Regierungschef attackiert Trump "Die USA bekommen Grönland nicht"

Der US-Präsident spricht mehr oder weniger offen von der Annexion der riesigen Insel. Der Regierungschef Grönlands hält aber dagegen.
Der neu gewählte Regierungschef Grönlands, Jens-Frederik Nielsen, hat den Besitzansprüchen von US-Präsident Donald Trump eine klare Absage erteilt. Trump sage, er werde Grönland bekommen, schrieb Nielsen auf Facebook und wurde dann seinerseits deutlich: "Lassen Sie mich das klar sagen: Die USA bekommen Grönland nicht. Wir gehören niemandem anderem. Wir bestimmen selbst über unsere Zukunft."
Unmittelbar zuvor hatte Trump seine Ansprüche auf die zu Dänemark gehörende Arktis-Insel erneuert: Wir werden Grönland bekommen. Hundertprozentig", sagte er am Sonntag in einem Interview mit dem US-Sender NBC News.
- Trump im Weißen Haus: Alle Informationen im Newsblog
Nielsen riet zudem dazu, gelassen auf die Besitzansprüche des US-Präsidenten zu reagieren. "Wir sollten nicht aus Angst reagieren. Wir sollten mit Ruhe, Würde und Zusammenhalt reagieren", schrieb der erst vor wenigen Tagen ins Amt gekommene Politiker der sozialliberalen Partei Demokraatit. Nielsen führt eine breite Koalition an, der vier von fünf Fraktionen im Parlament angehören.
Trump müsse klar und deutlich gezeigt werden, dass Grönland nur dessen Bewohnern gehöre. "So war es gestern. So ist es heute. Und so wird es auch in Zukunft sein", schrieb der 33-Jährige.
Der neue Schlagabtausch zwischen Nielsen und Trump erfolgte zum Ende einer spannungsgeladenen Woche: Ungeachtet des Protests aus Dänemark besuchte US-Vizepräsident JD Vance am Freitag den einzigen US-Militärstützpunkt auf Grönland und erhob dabei scharfe Vorwürfe gegen den dänischen Nato-Verbündeten.
"Unsere Botschaft an Dänemark ist sehr einfach: Sie haben keine gute Arbeit für die Menschen in Grönland geleistet", sagte Vance bei seinem Besuch. Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen hatte zuvor "inakzeptablem Druck" aus Washington angeprangert.
Scholz: Kanada "kein Bundesstaat von irgendwem"
Ähnlich deutlich wie Nielsen äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholz zu Gebietsansprüchen, die die US-Regierung zuletzt gegenüber Kanada formuliert hatte. "Kanada ist kein Bundesstaat von irgendwem. Kanada ist eine stolze, unabhängige Nation", sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend bei der Eröffnung der Hannover-Messe, dessen Partnerland Kanada in diesem Jahr ist. "We stand by your side", fügte er auf Englisch hinzu. Kanada habe Freunde überall auf der Welt – und ganz besonders viele in Deutschland und Europa.
Scholz wies darauf hin, dass es sehr ungewöhnlich sei, dass man unter Nachbarn, Alliierten und G7-Partnern betonen müsse, dass man unabhängig sein wolle. Ministerpräsident Mark Carney sei noch vor seinem Amtsantritt gezwungen gewesen zu versichern, dass Kanada "niemals, in welcher Form auch immer, ein Teil der USA sein" werde. "Es sind Sätze, die auch uns hier in Europa bewegen", fügte der Kanzler hinzu.
Trump: "Müssen Grönland haben"
Der US-Präsident hatte in der vergangenen Woche gesagt: "Wir müssen Grönland haben." Für die internationale Sicherheit und den Weltfrieden sei das sehr wichtig, so Trump zu Reportern im Weißen Haus. Zuvor hatte Trump auch häufiger davon gesprochen, Kanada zum 51. Bundesstaat der USA zu machen.
Grönland gehört offiziell zum Königreich Dänemark, genießt aber einen weitgehend autonomen Status innerhalb der sogenannten dänischen Reichsgemeinschaft. Die Insel hat etwa 57.000 Einwohner.
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen will am Mittwoch nach Grönland reisen. Es gehe nach ihren Worten darum, die Bindung mit Dänemark zu stärken. Vorgesehen sind unter anderem Gespräche mit Nielsen. Sie habe den größten Respekt davor, wie die Grönländer mit dem großen Druck auf ihr Land umgingen, sagte Frederiksen einer Mitteilung zufolge. Es sei eine Situation, die nach Einigkeit verlange.
- Nachrichtenagentur dpa und Reuters