Satellitenbilder zeigen Droht ein Angriff? Venezuela rüstet Grenze auf
Venezuela erhebt Ansprüche auf die ölreiche Region Essequibo und droht seinem Nachbarland Guyana. Satellitenbilder zeigen nun, wie das Land sein Vorhaben vorantreibt.
In Südamerika schwelt die Gefahr eines Krieges. Im Dezember hatte die venezolanische Regierung die Annexion eines großen Teils des Nachbarlandes Guyana, der ölreichen Essequibo-Region, beschlossen. Nun zeigen Satellitenbilder, dass Venezuela seine Militärpräsenz im Grenzgebiet ausbaut und Truppen an die Grenze bewegt.
Die Bilder veröffentlichte die US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS). Sie zeigen etwa, wie auf der Insel Anakoko eine Militärbasis entsteht. Die Insel liegt im Zusammenfluss des Rio Cuyuni und Rio Venamo an der Grenze zwischen Venezuela und Guyana. Sie wurde 1899 Guyana zugesprochen, 1966 beschlagnahmte aber Venezuela die Insel und verwaltet sie seitdem.
Der folgende X-Beitrag des CSIS zeigt eines der Satellitenbilder:
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Noch im Oktober 2023 war die Stelle größtenteils bewaldet, über den Fluss Cuyuni verkehrte zu der Insel nur eine kleine Fähre. Nun, so haben es die Experten des CSIS analysiert, verkehrt hier eine Fähre, die auch schwerere Lasten über den Fluss bringen kann. Auf beiden Seiten wurden die Zufahrten zum Fluss stark ausgebaut, auf der Insel entsteht ein größeres Lager, zu erkennen sind gepanzerte Fahrzeuge. Auch sind der Analyse zufolge Vorbereitungen getroffen worden, eine Brücke zu bauen, die die Insel mit dem venezolanischen Festland verbindet.
Das venezolanische Militär teilte zudem Ende Januar Aufnahmen auf X, die Militärübungen auf der Insel zeigen sollen. "El Esequibo es nuestro", steht in Großbuchstaben zu Beginn des Videos, "Essequibo gehört uns". Von wann diese Aufnahmen stammen, ist unklar. Doch der Zeitpunkt der Veröffentlichung, Ende Januar, lässt den CSIS-Experten zufolge stark darauf schließen, dass Venezuela damit eine Strategie verfolgt.
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Große Ölvorkommen gefunden
Essequibo macht rund zwei Drittel des Nachbarlandes Guyana aus und ist ressourcenreich. Erst 2015 entdeckte der Ölkonzern ExxonMobil dort große Ölvorkommen, im Oktober 2023 gab es einen weiteren großen Fund. Venezuela erhebt schon seit mehr als einem Jahrhundert Anspruch auf die Region, seit den Ölfunden nehmen die Begehrlichkeiten jedoch zu.
Im Dezember hatten sich die Teilnehmer eines nicht bindenden Referendums mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass das Gebiet zu Venezuela gehören solle – so zumindest stellte es die Regierung dar. Maduro rief dazu auf, Essequibo per Gesetz zu einer venezolanischen Provinz zu erklären und Lizenzen für die Ölförderung auszugeben. Mehr dazu lesen Sie hier.
Wie das CSIS weiter berichtet, stehen die Truppenbewegungen an der Grenze in starkem Gegensatz zu den politischen Gesprächen zwischen Venezuela und Guyana. Kurz nach dem Referendum hatten beide Staaten vereinbart, den Grenzstreit ohne den Einsatz von Gewalt beilegen zu wollen. Die Staaten sind derzeit in Gesprächen über eine diplomatische Lösung, der Konflikt wird zudem vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelt.
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"Das sagt uns, dass Maduro eine zweigleisige Politik verfolgt"
Der stellvertretende Direktor des Amerika-Programms des CSIS, Christopher Hernandez-Roy, vermutet eine zweigleisige Taktik Venezuelas. "Am selben Tag, an dem der venezolanische Außenminister sich mit guyanesischen Diplomaten trifft, führt das venezolanische Militär Panzerübungen nur einen Steinwurf von Guyana entfernt durch", sagte er. "All das sagt uns, dass Maduro eine zweigleisige Politik verfolgt."
Bereits in einem früheren Beitrag stellten die Experten des CSIS die These auf, dass Maduro die guyanische Regierung mit einer Art Zuckerbrot-und-Peitsche-Taktik zu Zugeständnissen bewegen wolle. Das Zuckerbrot wären in diesem Fall die diplomatischen Verhandlungen, die Peitsche die militärischen Aktivitäten.
Die Regierung in Guyana zeigt sich besorgt. "Es gibt einige Widersprüche zwischen der diplomatischen und militärischen Haltung Venezuelas", sagte Guyanas Außenminister Hugh Todd der Nachrichtenagentur AFP. Die Verstärkung der Militärpräsenz zeige die Bemühungen Venezuelas, Guyana zur Akzeptanz bilateraler Verhandlungen zu zwingen. Auch andere Staaten der Region haben bereits Vorkehrungen getroffen. So hat Brasilien bereits zusätzliche Truppen an die Grenze zu beiden Staaten entsandt. Die USA sagten Guyana Unterstützung zu und wollen dem Militär unter anderem Hubschrauber liefern.
- csis.org: "Miscalculation and Escalation over the Essequibo: New Insights into the Risks of Venezuela's Compellence Strategy" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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