher einzigen Vereinbarung ließ die Hamas im vergangenen November 105 Geiseln frei. Eine Handvoll Geiseln konnte die israelische Armee befreien. Viele der Entführungsopfer dürften inzwischen tot sein.

Weitere israelische Bodentruppen im Libanon

Im Libanon, wo Israel gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz kämpft, verstärkte die Armee ihre Bodentruppen. Soldaten der 91. Division hätten Einsätze im Süden des Landes begonnen, teilte das israelische Militär mit. Die Division setze sich aus drei Brigaden israelischer Reservisten zusammen. Eine Division der israelischen Armee, von denen nun drei an Einsätzen im Libanon beteiligt sind, kann üblicherweise mehrere Tausend Soldaten umfassen. Die genaue Zahl der Soldaten hält Israel bei der Bodenoffensive im Libanon ebenso geheim wie bei den laufenden Einsätzen im Gazastreifen.

Israels Armee spricht seit Ankündigung der neuen Bodenoffensive vor etwa einer Woche von "gezielten und örtlich begrenzten" Einsätzen in dem verfeindeten Nachbarland. Wie lang die erste israelische Invasion im Libanon seit Jahrzehnten tatsächlich dauern könnte und wie weit die Bodentruppen ins Land einrücken könnten, ist unklar.

Telekommunikationsdienste im Libanon gestört

Im Libanon waren die Telekommunikationsdienste nach wiederholten israelischen Angriffen in mehreren Landesteilen gestört. Betroffen seien unter anderem Netzwerke in der Hauptstadt Beirut und in den Gebieten um Tyros, Sidon und Nabatijeh, teilte die Organisation NetBlocks mit, die vor allem für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist. In diesen regionalen Netzwerken sei es zu Verlusten der Internetverbindungen gekommen. Die Infrastruktur der Kommunikationsnetze im Libanon galt schon vor dem Konflikt als schwach.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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