Großmanöver vor Taiwan Chinesischer Militärsprecher: Üben "Machtübernahme"
Das aktuelle chinesische Großmanöver vor Taiwan ist nicht nur Drohgebärde. Man übe damit für ein bestimmtes Vorhaben, sagt ein Sprecher der Armee.
Die chinesischen Militärübungen um Taiwan sind nach Angaben eines chinesischen Militärsprechers ein Test der Fähigkeiten, die Macht über die selbstverwaltete Insel zu übernehmen. Bei den zweitägigen Übungen werde die "Fähigkeit zur gemeinsamen Machtübernahme, zu gemeinsamen Angriffen und zur Kontrolle von Schlüsselgebieten" getestet, sagte Militärsprecher Li Xi am Freitag nach Angaben staatlicher Medien.
China hatte am Donnerstag mit Militärübungen mit Marineschiffen und Militärflugzeugen sowie der Androhung eines Blutvergießens die Spannungen am Donnerstag weiter angeheizt. Dies erfolgte wenige Tage nach der Amtseinführung von Taiwans neuem Präsidenten Lai Ching-te.
Das taiwanische Verteidigungsministerium sprach von mindestens 15 Schiffen der chinesischen Marine, 16 Schiffen der chinesischen Küstenwache und mehr als 40 chinesischen Kampfflugzeugen, die rund um die Insel gesichtet worden seien.
USA und EU kritisieren Manöver
Angesichts der Militärmanöver Chinas vor Taiwan im Anschluss an den Amtsantritt des neuen taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te hatten die USA Peking zur Zurückhaltung aufgefordert. "Wir fordern Peking nachdrücklich auf, Zurückhaltung zu üben", erklärte ein hochrangiger Beamter der Regierung von US-Präsident Joe Biden am Donnerstag in Washington. Er warnte China davor, Taiwans politischen Übergang als "Vorwand oder Entschuldigung für provokative Maßnahmen oder Zwangsmaßnahmen" auszunutzen.
Auch die EU kritisiert das Großmanöver. "Chinas militärische Aktivitäten, die heute rund um Taiwan begannen, verstärken die Spannungen (...)", teilte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell mit.
Taiwan hatte sich am Ende eines Bürgerkrieges vor 75 Jahren vom kommunistischen Festlandchina abgespalten. Peking betrachtet die 23-Millionen-Einwohner-Insel als abtrünnige Provinz, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll, notfalls mit militärischer Gewalt.
- Nachrichtenagenturen dpa und afp